Mittwoch, 22. Juni 2016. Wir verlassen die Gipsy. Frühstück auf der Anico. Fahrt von Scarborough über Surfers Paradise nach Byron Bay. 226 km.
In der Nacht habe ich tatsächlich kaum geschlafen. Weniger wegen irgendwelcher Gedanken, die mich umgetrieben hätten als vielmehr wegen der dünnen und kleinen Flugzeugdecken und einem unzureichenden Kopfkissen (was Christine interessanterweise gar nicht tangiert hat).
Um Halb neun haben wir alles von Bord und ins Auto geräumt. Eine Dreiviertelstunde später kommen Wendy und Alex nebst einer Freundin und deren Tochter im vollbepackten Kombi vorgefahren. Wir holen die Truppe am Gate ab, die beiden kleinen Trolleys der Marina werden beladen, der Rest von Hand getragen, und dann auf die Gipsy verfrachtet. Ich selbst hätte jetzt als Neubesitzer das Bedürfnis gehabt, den ganzen Krempel erst mal vernünftig unter Deck zu verstauen, aber das wollen die neuen Eigner erst auf See machen und lassen erst mal alles in den Koffern und Taschen. Wir erhalten noch ein paar wirklich schöne Geschenke von den beiden und dann verabschieden wir uns. Um 1045 verlassen wir unser Schiff (das uns ja bereits seit einer Woche gar nicht mehr gehört hat) zum letzten Mal und zwei Minuten später sind alle Leinen gelöst und die neuen Eigner unterwegs zu ihren eigenen Abenteuern. Wir winken zum Abschied und ich muss ganz erstaunt feststellen, dass mir weder eine Träne die Wangen runterrollt noch ein Kloß im Hals sitzt. Vielleicht ist das dem Tempo zu verdanken, mit dem diese Aktion hier heute über die Bühne geht.
Ich bin zwar nach wie vor etwas traurig, dass diese tolle Episode nun definitiv der Vergangenheit angehört, aber es nimmt mich doch weniger mit, als befürchtet. Woran mag das liegen? Zum Einen sicherlich daran, dass dieser Verkauf so perfekt über die Bühne gegangen ist, wie es gar nicht besser hätte sein können. Erstens blitzschnell, zweitens haben wir mehr Geld bekommen, als erwartet, drittens gab es während der ganzen Abwicklung nicht das kleinste Problem und viertens hat das Boot ganz tolle neue Eigner gefunden. Zum Anderen liegt es vielleicht auch in der Tatsache begründet, dass es schon einige neue Ideen gibt, wie wir unsere künftige Zeit interessant und abwechslungsreich gestalten. Machst Du eine Tür zu, geht halt eine andere auf.
Nachdem die Box der Gipsy nun verwaist da liegt, marschieren wir rüber zur Anico, denn dort sind wir zum Frühstück eingeladen. Wir sitzen noch zwei Stunden bei Kaffee und Toast im Cockpit der Hallberg Rassy, bevor wir uns auch von Regina und Michael verabschieden.
Mit dem Auto starten wir um 1145 gen Süden. Zunächst geht es durch Brisbane hindurch und dann auf der M1 an die Gold Cost mit ihren ewig langen, goldgelben Sandstränden. Wir fahren rein nach Surfers Paradise, wo wir auf einem Strandparkplatz mitten in der Stadt das Auto abstellen, unsere Lachssandwiches futtern und am Beach spazierengehen. Die Skyline von Surfers Paradise hat schon was vor dem blauen Himmel. Die Hochhäuser stehen teilweise so dicht am Strand, dass nicht mal einen Straße davor verläuft, also mehr oder weniger im Sand.
Anschließend geht es weiter. Kurzer Cappuccino-Stop in Brunswick Head und dann noch die restlichen 20 Kilometer bis Byron Bay, einem tollen Urlaubsort, wo wir für 3 Tage eine Cabin reserviert haben. Bevor wir die ansteuern, geht es aber noch zum Leuchtturm, von wo aus wir den Sonnenuntergang anschauen. Es ist schon dunkel und fast 18 Uhr, als wir schließlich unser helles und sehr passables Domizil erreichen.
Letzter Sonnenaufgang für uns in Scarborough. Wir stehen schon früh auf heute.
Wir hinterlassen unseren Nachfolgern noch eine Flasche Schampus und die Handtücher mit dem eingestickten Schiffsnamen
Das Auto von Alex und Wendy wird ausgeräumt. Den großen Hoola Hoop wird sie wohl nicht durchs Schiebeluk kriegen sondern an Deck lagern müssen.
Jede Menge Taschen und Koffer wandern aufs Schiff. Wahrscheinlich genau so viel, wie wir in Kartons verpackt haben. Jedenfalls wirkt es so.
Letzter Schritt von Bord
Eine halbe Stunde nach Ankunft der neuen Crew werden die Leinen schon losgeworfen
22. Juni 2016, Scarborough
17. Juli 2010, Emden.
Die Box ist leer
Zum Frühstück sind wir auf der Anico eingeladen, bevor wir mittags mit dem Auto gen Süden starten. Wir verabschieden uns heute nicht nur von unserem Boot, sondern auch von Regina und Michael. Die Chance, dass wir die beiden wiedersehen, ist allerdings größer, als dass wir die Gipsy noch mal zu Gesicht kriegen.
Erste Pause in Surfers Beach, einer Stadt mit beeindruckenden Hochhäusern am goldenen Sandstrand
Die Lachsbrötchen essen wir mit Blick auf den Strand an der Promenade davor
Keine hohe Brandung heute wegen des seit einigen Tagen wehenden Westwinds
Bei flüchtigem Hinschauen (und mit deutschsprachigem background) könnte man glauben, hier gäbe es billige Nudeln
Cabins in Brunswick Head. Unverschämt teuer, deshalb fahren wir 20 km weiter nach Byron Bay. Der Ort ist eh viel schöner und mit der Cabin haben wir auch Glück.
Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang (leider nicht besonders spektakulär) erreichen wir Byron Bay Lighthouse
Zum Abschied haben uns Wendy und Alex noch mit einigen netten Präsenten überrascht (ein guter Sekt, Weinkühler und Kissenbezug mit Aboriginal Art Desing, Sektflaschenverschluss und ein Honig-/Wachs-tuch zum Einpacken von Käse)
Heutige Strecke von Scarborough via Brisbane, Surfers Paradise und Brunswick Heads nach Byron Bay. 226 km.
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