Samstag, 31. Oktober 2015

20.000 Seemeilen

Freitag, 30. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 5. Seetag, 153 sm üG, 153 dW. 20.000 Seemeilen im Kielwasser

Überall liegen jetzt die Schuppen herum. Gestern Abend, so um 21 Uhr herum, also schon im Dunkeln, landeten zwei fliegende Fische, vielleicht 20 cm lang, im Cockpit. Den ersten hatte ich gar nicht bemerkt. Der muss noch in meiner Wache sein Ende gefunden haben. Im Todeskampf zappeln die Biester wie verrückt und zerlegen ihre Haut dabei, die sich in quadratzentermetergroßen feinen Blättchen hierhin und dorthin verteilt. Diese Stückchen kleben dann am Boden oder den Wänden und sind dort nur schwer wieder zu entfernen. Interessanterweise haften sie aber auch sehr gern an den Füßen, so dass man den halben Fisch auf diese Art und Weise auch unter Deck verfrachtet. Sind wir froh, dass so eine fliegende Granate nicht wieder an Christines Kopf gelandet ist, wie damals auf der Atlantiküberquerung.

Wir haben tolles Segelwetter heute. Wind um 15 kn aus SE. Die Welle wird länger und ist nur noch 1,5 m hoch. Während Christine am Vormittag schläft, sitze ich stundenlang im Cockpit, genieße die Situation und mache nichts anderes, als ganz bewusst Musik zu hören. Unser Vorrat ist ja fast grenzenlos und die Auswahl supertoll, so dass man von einem Favourite zum nächsten Lieblingslied hopsen kann. Kopfhörer im Ohr, iPad in der Hand, leichte Bootsbewegungen (die ich derzeit genieße und Christine verflucht), Sonne, gute Fahrt: Das Leben kann schon schön sein. Und tolle Musik kann das noch zusätzlich unterstreichen.

Die Strömung läuft heute überwiegend in unsere Richtung, wenn auch nicht so stark, wie sie gestern gegenan stand. Ich vermute, dass es da einen Zusammenhang mit den Seamounts gibt, die wir gestern passiert haben. Am Abend ist es deutlich länger hell; kein Wunder, denn wir segeln schließlich nach Westen. Dunkel ist es jetzt erst um 1930. 10 Grad Längenunterschied, die wir nun fast gemacht haben, sind gut für 40 Minuten späteren Sonnenuntergang. Außerdem gibt es auch noch den Effekt aus den zweieinhalb Grad Süd, die die Dämmerungszeit und das Tageslicht insgesamt etwas verlängern.

Da ich mit meiner Statistik nicht ganz aktuell war, ist mir doch glatt untergeschnitten, dass wir am Mittwoch unsere 20.000 ste Seemeile im Kielwasser gelassen haben, seitdem wir am 17. Juli 2010 in Emden ausgelaufen sind. Haben wir doch glatt vergessen, eine Flasche Schampus zu köpfen. Selbst wenn wir es nicht vergessen hätten, wäre das überhaupt nicht möglich gewesen, denn wir haben gar keinen Sekt an Bord, sondern nur noch ein paar angebrochene Flaschen Spirituosen und 5 Flaschen Wein. Die Bestände haben wir absichtlich so weit runtergefahren, damit wir in Australien keinen Einfuhrzoll bezahlen müssen. Da dort der Liter Bier genauso zählt, wie anderer Stoff und pro Kopf nur 2,25 Liter Alkohol erlaubt sind, befindet sich auch kein einziger Tropfen Bier mehr an Bord.

Am Ende des Tages haben wir noch 262 Seemeilen vor uns. Der Wind lässt nach und wir werden langsamer.

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Freitag, 30. Oktober 2015

Noumea - Brisbane, 4. Seetag

Donnerstag, 29. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 4. Seetag, 122 sm üG, 129 dW. Endlich Wind, aber das Wetter wird auch schlechter. Bergfest.

In meiner Wache von Mitternacht bis 4 Uhr ist der Wind weiter schwach, um die 6 Knoten aus Süd. Also zockeln wir mit 2 bis 3 Knoten dahin. Die Hydrovane schafft es immerhin, das noch zu steuern, wenn auch mit ordentlichen Ausschlägen, wenn der Wind gerade mal wieder für eine halbe Minute ganz aussetzt. Um 0520 ist dann wieder totale Flaute und Christine schmeißt die Maschine an. Zum Segel bergen komme ich kurz an Deck. Es ist schon taghell.

Neun Uhr zehn: Der Wind kommt ganz plötzlich, auch wenn er sich durch die Front ankündigt, deren Wolken und einzelne Regenfelder wir von Backbord her aufziehen sehen. Stimmt ziemlich mit dem Wetterbericht überein. Außerdem hatte ich um 0730 in der Funkrunde des "d'under nets" (kurz für down under) auf 8230 khz, das von Brian auf der Darremy als net controller geleitet wird, schon von den weiter südlich stehenden Booten gehört, dass sie 16 kn Wind aus SE haben. In diesem Funknetz sind Yachten versammelt, die derzeit von Neukaledonien nach Australien segeln, u.a. eben wir, Darremy, Anico und Misty Blue. Die Destinationen unterscheiden sich allerdings. Das am weitesten nördlich liegende Ziel ist Bundaberg, dann kommt Brisbane. Einige Boote fahren auch deutlich weiter südlich Richtung Coffs Harbour oder Newcastle, das nördlich von Sydney liegt, gar nicht mal so weit entfernt von der größten Stadt Australiens.

Jedenfalls haben wir innerhalb von 3 Minuten 15 Knoten Wind aus Südost, in der kommenden Viertelstunde legt er dann sogar auf 20 Knoten zu und wir machen unter Genua 7 Knoten durchs Wasser. Schon eine Stunde zuvor hatte sich der Wind durch die schnell höher werdende Dünung angekündigt, die innerhalb kurzer Zeit von einem auf zwei Meter ansteigt. Noch sind die Schiffsbewegungen angenehm, weil sich noch keine Windwelle aufgebaut hat, aber das wird sich jetzt schnell ändern.

