Mittwoch, 4. November 2015

Segelschaden

Mittwoch, 04. November 2015, Redcliffe Marina, Queensland, Australien. Yoga, die Segel kommen weg und die Fahrräder werden ausgepackt

Obwohl müde, habe ich schlecht geschlafen. Irgendwelche Kleinviecher, vielleicht sandflies, jedenfalls keine Mücken, verursachen unglaublichen Juckreiz an den Unterschenkeln und ich habe das Gefühl, die halbe Nacht damit zu verbringen, meine Füße wechselseitig mit Druck an den Waden und Knöcheln entlangzuschubbern. Deshalb ist auch diese Nacht wieder sehr kurz, denn um 5 Uhr 20 bin ich schon auf den Beinen. Ich will endlich mein Yoga Programm wieder aufnehmen und bin gespannt, wie das gehen wird nach der nun mehr als dreiwöchigen Pause. Ich packe die Matte auf den breiten Betonsteg und lege um Halb Sechs los. Bin überrascht, dass ich das Niveau doch mehr oder weniger gehalten habe. Nur die Reihenfolge der Übungen habe ich nicht mehr sicher auf der Platte. Wahrscheinlich vergesse ich auch einige, denn am Ende bin ich 10 Minuten früher fertig, als sonst.

Während ich yogaee (das Verb gibt es sicher nicht), begibt sich Christine auf eine Walking-Runde außerhalb der Marina. Sie kommt dann ganz begeistert zurück. Ja, es ist wirklich schön hier.

Nach dem Frühstück rollen wir die Vorsegel aus und spritzen sie mit Süßwasser ab, bevor wir sie abnehmen können und verstauen. Auch die Schoten und Leinen an Deck kriegen eine Süßwasserwäsche. Die Segel brauchen trotz Sonne und leichtem Lüftchen lange, bis sie in den Bereichen mit dem aufgenähten UV-Schutz trocken sind. Da mittags der Wind zulegt, sollten wir uns aber sputen, die Lappen runterzukriegen. Besonders die Genua mit ihren 54 Quadratmetern macht echte Probleme, wenn es zu stark windet.

Nachdem die Kutterfock unten und gefaltet ist, macht das Niederholen der Genua aber Schwierigkeiten. Sie fällt einen halben Meter, lässt sich dann aber weder runterholen noch wieder vorheißen. Mir schwant schon, was da los ist, denn dieses Problem hatten wir vor 6 Jahren in Emden auch schon einmal. Ich muss in den Mast, bewaffnet mit Kombizange und Inbusschlussel. Das Aluminiumprofil, in dem das Vorliek des Segels läuft, besteht aus mehreren Stücken, die miteinander verschraubt sind. Der obere Meter hatte sich gelöst und ist nach oben gewandert, mit Sicherheit schon während der Überfahrt von Noumea nach Brisbane. Der Kopfbeschlag mit dem Kugellager, an dem einerseits das Fall, andererseits der Segelkopf angeschäkelt sind, kann nun nicht mehr auf noch ab, weil er sich verkantet und jetzt mehr oder weniger direkt auf dem Stag hängt. Ist etwas Turnerei da in 16 Meter Höhe, weil ich, damit es schneller geht, ohne Bootsmannstuhl hoch bin. Fall direkt am Segel anschäkeln. Fall holen (macht Christine an Deck). Segel vom Drehbeschlag abschäkeln. Segel etwas abfieren, den Beschlag über das Profil nach unten rutschen lassen, Profil wieder zusammenschrauben. Niederentern. Jetzt kriegen wir das Segel problemlos und trocken an Deck, müssen aber auch einen Schaden registrieren, für den es einen Segelmacher braucht. Das Vorliek hat sich an den scharfen Kanten des Aluprofils aufgescheuert. Lange hätten wir damit nicht mehr segeln können. Das große Segel bringen wir an Land auf den Rasen, um es zu falten. Als wir damit fertig sind, ist es fast 13 Uhr.

Nach dem Mittagessen geht es mit diversen Arbeiten an Deck weiter: Alle nicht nötigen Leinen wegnehmen, den Außenborder mit Süßwasser spülen, die Fahrräder auspacken, das Landanschlusskabel mit einem australischen Stecker versehen, und, und, und ...

Der Arbeitstag ist um 1730 zu Ende. Mittlerweile pfeift es wieder körig (vorarlberger Quasi-Superlativ für alles mögliche) und zum Abendessen an Deck müssen wir uns schon wieder warm anlegen.

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Schmetterling vorm Wind in der Box. Ich habe die Segel mit Süßwasser abgespritzt und nun müssen sie eine Weile so stehen, um zu trocknen.

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Problem beim Niederholen der Genua. Nach einem Meter geht es weder vor noch zurück. Das obere Ende des aus mehreren Teilen bestehenden Alu-Profils hat sich gelöst und der Drehbeschlag hat sich dort verkantet

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Außerdem ist das Vorliek des Segels arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Jetzt brauchen wir einen Segelmacher

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Das ist die Genua in halbwegs loser Form

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Falten der 54 qm auf dem Rasen vorm Marina-Office

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Und so klein ist das fertig verschnürte Paket

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Noch ein Schaden. Die Bespannung der Windfahne ist gerissen. Da müssen wir uns wohl von Hydrovane aus Kanada eine neue schicken lassen.

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