Samstag, 31. Oktober 2015

20.000 Seemeilen

Freitag, 30. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 5. Seetag, 153 sm üG, 153 dW. 20.000 Seemeilen im Kielwasser

Überall liegen jetzt die Schuppen herum. Gestern Abend, so um 21 Uhr herum, also schon im Dunkeln, landeten zwei fliegende Fische, vielleicht 20 cm lang, im Cockpit. Den ersten hatte ich gar nicht bemerkt. Der muss noch in meiner Wache sein Ende gefunden haben. Im Todeskampf zappeln die Biester wie verrückt und zerlegen ihre Haut dabei, die sich in quadratzentermetergroßen feinen Blättchen hierhin und dorthin verteilt. Diese Stückchen kleben dann am Boden oder den Wänden und sind dort nur schwer wieder zu entfernen. Interessanterweise haften sie aber auch sehr gern an den Füßen, so dass man den halben Fisch auf diese Art und Weise auch unter Deck verfrachtet. Sind wir froh, dass so eine fliegende Granate nicht wieder an Christines Kopf gelandet ist, wie damals auf der Atlantiküberquerung.

Wir haben tolles Segelwetter heute. Wind um 15 kn aus SE. Die Welle wird länger und ist nur noch 1,5 m hoch. Während Christine am Vormittag schläft, sitze ich stundenlang im Cockpit, genieße die Situation und mache nichts anderes, als ganz bewusst Musik zu hören. Unser Vorrat ist ja fast grenzenlos und die Auswahl supertoll, so dass man von einem Favourite zum nächsten Lieblingslied hopsen kann. Kopfhörer im Ohr, iPad in der Hand, leichte Bootsbewegungen (die ich derzeit genieße und Christine verflucht), Sonne, gute Fahrt: Das Leben kann schon schön sein. Und tolle Musik kann das noch zusätzlich unterstreichen.

Die Strömung läuft heute überwiegend in unsere Richtung, wenn auch nicht so stark, wie sie gestern gegenan stand. Ich vermute, dass es da einen Zusammenhang mit den Seamounts gibt, die wir gestern passiert haben. Am Abend ist es deutlich länger hell; kein Wunder, denn wir segeln schließlich nach Westen. Dunkel ist es jetzt erst um 1930. 10 Grad Längenunterschied, die wir nun fast gemacht haben, sind gut für 40 Minuten späteren Sonnenuntergang. Außerdem gibt es auch noch den Effekt aus den zweieinhalb Grad Süd, die die Dämmerungszeit und das Tageslicht insgesamt etwas verlängern.

Da ich mit meiner Statistik nicht ganz aktuell war, ist mir doch glatt untergeschnitten, dass wir am Mittwoch unsere 20.000 ste Seemeile im Kielwasser gelassen haben, seitdem wir am 17. Juli 2010 in Emden ausgelaufen sind. Haben wir doch glatt vergessen, eine Flasche Schampus zu köpfen. Selbst wenn wir es nicht vergessen hätten, wäre das überhaupt nicht möglich gewesen, denn wir haben gar keinen Sekt an Bord, sondern nur noch ein paar angebrochene Flaschen Spirituosen und 5 Flaschen Wein. Die Bestände haben wir absichtlich so weit runtergefahren, damit wir in Australien keinen Einfuhrzoll bezahlen müssen. Da dort der Liter Bier genauso zählt, wie anderer Stoff und pro Kopf nur 2,25 Liter Alkohol erlaubt sind, befindet sich auch kein einziger Tropfen Bier mehr an Bord.

Am Ende des Tages haben wir noch 262 Seemeilen vor uns. Der Wind lässt nach und wir werden langsamer.

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