Tatsächlich, eine Stunde später ist es schon ziemlich ruppig bei einer kurzen, steilen Welle von 2 bis 2,5 m und dem stärker werdenden Wind, der in Böen auf 23 kn (Beaufort 6) zulegt. Die Genua wird gegen die Kutterfock ausgetauscht und das halbe Großsegel gesetzt. Nun sind wir zwar flott unterwegs mit oft 7 oder 8 Knoten durchs Wasser, aber tagsüber haben wir permanente Gegenströmung von 1,5 kn. In den vergangenen Tagen war das mal so, mal so. Je nach Tide hatten wir ein paar Stunden mitlaufenden Strom, dann wieder gegenläufigen. Allerdings handelte es sich da auch immer nur um einen halben Knoten.

Christine muss Seekrankheitstabletten nehmen und bevor die wirken, geht es ihr selbst in der Koje nicht besonders gut, wo sie von 8 bis 15 Uhr liegen bleibt, um mich dann mal für 2 Stunden abzulösen, die ich für etwas Schlaf nutze. Um 17 Uhr weckt sie mich, weil eine riesige Herde Delphine auf uns zukommt. Wir schätzen mindestens 200 Tiere, die in größeren Gruppen immer schön aus dem Wasser springen. Leider kommen sie nicht näher als etwa 200 Meter heran, aber wir können sie sicher eine Viertelstunde lang gut beobachten.

Den Eintopf am Abend essen wir aus Müslischalen, beide im Niedergang sitzend. Das bequeme Dinieren ist vorerst vorbei. Christine verkeilt sich quer zwischen den Seitenwänden, ich sitze mit Blick voraus auf der obersten Stufe des Niedergangs. Am Nachmittag sehen wir im AIS einen Kontakt. Dem Namen nach scheint es ein asiatisches Handelsschiff zu sein, das aber nicht näher als bis auf 11 Meilen herankommt, also außer Sicht bleibt.

Um 22 Uhr passieren wir das Kelso Riff südlich mit 8 sm Abstand. Diese Spitze eines Unterwasserberges ragt 3000 Meter vom Meeresboden bis 15 Meter unter die Wasseroberfläche. Zwar nicht unbedingt gefährlich, aber bei größerem Seegang kann sich dort schon eine mehr als unangenehme See aufbauen, weshalb wir diesen Seamount bewusst umfahren. Auch südlich liegt so ein Berg, dessen Gipfel aber immerhin 150 Meter unter der Oberfläche liegt. Wie wir gehört haben, soll aber auch das hin und wieder zu Turbulenzen führen.

Um Mitternacht liegen noch 396 Meilen vor uns. Die Hälfte haben wir also geschafft.

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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Noumea - Brisbane, 3. Seetag

Mittwoch, 28. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 3. Seetag, 117 sm üG, 111 dW, 26 Motorstunden am Stück, toller Green Flash

So viele Motorstunden am Stück hatten wir noch nie. Der Diesel rennt mehr als 26 Stunden ohne Unterbrechung. Immer mit 1500 Umdrehungen, was derzeit laut Log im Schnitt 4,8 kn dW entspricht, wenn weder Wind noch Welle von vorn bremsen. Mit dem nachlassenden Ostwind in der zweiten Nachthälfte, erst 8, dann nur noch 5 Knoten, kann man nicht mehr gut segeln, wenn man auf Westkurs ist. Schlagende Segel und zu geringe Geschwindigkeiten von unter 3 kn.

Ab 8 Uhr herrscht bleierne Flaute, kein Lüftchen regt sich mehr, die Wasseroberfläche ist spiegelglatt, abgesehen von dem immer noch etwa 1 m hohen Schwell. Jetzt sehen wir permanent die blauen "Portugiesischen Galeeren", eine hochgiftige Quallenart, die ihren Namen wegen eines aus dem Wasser ragenden "Segels" bekommen haben, an uns vorüberziehen. Sie sind so klein (im Schnitt vielleicht 5 cm lang), dass man sie schon bei einer leichten Kräuselung des Wassers gar nicht sehen würde. Es gibt auch größere Exemplare, aber davon bekommen wir heute keine zu Gesicht. Abgesehen vom Brummen des Volvos herrscht eine schöne Stimmung und das Leben an Bord ist angenehm: Wir fahren auf ebenem Kiel, d.h. ohne Krängung und es gibt Strom im Überfluss. Ganz bequem, als lägen wir vor Anker, können wir die Mahlzeiten normal am Tisch einnehmen. Bei rauheren Bedingungen hält man dagegen alles in der Hand, weil sonst Getränke umfallen und z.B. ein Eintopfgericht aus dem tiefen Teller schwappen würde.

Um kurz vor drei am Nachmittag spüren wir dann eine leichte Brise, aus der gekräuselten Wasseroberfläche entsteht eine kleine Windwelle, die die Dünung überlagert, aber ohne dass dies auf die Bootsbewegungen einen Einfluss hätte. Nach dem klarblauen Himmel vom Vormittag bekommen wir jetzt eine leichte Passatbewölkung mit 20 % cloud cover. Der Wind kommt aus 200 Grad und bläst gerade mal mit 6 bis 8 Knoten. Da wir nun aber einen Kurs Hoch am Wind fahren, reicht dieses laue Lüftchen aus, uns im Schnitt mit 5 Knoten zu ziehen (bei 7 kn Wind machen wir Hoch am Wind 5 kn FdW), da uns keine Welle bremst. Unter Genua und Großsegel schieben wir leichte Lage und fahren fast wie auf Schienen. Tolles Segeln. Wenn man es sich aussuchen könnte: So sollte es immer sein! In Christines Wache von 21 bis 24 Uhr nimmt der Wind leider wieder ab und unsere Fahrt durchs Wasser geht auf bis zu 1,5 kn runter. Schade, vielleicht werden wir in der Nacht doch noch mal die Maschine brauchen. Weil die Segel aber nicht schlagen, werden wir das erst machen, wenn wir die Steuerfähigkeit verlieren.

