Freitag, 30. Oktober 2015

Noumea - Brisbane, 4. Seetag

Donnerstag, 29. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 4. Seetag, 122 sm üG, 129 dW. Endlich Wind, aber das Wetter wird auch schlechter. Bergfest.

In meiner Wache von Mitternacht bis 4 Uhr ist der Wind weiter schwach, um die 6 Knoten aus Süd. Also zockeln wir mit 2 bis 3 Knoten dahin. Die Hydrovane schafft es immerhin, das noch zu steuern, wenn auch mit ordentlichen Ausschlägen, wenn der Wind gerade mal wieder für eine halbe Minute ganz aussetzt. Um 0520 ist dann wieder totale Flaute und Christine schmeißt die Maschine an. Zum Segel bergen komme ich kurz an Deck. Es ist schon taghell.

Neun Uhr zehn: Der Wind kommt ganz plötzlich, auch wenn er sich durch die Front ankündigt, deren Wolken und einzelne Regenfelder wir von Backbord her aufziehen sehen. Stimmt ziemlich mit dem Wetterbericht überein. Außerdem hatte ich um 0730 in der Funkrunde des "d'under nets" (kurz für down under) auf 8230 khz, das von Brian auf der Darremy als net controller geleitet wird, schon von den weiter südlich stehenden Booten gehört, dass sie 16 kn Wind aus SE haben. In diesem Funknetz sind Yachten versammelt, die derzeit von Neukaledonien nach Australien segeln, u.a. eben wir, Darremy, Anico und Misty Blue. Die Destinationen unterscheiden sich allerdings. Das am weitesten nördlich liegende Ziel ist Bundaberg, dann kommt Brisbane. Einige Boote fahren auch deutlich weiter südlich Richtung Coffs Harbour oder Newcastle, das nördlich von Sydney liegt, gar nicht mal so weit entfernt von der größten Stadt Australiens.

Jedenfalls haben wir innerhalb von 3 Minuten 15 Knoten Wind aus Südost, in der kommenden Viertelstunde legt er dann sogar auf 20 Knoten zu und wir machen unter Genua 7 Knoten durchs Wasser. Schon eine Stunde zuvor hatte sich der Wind durch die schnell höher werdende Dünung angekündigt, die innerhalb kurzer Zeit von einem auf zwei Meter ansteigt. Noch sind die Schiffsbewegungen angenehm, weil sich noch keine Windwelle aufgebaut hat, aber das wird sich jetzt schnell ändern.

Tatsächlich, eine Stunde später ist es schon ziemlich ruppig bei einer kurzen, steilen Welle von 2 bis 2,5 m und dem stärker werdenden Wind, der in Böen auf 23 kn (Beaufort 6) zulegt. Die Genua wird gegen die Kutterfock ausgetauscht und das halbe Großsegel gesetzt. Nun sind wir zwar flott unterwegs mit oft 7 oder 8 Knoten durchs Wasser, aber tagsüber haben wir permanente Gegenströmung von 1,5 kn. In den vergangenen Tagen war das mal so, mal so. Je nach Tide hatten wir ein paar Stunden mitlaufenden Strom, dann wieder gegenläufigen. Allerdings handelte es sich da auch immer nur um einen halben Knoten.

Christine muss Seekrankheitstabletten nehmen und bevor die wirken, geht es ihr selbst in der Koje nicht besonders gut, wo sie von 8 bis 15 Uhr liegen bleibt, um mich dann mal für 2 Stunden abzulösen, die ich für etwas Schlaf nutze. Um 17 Uhr weckt sie mich, weil eine riesige Herde Delphine auf uns zukommt. Wir schätzen mindestens 200 Tiere, die in größeren Gruppen immer schön aus dem Wasser springen. Leider kommen sie nicht näher als etwa 200 Meter heran, aber wir können sie sicher eine Viertelstunde lang gut beobachten.

Den Eintopf am Abend essen wir aus Müslischalen, beide im Niedergang sitzend. Das bequeme Dinieren ist vorerst vorbei. Christine verkeilt sich quer zwischen den Seitenwänden, ich sitze mit Blick voraus auf der obersten Stufe des Niedergangs. Am Nachmittag sehen wir im AIS einen Kontakt. Dem Namen nach scheint es ein asiatisches Handelsschiff zu sein, das aber nicht näher als bis auf 11 Meilen herankommt, also außer Sicht bleibt.

Um 22 Uhr passieren wir das Kelso Riff südlich mit 8 sm Abstand. Diese Spitze eines Unterwasserberges ragt 3000 Meter vom Meeresboden bis 15 Meter unter die Wasseroberfläche. Zwar nicht unbedingt gefährlich, aber bei größerem Seegang kann sich dort schon eine mehr als unangenehme See aufbauen, weshalb wir diesen Seamount bewusst umfahren. Auch südlich liegt so ein Berg, dessen Gipfel aber immerhin 150 Meter unter der Oberfläche liegt. Wie wir gehört haben, soll aber auch das hin und wieder zu Turbulenzen führen.

Um Mitternacht liegen noch 396 Meilen vor uns. Die Hälfte haben wir also geschafft.

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