Dienstag, 7. Juni 2016

Letzter Segeltag mit der Gipsy

Montag, 06. Juni 2016. Scarborough Marina. Eines der Fahrräder verkauft

Immer noch sehr viel Wind, aber auch heute kein Regen. Unsere Fahrräder bekommen eine intensive WD 40 Pflege. Gerade, als ich damit fertig bin, bekommen wir Besuch von Dave, der gestern mit einer perfekt ausgestatteten 39iger Beneteau hier in die Marina eingelaufen ist. Er liegt am Steg gegenüber und ist von der Gipsy ganz begeistert. Dave ist Australier und hat sein Boot erst vor einem Jahr von einem Paar gekauft, das damit 10 Jahre lang im Pazifik und Asien gesegelt war, sich dann aber etwas größeres zugelegt hat.

Eine Stunde später kommt er zurück und fragt, ob wir die Fahrräder mit dem Boot verkauft hätten. Als wir verneinen, fragt er, ob er eines davon kaufen könne. Er akzeptiert den Preis sofort, den ich ihm nenne und schwupps, haben wir nur noch ein Rad.

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Unsere Lieblingssitzpositionen im Salon. Wenn wir am Abend Videos schauen, kommt der Laptop mittig auf den Tisch. Der Screen ist groß genug für diese Entfernung und wir haben nie einen größeren Bildschirm oder gar Fernsehen vermisst.

 

Dienstag, 07. Juni 2016. Scarborough Marina. Letzter Segeltag mit der Gipsy IIII

Wir stehen früh auf, weil es noch ein paar Dinge zu erledigen gilt, bevor unsere Nachfolger eintreffen, mit denen wir heute ihren ersten und unseren letzten Segelschlag machen wollen. Wichtigster Punkt auf der Liste ist, dass ich ins Wasser muss, um das Log-Laufrad freizuputzen und Bewuchs von der Schraube zu schaben. Nach den 7 Monaten, die das Boot hier still im Hafenwasser gelegen ist, haben sich ziemlich feste und harte Partikel darauf angesiedelt. Das Wasser ist empfindlich kalt im Vergleich zu dem, was wir sonst so gewohnt waren. Aber mit Neopren geht es doch ganz gut. Die Sicht ist auch nicht besonders toll, man kann maximal 50 cm weit sehen. Aber nach einer Viertelstunde ist der Job erledigt. Wie sich später zeigen wird, hemmt der Bewuchs unterm Schiff die Geschwindigkeit ganz erheblich. Ich schätze, dass wir um etwa 2 kn gebremst werden.

Eine halbe Stunde früher als angekündigt (was ich ja nicht besonders mag), steht Dave auf der Matte. Damit die Gipsy in Queensland vom neuen Eigner registriert (zugelassen) werden kann, benötigt Alex ein „Gas Certificate“. Dave ist jemand, der die Gasanlage überprüft und dieses Zertifikat gegen eine Gebühr von 120 AUD ausstellen kann. Was er aber heute nicht tut, denn unsere Anlage entspricht nicht australischen Standards. Und zwar, man sollte es ja kaum für möglich halten, ist es die Kupferleitung, die Stein des Anstoßes ist. Diese führt von der Box, wo die Gasflaschen untergebracht sind, bis zum Herd in der Küche, etwa 4 Meter lang. Dave hält die Vorschriften selbst für ausgemachten Blödsinn, kann sie aber natürlich nicht ändern. Es braucht eine neue Kupferleitung, die dicker ist, als die installierte und zusätzlich ummantelt. Mit österreichischer oder anderer Registrierung könnte das Boot die nächsten 100 Jahre in Australien verbleiben, ohne dass es dieses Zertifikat bräuchte. Als Problem wird offenbar nur angesehen, wenn ein Boot mit australischer Flagge in die Luft fliegt. So lange eine rot-weiß-rote Flagge am Heck weht, macht das nix.

Ist schon verrückt, dass man eine gute, funktionierende Anlage rauswerfen und neu einbauen muss. Das ist leider ziemlich aufwendig und wird die neuen Eigentümer wohl an die 2000 Dollar kosten, wenn man noch zwei neue Gasflaschen und die Gebühr fürs Zertifikat einrechnet. Und unsere deutschen Gasflaschen, die wir vor einem Jahr in Fiji noch mit einem Epoxyüberzug versehen und damit dauerhaft vor Rost geschützt haben, werden dann wohl auf den Müll wandern. Ist aber nicht zu ändern. Nun wird Dave – voraussichtlich Mitte nächster Woche – also wiederkommen und die komplette Gasleitung neu verlegen. Wird wohl einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.

Wendy und Alex treffen pünktlich um Halb neun ein. Nachdem Dave abgezogen ist, legen wir ab und segeln ein paar Meilen in der Deception Bay nach Norden, probieren alle Segel aus und ankern dann schließlich für eine Stunde. Das Wetter ist ideal. Sonne pur und Wind zwischen 12 und 15 Knoten. Für Christine reicht das schon, dass sie wieder leicht seekrank wird. Wir können Wendy und Alex eine Menge zeigen. Für sie geht es nicht nur darum, das Boot kennenzulernen, sondern sie brauchen eigentlich auch noch Segelunterricht, denn bisher waren sie Motorbootfahrer, und auch das noch nicht so lange. Gegen 13 Uhr sind wir wieder in der Marina zurück, wo wir erstmal eine Flasche Sekt aufmachen und Lachsbaguettes und Salate futtern, die die beiden mitgebracht haben. Es ist schließlich 16 Uhr, als sich Wendy und Alex wieder auf den Weg machen. Wir hatten einen sehr schönen Tag und glauben, dass wir ausgesprochenes Glück haben, unser Boot an ein so nettes Paar übergeben zu können.

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Ziemlich kalt, das Wasser und die Sicht ist mies. Muss aber trotzdem sein, wenn das Log funktionieren und der Propeller guten Schub liefern soll.

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Erstmals verlassen wir die Scarborough Marina, wenn auch nur für ein paar Stunden

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Alex und Wendy hören interessiert zu, als ich die Funktionsweise der Windsteueranlage erkläre

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Wendy und Alex am Steuer

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Die Bugleine fürs Anlegen wird klar gemacht

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Lunch mit Sekt

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