Am Abend sehen wir einen phantastischen Green Flash, so deutlich, wie schon lange nicht mehr, wohl wegen der ausgezeichneten Sicht. Und es kommt mir so vor, als hätten wir heute die dritte Vollmondnacht. Auch heute sieht der Mond wieder kreisrund aus und ist durchs Fernglas so deutlich zu erkennen, dass man glaubt, jeden Krater ausmachen zu können (tatsächlich ist erst heute Vollmond). Der tiefstehende Trabant reflektiert sein Licht in Form von Millionen kleinen Diamanten auf dem leicht angekräuselten Wasser. Oder als hätte jemand aus einem riesigen Sack Swarowski-Kristalle großzügig verteilt. Diesen Eindruck hat man jedenfalls, wenn man dieses Glitzermeer durch den Feldstecher anschaut. Einfach bezaubernd. Kleiner Nachtrag übrigens zu gestern: Das Planetenpärchen Venus und Jupiter ist dann doch noch aufgegangen, allerdings erst gegen 3 Uhr.

Um Mitternacht liegen noch 512 Meilen vor uns, wenn wir keine Umwege fahren müssen.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015

Brisbane - Noumea, 2. Seetag

Dienstag, 27. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 2. Seetag, 114 sm üG, 111 dW

Wir fahren Schlangenlinien um unseren Idealkurs, um den Wind möglichst günstig auszunutzen. Als er über Ost auf 080 und 070 dreht, wird unser Kurs zu weit südlich, denn mit den beiden Segeln können wir nicht zu weit abfallen, ohne dass die Genua einfällt. Also Segelmanöver. Weil ich dafür um 0130 auch aufs Vorschiff muss und wir vereinbarungsgemäß immer zu zweit an Deck sind, wenn das nötig wird, muss Christine ihren Schlaf unterbrechen und aufstehen. Großsegel weg, Spi-Baum in die Genua, abfallen. Der Kurs ist besser jetzt, aber die Speed geht von 5,5 auf 4,5 kn runter. Eine Stunde später setzen wir deshalb das Groß wieder dazu. Es folgen mehrere dieser Aktionen im Laufe des Tages bis der Wind gegen Mittag so schwach wird, dass wir nur noch 3 kn durchs Wasser machen. Die Segel schlagen mit jeder Welle, die das Boot erneut ins Taumeln bringt. Also entscheiden wir uns schweren Herzens den Motor anzuwerfen und die Segel so weit wegzureffen, dass sie nur das das Schlingern etwas verringern.

Ich hatte gehofft, erst morgen den Motor zu brauchen. Nun werden wir wohl tatsächlich volle zwei Tage dieseln müssen und viel mehr geht auch nicht, wenn wir für die Moreton Bay und den Brisbane River am Ende der Reise 40 Liter Sprit als Reserve behalten wollen.

Christine ist noch nicht ganz im Seemodus angekommen. Nachdem sie gestern Tabletten genommen hat (Bahia-Bombs aus NZ), verzichtet sie heute darauf. Unter Deck muss sie trotzdem sehr achtgeben beim Ankleiden und anderen Dingen, dass ihr nicht schlecht wird. Die Kocherei übernehme ich, allerdings ist das derzeit kein Kunststück, weil Christine jeweils für zwei Mahlzeiten Eintopf und Currygeschnetzeltes vorgekocht hatte. Heute Mittag gibt es das Letztere, was wir an Deck begeistert genießen. Da die Maschine läuft, haben wir sogar kochend heißes Wasser zum abwaschen.

Bis auf den Wind, der mit 8 Knoten zu schwach ist, ist das Wetter aber schön; stundenlang wolkenloser Himmel, nachmittags mit 30% Passatwölkchen bekleckert. Die Wellenhöhe geht auf 1,5 m und bis Mitternacht sogar auf 1 m runter, läuft aber konfus. An Deck ist es so warm, dass man im Cockpit tagsüber gut in kurzer Hose und T-Shirt sitzen kann, am späteren Nachmittag wird es aber wieder kühler und man muss auf lange Hose und Pulli umsatteln.

Der Mond sieht immer noch voll aus und leuchtet hell. Die schöne Konstellation zweier heller Planeten, die dicht beieinander stehen, kann ich heute nicht mehr entdecken (vielleicht tauchen sie ja auch erst später auf). Es werden wohl die Venus und der Jupiter gewesen sein, die da gestern so einträchtig miteinander gekuschelt haben. Das vermute ich zumindest aufgrund der Helligkeit der Gestirne. Um Mitternacht liegen noch 632 Meilen vor uns.

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Dienstag, 27. Oktober 2015

Noumea - Brisbane, 1. Seetag

Montag, 26. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 1. Seetag. 67 sm üG, 69 dW

Wir stehen schon um sechs Uhr auf, frühstücken, und machen uns dann um Halb acht, gemeinsam mit Ian, auf die Socken zu den Behörden. Punkt acht sind wir bei der Immigration und kommen gleich an die Reihe. Der Tag beginnt also schon mal gut. Wenn ich nicht erst lange warten muss, bin ich sofort gut gelaunt. Wir müssen ein paar Zettel ausfüllen und marschieren eine Viertelstunde später wieder von dannen, und zwar weiter Richtung Zoll. Welche Freude, auch dort ist niemand vor uns und wir werden gleich bedient. Mittlerweile haben wir auch Brian von der Darremy im Schlepptau. Bei der dritten Station, dem Hafenkapitän, von dem wir unsere Ausklarierungspapiere bekommen, treffen wir uns wieder und machen uns dann gemeinsam auf den Rückweg. Auch beim Hafenkapitän sind wir die einzigen Gäste, übrigens. So liebe ich das.

Wir springen noch schnell in den Casino Supermarkt für frisches Baguette und anderen Kleinkram und sind dann um Viertel vor zehn wieder in der Marina. Noch mal schnell den aktuellsten Wetterbericht runterladen und die emails checken, in der Marina bezahlen, Schlüssel abgeben, uns von den Chessies und Anicos verabschieden, dann sind wir startklar. Um 1045 werfen wir die Leinen los und legen eine Stunde später an einer Mooringboje vor der Ilot Maitre an. Ich will noch schnell das Unterwasserschiff von den kalkhaltigen Ablagerungen, die sich im grünen Wasser der Marina in den drei Wochen unterm Schiff festgesetzt haben, befreien. Auch wenn wir dadurch nur 0,1 Knoten an Speed gewinnen, bringt uns das unterm Strich mehr, als die anderthalb Stunden, die uns der Stop kostet. Das Reinigen ist mit dem breiten Spachtel in 40 Minuten erledigt, aber wir gönnen uns vor der schönen Insel auch noch ein ruhiges Mittagessen, in diesem Fall griechischen Salat mit Baguette. Um 1315 geht es dann endgültig los.

