Montag, 2. November 2015

Ankunft in Brisbane

Montag, 02. November 2015, von Noumea nach Brisbane, 8. Seetag und Ankunft, 38 sm, Einklarierungsprozedere in der Rivergate Marina

Die nächtliche Einfahrt in die Moreton Bay hat was, das muss man ihr lassen. Wegen der verschiedenen Fahrwasser gibt es überall Lichtergefunkel in rot, grün (Lateraltonnen), gelb (Sonderzeichen) und weiß (Leuchtfeuer und Kardinalsystem). Nachdem ich mein Mitternachtsprogramm am PC erledigt habe, kann Christine sich um 1 Uhr in die Koje legen und etwas schlafen. Ich bin eigentlich auch ziemlich müde, aber dem komme ich bei, indem ich mir um 3 Uhr, als der Seegang weiter innen in der Bay langsam nachlässt, einen starken Kaffee koche. Zusammen mit ein paar Stück Schokolade (Milka 300 g Toffee Ganznuss. Hoffentlich nimmt die Bio-Security uns nicht die zwei Tafeln ab, die noch im Kühlschrank lagern) weckt das die Lebensgeister und vorerst bin ich wieder fit.

In der Fahrrinne kommt mir ein großes Handelsschiff entgegen. Ansonsten ist es ruhig. Der Wind lässt etwas nach und so kommt es, dass wir unter Kutterfock mit den 4 Knoten, die wir laufen, gar nicht weiter bremsen müssen. Auch einen Ankerplatz hätten wir so nicht um 4 Uhr, sondern erst um 6 Uhr erreicht (na ja, unter Genua vielleicht um 5 Uhr).

Um 6 Uhr 30 fahren wir in den Brisbane River ein, zwischen Hafen- und Kaianlagen zu beiden Seiten hindurch. Anmeldung über Funk bei den Hafenbehörden, 8 Meilen später, um genau 0930 Uhr Bordzeit (local time 0830) machen wir an der Zollpier der Rivergate Marina fest.

5 Minuten später stehen schon zwei blau uniformierte Jungs von der Border Control Behörde auf der Matte, bzw. vorm Schiff und kommen an Bord. So schnell hatten wir die Officials noch nie an Deck. Zwei ausgesprochen freundliche Officers, die wirklich alles Lüge strafen, was da an schlechter Repuation über die Jungs verbreitet wurde. Die beiden erledigen sowohl die Pass- wie auch die Zollformalitäten (allerdings müssen sie später noch mal wiederkommen, weil sie die Stempel vergessen hatten). Den Papierkram hatte ich vorab in Noumea schon ausgefüllt, so dass die ganze Aktion mehr eine nette Plauderei ist. Laut den Statuten darf man ja nur 2,25 Liter Alkohol pro Person einführen. Interessiert hier überhaupt nicht. Als ich danach frage, sagt einer der beiden: Okay, wenn Ihr jetzt einen Karton mit 12 Flaschen Whisky an Bord habt, dann müssen wir auch über eine Verzollung reden, aber sonst ... Viele der Angaben, die gefragt sind (wie z.B. eine Liste aller elektronischen Geräte samt Identifizierungsnummern werden nur im Interesse der Einreisenden gestellt. Ob man die wirklich korrekt und umfassend beantwortet, wie man das als gelernter Deutscher ja gerne macht, ist vollkommen wurscht). Auch unsere lange Liste mit den Medikamenten erregt zwar Erstaunen, ist aber auch in keiner Weise ein Problem.

Kurz nach diesen beiden netten Burschen kommt ein anderer freundlicher Kerl. Sein gelbes Hemd weist ihn als Bio-Security Officer aus. Auch der ist ausgesprochen nett und erklärt uns als erstes, was wir hier machen. Ein bisschen Papier natürlich, und dann geht er unter Bord und guckt sich das Schiff an. Der schaut wirklich in jede Kiste. Alle Polster müssen hoch, selbst die schwer zugänglichen Schapps will er sich anschauen. Auf der Suche ist er nach Termiten, Ameisen, irgendwelchen Schädlingen, vor allem im Holz. Zweites Thema sind die Lebensmittel. Da wir keine Eier, frisches Gemüse oder Obst mehr an Bord haben, nimmt er uns nur den Serrano-Schinken ab, obwohl der noch eingeschweißt ist (wegen Angst vor foot- and mouth deasease). Wir könnten den Schinken auch noch in seinem Beisein verspeisen, kein Problem. Die Schokolade dürfen wir behalten und auch unsere seltenen Muscheln (wie die Nautilus), die wir in Fiji und Neukaledonien geschenkt bekommen hatten, interessieren nicht. In einem großen gelben Sack entsorgt er freundlicherweise auch noch unseren gesamten Bordmüll. Allerdings kostet der Spaß auch 380 Australische Dollars (per Kreditkarte), etwa 250 Euro. Teure Müllabfuhr, wenn man so will.

Wir können jedenfalls allen Seglern, die Australien als Ziel erwägen, nur raten, sich von den Schauermärchen nicht verschrecken zu lassen. So kompetente und zugleich zugängliche und freundliche Burschen haben wir jedenfalls selten bei Customs und Co angetroffen. Innerhalb von anderthalb Stunden ist alles erledigt und wir brauchten keinen Fuß vors Schiff zu setzen.

Zwei Stunden nach uns treffen dann auch Ian, Yoli und Rita mit der Misty Blue ein, bei denen wir am Abend zum Sundowner eingeladen sind. Ian ist Australier und kennt sich in Brisbane gut aus. Da erfahren wir noch einige interessante Dinge über unsere Heimat der nächsten Wochen.

Die Rivergate Marina liegt verkehrstechnisch sehr ungünstig, um Brisbane zu erkunden. Ohne Taxi kommt man nicht weg. Deshalb entschließen wir uns, morgen früh schon wieder weiter zu ziehen und noch die 20 Meilen bis Scarborough zu fahren, wo wir die Gipsy die nächsten Monate parken wollen.

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