Donnerstag, 29. Oktober 2015

Noumea - Brisbane, 3. Seetag

Mittwoch, 28. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 3. Seetag, 117 sm üG, 111 dW, 26 Motorstunden am Stück, toller Green Flash

So viele Motorstunden am Stück hatten wir noch nie. Der Diesel rennt mehr als 26 Stunden ohne Unterbrechung. Immer mit 1500 Umdrehungen, was derzeit laut Log im Schnitt 4,8 kn dW entspricht, wenn weder Wind noch Welle von vorn bremsen. Mit dem nachlassenden Ostwind in der zweiten Nachthälfte, erst 8, dann nur noch 5 Knoten, kann man nicht mehr gut segeln, wenn man auf Westkurs ist. Schlagende Segel und zu geringe Geschwindigkeiten von unter 3 kn.

Ab 8 Uhr herrscht bleierne Flaute, kein Lüftchen regt sich mehr, die Wasseroberfläche ist spiegelglatt, abgesehen von dem immer noch etwa 1 m hohen Schwell. Jetzt sehen wir permanent die blauen "Portugiesischen Galeeren", eine hochgiftige Quallenart, die ihren Namen wegen eines aus dem Wasser ragenden "Segels" bekommen haben, an uns vorüberziehen. Sie sind so klein (im Schnitt vielleicht 5 cm lang), dass man sie schon bei einer leichten Kräuselung des Wassers gar nicht sehen würde. Es gibt auch größere Exemplare, aber davon bekommen wir heute keine zu Gesicht. Abgesehen vom Brummen des Volvos herrscht eine schöne Stimmung und das Leben an Bord ist angenehm: Wir fahren auf ebenem Kiel, d.h. ohne Krängung und es gibt Strom im Überfluss. Ganz bequem, als lägen wir vor Anker, können wir die Mahlzeiten normal am Tisch einnehmen. Bei rauheren Bedingungen hält man dagegen alles in der Hand, weil sonst Getränke umfallen und z.B. ein Eintopfgericht aus dem tiefen Teller schwappen würde.

Um kurz vor drei am Nachmittag spüren wir dann eine leichte Brise, aus der gekräuselten Wasseroberfläche entsteht eine kleine Windwelle, die die Dünung überlagert, aber ohne dass dies auf die Bootsbewegungen einen Einfluss hätte. Nach dem klarblauen Himmel vom Vormittag bekommen wir jetzt eine leichte Passatbewölkung mit 20 % cloud cover. Der Wind kommt aus 200 Grad und bläst gerade mal mit 6 bis 8 Knoten. Da wir nun aber einen Kurs Hoch am Wind fahren, reicht dieses laue Lüftchen aus, uns im Schnitt mit 5 Knoten zu ziehen (bei 7 kn Wind machen wir Hoch am Wind 5 kn FdW), da uns keine Welle bremst. Unter Genua und Großsegel schieben wir leichte Lage und fahren fast wie auf Schienen. Tolles Segeln. Wenn man es sich aussuchen könnte: So sollte es immer sein! In Christines Wache von 21 bis 24 Uhr nimmt der Wind leider wieder ab und unsere Fahrt durchs Wasser geht auf bis zu 1,5 kn runter. Schade, vielleicht werden wir in der Nacht doch noch mal die Maschine brauchen. Weil die Segel aber nicht schlagen, werden wir das erst machen, wenn wir die Steuerfähigkeit verlieren.

Am Abend sehen wir einen phantastischen Green Flash, so deutlich, wie schon lange nicht mehr, wohl wegen der ausgezeichneten Sicht. Und es kommt mir so vor, als hätten wir heute die dritte Vollmondnacht. Auch heute sieht der Mond wieder kreisrund aus und ist durchs Fernglas so deutlich zu erkennen, dass man glaubt, jeden Krater ausmachen zu können (tatsächlich ist erst heute Vollmond). Der tiefstehende Trabant reflektiert sein Licht in Form von Millionen kleinen Diamanten auf dem leicht angekräuselten Wasser. Oder als hätte jemand aus einem riesigen Sack Swarowski-Kristalle großzügig verteilt. Diesen Eindruck hat man jedenfalls, wenn man dieses Glitzermeer durch den Feldstecher anschaut. Einfach bezaubernd. Kleiner Nachtrag übrigens zu gestern: Das Planetenpärchen Venus und Jupiter ist dann doch noch aufgegangen, allerdings erst gegen 3 Uhr.

Um Mitternacht liegen noch 512 Meilen vor uns, wenn wir keine Umwege fahren müssen.

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