Das Wetter ist prima. Die Sonne scheint und wir haben einen 4er Wind. Um 1445 gehen wir durch den Passe de Dumbea, was völlig problemlos läuft. Draußen steht eine 2 Meter Welle, die aber relativ lang ist. Unter Genua und vollem Groß ziehen wir mit halbem Wind flott dahin, zunächst mit 6 bis 7 Knoten, später wird es etwas weniger, als der Wind von Südost auf Ost dreht. Mit Sonnenuntergang ist schon der Vollmond am Osthimmel zu sehen. Schön, da haben wir also auch des nachts gute Beleuchtung, heute sogar fast ohne Wolken. Alles in allem ein toller erster Seetag. Um Mitternacht liegen noch 742 Meilen vor uns.

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Sonntag, 25. Oktober 2015

Auslaufvorbereitungen

Sonntag, 25. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Wir bereiten uns aufs Auslaufen vor

Am Steg wird diskutiert. Soll man morgen starten oder doch besser erst Dienstag? Oder überhaupt noch etwas länger warten bis das Flautengebiet durchgezogen ist? Diejenigen Segler, die weiter südlich nach Australien segeln wollen, haben es noch schwerer, als wir. Erstens ist die Strecke länger und zweitens der Winkel zum Wind schlechter. Drittens kommen sie mit der größeren Südbreite stärker in die Kernzone der durchwandernden Tiefs, also stärkere Winddrehungen und überhaupt mehr oder viel Wind.

Derzeit sieht es so aus, dass wir mit leichtem Südost lossegeln könnten, wenn wir morgen Mittag hier wegkämen, nachdem wir an drei Stationen (Immigration, Customs, Harbourmaster), die kilometerweit auseinanderliegen und das keineswegs in Marinanähe, ausklariert haben. Am dritten Seetag laufen wir dann in eine Flaute, die etwa 2 Tage anhält. Da müsste der Diesel 40 bis 50 Stunden laufen. Anschließend wieder segelbarer Wind aus östlichen, später nördlichen Richtungen. Bei dem leichten Wind werden wir wohl eher 7 als 6 Tage benötigen. Aber das kann sich leicht alles ändern in den nächsten Tagen. Wir sind leider nicht mehr in den stabilen Passatregionen und außerdem haben wir ein kräftiges El-Nino-Jahr.

Der Tag ist busy mit Decksreinigung, Vorkochen und den diversen Seeklarvorbereitungen, wie Dinghy an Deck verstauen, Hydrovane (Windselbststeueranlage) klarmachen, einmal unters Schiff tauchen, um die Schraube von Bewuchs zu reinigen und das Log-Laufrad leichtgängig zu machen und einem Haufen anderen Kleinkram. Nicht so schön, das Tauchen hier in der Marina. Wenig Sicht und seitlich neben dem Boot wenig Platz wegen des Fingerstegs. Gegen Mittag ist aber das meiste erledigt.

Am Abend setzen wir uns ins Restaurant hier in der Marina und trinken ein Bierchen mit Yoli und Ian (Misty Blue). Regina kommt auch noch für eine halbe Stunde hinzu. Ian, als Australier, erzählt viel über Brisbane und die Segelei vor der australischen Küste. Wie immer bei solchen Gelegenheiten kommen die aufregenden Dinge zur Sprache, also in diesem Fall die Krokodile, Schlangen und Spinnen, was das Segeln angeht, aber auch die Gewitterstürme und Hurricanes, die für Überraschungen sorgen können. Hoffen wir mal, dass wir davon verschont bleiben.

Samstag, 24. Oktober 2015

Es wird heiß

Freitag, 23. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Es wird heiß

Plötzlich wird es warm, um nicht zu sagen heiß. Wenig Wind und stark gestiegene Termperaturen, viel Sonne. Christine geht am Vormittag shoppen und kommt mit ein paar Sportklamotten und neuen Sneakers zurück, die sie dann am Nachmittag gleich ausprobieren will. Also wandern wir mal wieder, heute in einem Affentempo, zur Baie des Citrons, also erst über den Berg, dann fast immer an der Uferpromenade entlang, bis zu der genialen Eisdiele, wo die Schlange heute, trotz des tollen Wetters, gar nicht mal so lang ist. Also stelle ich mich an ...

Ansonsten etwas Administration (u.a. die Anmeldung bei den australischen Behörden mit einer Reihe von Daten, was man mindestens 96 Stunden vor Ankunft mit dem Boot erledigen muss) und Ausputzarbeiten an der Fensterversiegelung.

Am Abend gehen wir mit den Anicos zum Dinner ins „La Chaumiere“, in dem wir schon einmal vor drei Wochen gewesen waren. Auch heute ist die Küche wieder ausgezeichnet und wir essen hervorragend. Schließlich landen wir mit den Beiden noch zu einem Cognac bei uns an Bord und können erstmals seit langem wieder im Cockpit sitzen, und das sogar, ohne zusätzliche Jacken oder Pullover anziehen zu müssen. Ohne es zu merken ist Mitternacht vorbei. Es ist fast ein Uhr, bis wir im Bett liegen.

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Dinghydock und A-Steg in der Port Moselle Marina. Wir liegen ziemlich in der Mitte auf dieser Seite

 

Samstag, 24. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Große Sundowner-Runde auf der Gipsy

Es wird immer wärmer. Im Cockpit kann man es am Nachmittag kaum aushalten. Es ist schwül und im Boot klettern die Temperaturen über 30 Grad. Hängt alles mit dem durchziehenden Trog und dem schwachen Nordostwind zusammen, der heiße äquatoriale Luft zu uns schaufelt. In der Marina melden wir uns für Montag ab und unser Platz wird gleich neu verplant. Da werden wir also nicht mehr zurück können und unseren Platz hier tatsächlich verlassen müssen. Wir wollen Montagmorgen ausklarieren und dann los. Aber im Laufe des Tages beschert uns die Vorhersage wieder ungünstige Nachrichten. Der Wind am Montag ist zu schwach zum Segeln und außerdem müssen wir nach einigen Tagen mit einem Tief auf der Strecke und Gegenwind rechnen. Mal sehen, was nun wirklich passiert. Ian und Yoli sind auch wieder am Steg mit ihrer Misty Blue. Die beiden wollen ebenfalls nach Brisbane. Wäre ja schön, wenn wir die Strecke gemeinsam segeln könnten. Ist immer interessant, ein anderes Boot in der Nähe zu haben. Aber erst mal muss das Wetter passen.

Am Abend haben wir die Chessies, Anicos und Bertel zum Sundowner zu uns eingeladen. Also eine große Runde im Cockpit. Wir sitzen lange zusammen, insgesamt 5 Stunden mit den verschiedensten Gesprächsthemen. Am späteren Abend wird es dann noch recht hitzig, als wir die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik diskutieren. Aufgrund des guten Internets sind alle mit der aktuellen Situation bestens vertraut, wenn auch nur aus den Medien und nicht aufgrund eigener Erfahrung. Es gibt kontroverse Standpunkte und die Diskussion ist äußerst lebhabt und zeitweilig sogar ziemlich laut. Zu Streit kommt es aber nicht. Insgesamt ein schöner und langer Abend. Von Bertel verabschieden wir uns anschließend für eine wohl längere Zeit, denn er bleibt zunächst hier in Neukaledonien und will morgen seinen Ankerplatz vor Noumea verlassen.

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Netter Sundowner-Kreis, der sich heute erst nach 5 Stunden um 22 Uhr auflöst: Regina, Michael, Jutta, Jochen, Bertel, Christine

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Mehr Sonne

Mittwoch, 21. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Sundowner bei Chessies

Das Wetter wird etwas freundlicher, aber der Wind ist nach wie vor stark und böig. Außerdem ändert sich der forecast ständig. Während es gestern noch so aussah, dass wir am Samstag einen günstigen Wind für den Start nach Brisbane bekommen, schaut es heute eher nach Sonntag oder Montag aus. Einige Administrationsjobs am Computer, Bootspflege, Kleinkram. Am Abend sind wir auf der Chessie bei Jutta und Jochen eingeladen, die heute endlich einen Platz in der Marina bekommen haben.

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Steg in der Marina. Das Wetter wird langsam besser

 

Donnerstag, 22. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Ein Einkaufsbummel und Abdichtung des Toilettenfensters

Schönes Wetter heute, ganztags Sonne. Wird auch langsam Zeit. Am Vormittag gehen wir etwas shoppen, am Nachmittag nehmen wir uns wieder mal ein undichtes Fenster vor. Diesmal ist es an Backbord das große Fenster im Bad. Das Rausschneiden der Dichtung und Ausschleifen der Fuge, bis alles vom alten Gummi gesäubert ist, ist mal wieder eine nicht besonders rückenschonende Arbeit. Die eigentliche Verklebung des Fensters ist im unteren Bereich lose, d.h. man kann die Scheibe von innen leicht vom Rahmen wegdrücken. Insofern überlegen wir, ob wir das ganze Fenster rausnehmen und komplett neu einkleben sollen. Aber das würde den Job deutlich verlängern und ist uns zu unsicher vor der hoffentlich baldigen Abfahrt. Die Neuversiegelung der Fuge wird es auch tun, zumal wir das mit 3M 5200 machen, was so gut ist wie „endfest“. Jedenfalls so lange, bis das zerstörerische Werk der Sonne (UV-Licht) nicht wieder die Verbindung zum Plexiglas löst. Aber das wird wohl ein paar Jahre dauern. Nach gut drei Stunden sind wir fertig mit dem Job.

Wir schauen täglich zwei Mal den Wetterforecast an und müssen leider feststellen, dass sich unser Abfahrttermin ständig nach hinten verschiebt. Nun wird es wohl Montag oder Dienstag werden.

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Auch heute wieder viel Sonne. Das nutzen wir, um ein Fenster an Backbord neu abzudichten. Ziemlich unangenehme Arbeit.

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Dienstag, 20. Oktober 2015

Schiet Weddäää …

Sonntag, 18. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Regentag an Bord

Nicht viel passiert heute. Es windet und regnet, wir bleiben den ganzen Tag an Bord, nachdem wir erst um 9 Uhr aufgestanden sind. Gestern hatten wir einen schönen Klönschnackabend bei uns an Bord mit Regina und Michael. Die Zeit verging wie im Flug und ruckzuck war es fast Mitternacht. Nachdem die Sundowner-Sessions ja meist früh enden, weil sie vorm Abendessen stattfinden, war es diesmal umgekehrt. Außerdem ist es auch ganz gemütlich, im Salon zu sitzen. In der Marina liegt das Schiff ruhig, die Sitze unter Deck sind bequemer, man ist im Trockenen. Tja, zur Zeit erinnert hier einiges an einen Sommer an der Nordsee. Wir haben jedenfalls reichlich Lesestoff, unendlich viel Musik und eine Menge Filme, die wir noch nicht gesehen haben. Heute ist ein Musik-Tag. Bin sehr positiv überrascht, welche Schätze ich da noch auf der Festplatte finde, die Frank uns mal vor der Abreise in 2010 zusammengestellt hatte.

 

Montag, 19. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Noch ein Regentag

Der Tag hat zwar ein paar helle Stunden, aber es regnet auch heute wieder häufig. Ich gehe am Vormittag ins Marinabüro um dort zu deponieren, dass wir voraussichtlich am Samstag abhauen und bis dahin noch gern hier in der Marina bleiben wollen. Es gibt die gleiche Auskunft, wie auch schon bisher. Wir können erstmal bleiben, müssen aber damit rechnen, dass man uns mit einem Tag Vorlauf rausschmeißen wird. Die Plätze, die durch auslaufende Boote frei werden, sind tatsächlich innerhalb kurzer Zeit mit Neuankömmlingen wieder belegt. Auf dem Rückweg bleibe ich bei der Anico hängen und lande in deren Kuchenbude, wo sich ein interessantes Gespräch entwickelt, dass so lange dauert, dass Christine schließlich nervös wird und kurz davor ist, eine Vermisstenmeldung für mich aufzugeben. Wir sehen sie dann aber über den Steg laufen und machen uns bemerkbar.

Am Nachmittag schaut Bertel bei uns vorbei. Wir sitzen im Salon, trinken erst Kaffee, später Bier. So vergeht auch der Nachmittag im Flug, trotz des Wetters. Auch hier auf der anderen Seite der Welt drehen sich unsere Gespräche häufig um das Flüchtlingsthema zu Hause in Europa. Aufgrund der passablen Internetversorgung sind wir zumindest mit schriftlichen Infos gut und aktuell versorgt.

 

Dienstag, 20. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Lunch im „Au Petit Café“

Noch kein schönes Wetter, aber halbwegs trocken ist es. Zu Mittag haben wir einen Tisch im Au Petit Café reserviert für die Anicos und uns. Ohne Vorbestellung hat man keine Chance auf einen freien Platz. Der Laden hat nur 4 Tage in der Woche geöffnet und dann auch nur jeweils anderthalb Stunden am Mittag und am Abend, d.h. jeder Tisch wird nur einmal belegt. Als wir um Punkt 12 ankommen, ist es schon knallevoll. Das Essen ist hervorragend, die Athmosphäre nett, aber bei uns würde man ein gehobeneres Ambiente erwarten bei den Preisen und der Qualität der Küche. Hier sitzt bunt gemischtes Volk aller Klassen. In unseren Breiten würde man in so einem Lokal eher Schlipsträger und Kostüm-Mädels antreffen. Wir sind halt in Frankreich und dort wie hier sind die Menschen offenbar bereit, einen großen Teil ihres Einkommens in der Gastronomie, jedenfalls für gutes Essen, auszugeben. Wir spachteln jedenfalls gut und mehr als ausreichend, so dass unser Abendessen heute ausfällt.

Wo wir schon auf halbem Wege sind, tapern wir noch ein paar hundert Meter weiter bis zum Carrefour, wo wir insbesondere Gemüse und Obst einkaufen. Der Carrefour ist etwas weiter entfernt von der Marina, als der Casino, ist aber eine Spur sauberer und aufgeräumter. Außerdem gibt es dort die Milka 300 g Toffee Ganznuss für etwa 11 Euro. Egal, für unsere Überfahrt brauchen wir ein paar Belohnungen während der Nachtwachen. Gegen 15 Uhr sind wir wieder an Bord. Christine putzt das Cockpit und ich sitze wieder mal vorm Computer, jedenfalls so lange, bis uns Bertel einen Besuch abstattet und wir die Arbeit für ein Bier (unter Deck, im Salon!!) und einen ausgedehnten Schnack unterbrechen.

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Samstag, 17. Oktober 2015

Deux Musées

Freitag, 16. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Wir buchen die Heimflüge und gehen ins Stadt-Museum (musée de la ville)

Ein großer Teil des Vormittags vergeht mit der Buchung der Flüge. Obwohl wir gestern schon vor-recherchiert hatten, dauert es auch heute wieder ziemlich lange, bis die Buchung schließlich fixiert ist, insbesondere, weil das Internet so grottenlangsam funktioniert. Zwischendurch ein Absturz und ich muss den ganzen Krempel nochmal eingeben. Ende November werden wir jedenfalls von Brisbane nach Zürich fliegen und dabei in Singapur einen Zwischenstop von 3 Tagen einlegen. Dann sind zwei Monate Heimat geplant.

Am Nachmittag statten wir dem Museum im Stadtzentrum, am Place des Cocotiers, einen Besuch ab. Ein Großteil der Ausstellung ist dem Einsatz von Neukaledoniern im ersten Weltkrieg gewidmet. Die Beschriftungen gibt es nur in Französisch, allerdings bekommt man ein kleines Audio-Gerät, auf dem man englische Texte vorgelesen bekommt. Könnte man besser machen, das Ganze. Trotzdem gewinnen wir ein paar zusätzliche Eindrücke und Informationen über die letzten 150 Jahre Neukaledoniens.

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Ja, auch Deutsche hat es offenbar schon Mitte des 19. Jahrhunderts hierher verschlagen

 

Samstag, 17. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Wetterrecherchen und noch ein Museumsbesuch, diesmal im Museum of New Caledonia

Das Wetter ist immer noch ungemütlich. Es pfeift mit 20 Knoten, regnet hin und wieder, ist bewölkt, kühl. Und vor allem: Es bleibt noch ein paar Tage so, wenn man dem forecast glauben kann. Im Augenblick sieht es so aus, dass wir nicht vor dem 23. oder 24. Oktober hier abfahren können. Und das ist so weit weg und deshalb unsicher, dass es durchaus auch noch später werden mag. Hier im West-Pazifik ziehen, anders als im mittleren und östlichen Teil, wo das Wetter vom stabilen Pazifik-Hoch bestimmt wird, wetterbestimmende Hochs, die sich über dem australischen Festland bilden, nach Osten. Dazwischen gibt es Tiefdruckrinnen oder auch echte Tiefs mit Frontensystemen. In Abhängigkeit davon, wie schnell die sich bewegen, ändert sich das Wetter. In der Nordsee ist das sicher um nix besser, aber da will man ja auch nicht 800 Meilen am Stück segeln. Außerdem sind wir vom östlichen Pazifik schließlich verwöhnt, auch wenn das nun schon zwei Jahre zurück liegt.

Wie auch immer. Weil man das Wetter hier besonders ernst nehmen muss, vor allem dann, wenn man eine Passage plant, checke ich noch einmal genau die Möglichkeiten diverser Wetterberichte ab, die wir haben, wenn wir auf See sind und also nicht auf die vielfältigen Angebote des Internets zugreifen können. Darüber vergeht der Vormittag.

Für den Nachmittag nehmen wir uns ein weiteres Museum vor. Nicht weit weg und auf dem Weg liegt der McDonalds, wo ein paar Fritten und Cheeseburger unseren Verdauungssystemen zugeführt werden. Dieses Museum ist deutlich interessanter, als das gestrige, für uns unter anderem deshalb, weil viele Erläuterungen auch in englischer Sprache geboten werden. In der oberen Etage gibt es eine Abteilung, in der Kultgegenstände anderer Nationen aus Ozeanien, wie Vanuatu, Papua Neu Guinea oder Fiji dargestellt werden. So hat man einen schönen Vergleich zwischen den Kulturen Melanesiens, Micronesiens und Polynesiens. In Vanuatu haben wir einige der hier ausgestellten Masken live gesehen. Ein Museum haben wir dort aber nicht entdeckt.

Dass die Franzosen nicht gern englisch sprechen, bekommen wir am Nachmittag erneut bestätigt, als wir auf Kanal 16 die in zehnminütigen Abständen wiederholten „Mayday Relays“ des MRCC Noumea (Maritime Rescue Center) hören. Die Lady dort redet erstens nur französisch, zweitens leise und drittens schnell. Wenn sie das Ganze auch in Englisch, laut und langsam verlesen würde, wäre die Chance deutlich größer, dass auf See befindliche Crews davon Notiz nehmen und gegebenenfalls helfen könnten. So weit ich das verstehen konnte, ist in der Nähe von Maré (südliche Insel der Loaylties, vor der wir geankert hatten auf dem Weg von Vanuatu hierher) ein Mann über Bord gefallen und wird vermisst. Außerdem vermittelt das zarte Stimmchen, das da den Notruf weiterleitet, nicht den Eindruck, dass sich das MRCC energisch um diesen Seenotfall zu kümmern in der Lage ist. Wäre bei der Gelegenheit glatt mal interessant, zu erfahren, ob eigentlich das deutsche MRCC in deutschen Gewässern ähnliche Funksprüche auch auf Englisch durchgeben würde.

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Verzierungen, die an den Außenseiten und neben den Eingängen von Häusern platziert wurden

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Dieses Doppelkanu wird letztlich nur von Leinen zusammengehalten

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Diese Masken stammen von Malekula, Vanuatu. Dort haben wir sie live im Einsatz bei einem Kulturfestival gesehen. Auch ein Video haben wir damals gemacht https://www.youtube.com/watch?v=6vuaTzbqezg

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Zitronen-Bay

Mittwoch, 14. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Shopping, Diesel umfüllen, Admin

Christine geht ein wenig shoppen, ich fülle Diesel um. 5 Kanister wandern in den Tank, anschließend fülle ich zwei Kanister an der Tankstelle wieder auf. Dauert zweieinhalb Stunden. Als ich von der Tankstelle zurückkomme, taucht Christine auch gerade wieder auf, inclusive frischem Baguette unterm Arm. Am Nachmittag ein paar Stunden am Computer: Vorbereitungen für Australien (Navigation, Produktion von Google Earth Karten, Einreiseformalitäten). Zum Sundowner schaut Bertel vorbei, der mit der Odin draußen vor Anker liegt, aber mit dem Dinghy öfter in der Marina anlegt. Später haben wir bein uns im Salon noch einen netten Plausch mit Regina, die die Anico wegen Wartungsarbeiten verlassen muss.

Donnerstag, 15. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Nachmittagshatsch zur Baie de Citron

Vormittags hänge ich wieder vorm Computer und lese Cruising Guides von Australien, während Christine mit Hausarbeiten beschäftigt ist. Mir geht es insbesondere darum, etwas über die Ansteuerung von Bisbane, bzw. der vorgelagerten Moreton-Bay zu finden. Es gibt viele Sandbänke und verschiedene Passagen, die aber, in Abhängigkeit von Tiefgang, Tide und Wind nicht immer geeignet sind. Die sicherste Passage (die für die Großschifffahrt) ist aber auch diejenige, bei der man den größten Umweg fahren und u.U. am längsten gegen Wind und Wellen motoren muss. Schließlich finde ich in dem großen Wust von PDF-Files, die wir im Laufe der Zeit von anderen Seglern kopiert haben, ein Handbuch, in dem dieses Thema behandelt wird. Nun bin ich also schlauer. Da innerhalb der Moreton Bay und des Brisbane River mehr als 30 Meilen vor uns liegen werden, wäre es gut, dort am frühen Morgen mit auflaufendem Wasser anzukommen. Das kann aber nur per Zufall klappen. Warten wir’s ab.

Am Nachmittag laufen wir noch einmal zur Baie de Citron, um etwas Bewegung zu bekommen. Damit wir ein Ziel haben, definieren wir die gute Eisdiele als solches. Aber die Schlange davor ist uns heute zu lang, so dass wir aufs Eis verzichten und wieder zurückmarschieren. Wir sind etwas länger als zwei Stunden unterwegs.

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Unsere Marina von oben. Wir liegen am rechten Schwimmsteg auf der rechten Seite

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Vor den diversen Marinas hier in Noumea gibt es jeweils große Mooringfelder

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Blick auf Hotels und Appartementhäuser in der Baie de Citron

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Dienstag, 13. Oktober 2015

Rigg-Check

Montag, 12. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Stadtbummel

Um 8 Uhr gebe ich das Auto wieder ab, mit dem wir fast 1100 Kilometer gefahren sind. In der Marina gewährt man uns einen Aufschub, d.h. wir dürfen noch etwas bleiben, allerdings ohne feste Zusage, sprich: tägliche Kündigungsfrist, sozusagen. Jetzt draußen zu liegen wäre etwas unangenehm wegen des starken Windes, wobei das Problem in diesem Fall weniger das Schiff betreffen würde, als vielmehr die Dinghytouren an Land, bei denen man regelmäßig ziemlich viel Spritzwasser abbekäme.

Dann ein paar Stunden bummeln durch die Stadt (Stirnfransen schneiden (Chr.), Blei (Tauchgewichte) und eine kleine Fahrradpumpe kaufen. So’n paar Sachen halt... Am späteren Nachmittag noch ein Spaziergang zum Eisessen. Aber eigentlich ist es dafür um 17 Uhr fast schon zu kalt und das Eis ist auch irgendwie nicht besonders. Die meisten Geschäfte haben um diese Zeit schon geschlossen und vor den Fenstern sind fast überall dicke Alu-Rolladen heruntergelassen.

Die Misty Blue legt ab für ein paar Tage Prony Bay und Ile des Pins, die Chessies treffen wir wieder einmal, die Hana Iti macht sich auf nach Australien. Apropos Australien: Unsere Visumgenehmigung haben wir bereits seit ein paar Tagen in der Tasche. Bereits am nächsten Tag, nachdem wir die Formulare online ausgefüllt und submitted hatten, kamen die „grants“ per email und PDF-Anhang. Nun dürfen wir bis 8. Oktober nächsten Jahres so oft wir wollen nach Australien ein- und ausreisen und dürfen, sofern wir vor dem 8. Oktober zurückkehren, dann noch einmal bis zu 12 Monate dort bleiben.

 

Dienstag, 13. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Riggcheck am Morgen, Eisdiele am Nachmittag

Am Vormittag erledigen wir einige Arbeiten am Boot. Ich gehe in den Mast, um sämtliche Stagen, Wanten, Terminals und Spanner zu kontrollieren. Ich nehme immer Polierwatte mit, um den leichten Flugrost zu entfernen, damit man eventuelle Brüche oder Risse besser erkennen kann. Außerdem verhindert das zumindest eine Zeitlang, dass sich neue Oxydationen bilden. Es ist alles OK. Nachdem wir hier neulich Imprägniermittel kaufen konnten, sprühe und pinsele ich die Sprayhood und das Bimini-Top (hier nur die Nähte) ein, damit diese Schutzpersenninge wieder wasserdicht sind. Ruckzuck ist der Vormittag rum.

Am Nachmittag spazieren wir gemeinsam mit Regina und Michael (Anico) zur Baie de Citron, wo wir eine tolle Eisdiele finden, vor der die Menschen Schlange stehen. Das Eis schmeckt wirklich gut, auch wenn es sauteuer ist. Nach drei Stunden sind wir wieder zurück in der Marina.

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Die Port Moselle Marina, aus unserem Masttop photographiert

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Ein Blick zur anderen Seite. Das sechseckige Gebäude ist das Marina-Office

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Zwei Boxen neben uns liegt die Admetus, das ehemalige Schiff von David und Bella, die mittlerweile wieder in Österreich sind

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Auf dem Weg zur Eisdiele

Montag, 12. Oktober 2015

Tjibaou Cultural Centre

Sonntag, 11. Oktober 2015, Port Moselle Marina, Noumea. Besuch im Tjibaou Culturel Centre

Nichts mehr im Kühlschrank, also gehen wir auf dem Markt bei der Marina frühstücken. Anschließend, weil wir ja noch das Auto haben, fahren wir in den Casino Supermarkt und kaufen alles ein, was wir ungern schleppen mögen, u.a. Getränke. So langsam denken wir schließlich auch schon an unsere Fahrt nach Australien. Nachdem alles an Bord verräumt ist, mach wir uns auf den Weg zum Kanak Kulturzentrum, benannt nach dem Politiker und Unabhängigkeitsführer Jean-Marie Tjibaou, der 2004 ermordert wurde.

Das Zentrum hat eine beeindruckende Architektur, die vom Italiener Renzo Piano geschaffen wurde und sich in einem Wettbewerb gegen 170 andere Entwürfe durchgesetzt hat. Es beherbergt auf über 7000 qm Interessantes zur Kultur der Kanaken. Das Design soll an die ursprüngliche Lebensform, vor allem wohl der Häuser, case genannt, erinnern.

Anschließend fahren wir noch einmal in den touristischen Urlaubstrubel an die Anse Vata, wo wir uns einen Mittagssnack gönnen, etwas am Strand spazierengehen und dabei die Crew der Sophresyne treffen (Maureen und Dough), die wir dann im Auto mit zurücknehmen zur Marina. Dort statten wir der Hana Iti einen Abschiedsbesuch ab und treffen die Anicos, die gerade an unserem Steg anlegen und uns für etwas später zum Sundowner einladen. Wir sitzen dann fast 3 Stunden mit Regina und Michael zusammen, bevor wir zum Abendessen wieder auf unser Schiff zurückkehren, was in diesem Fall nur ein Weg von 20 Metern ist.

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Christine mit dem Namensgeber der Anlage: Jean-Marie Tjibaou

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Am Strand der Anse Vata, Wassersportparadies für Einheimische und Touristen. Hier führen zwei Jugendliche gerade ein paar Kunststückchen vor

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Dieser Kite-Surfer hat was los. Macht Sprünge, die sicher 10 Meter hoch sind und 10 Sekunden dauern

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It’s cool man, …

Samstag, 10. Oktober 2015

NC Rundreise, 3. Tag

Samstag, 10. Oktober 2015, Rundreise Grande Terre, Neukaledonien, 3. Tag, 440 km. Von Malabou/Poum nach Noumea

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir wieder um 8 Uhr. Unser heutiges Ziel heißt Bourail an der Westküste, das sind etwa 250 km zu fahren. Heute scheint überwiegend die Sonne, mehr als an den vergangenen Tagen. Aber wie gestern und vorgestern auch, frischt der Wind im Laufe des Tages kräftig auf. Die Fahrt an der Westküste gen Süden unterscheidet sich deutlich vom Inland und auch von der Ostküste. Während die Vegetation dort grün und saftig ist, ist die Landschaft hier trockener, viel weitläufiger und man hat fast permanent einen Blick auf die hohen Berge linkerhand. Die Straße verläuft zwar parallel zum Ufer, aber immer so weit entfernt, dass man das Meer nur selten zu sehen bekommt. Und wenn, dann nur aus der Ferne. Trotzdem lassen das türkisfarbene Wasser und die Gischt auf den Riffen erahnen, dass geschützte Gewässer vor der Küste liegen, wenn sie auch extrem tückisch sind. Denn auch innerhalb des Außenriffs gibt es sehr viele Riffe und seichte Stellen in der Lagune.

Gegen Mittag kommen wir in Bourail an. Für heute Nacht haben wir noch kein Hotel gebucht. Wir schauen uns den Ort und den Strand an, essen an einer Imbissbude Crèpes und entscheiden dann, dass wir die restlichen 170 Kilometer nach Noumea lieber fahren, als noch eine Nacht im Hotel zu verbringen. Die Straßen im Westen sind gut ausgebaut und haben weniger Kurven, zumindest keine engen Radien, so dass man relativ gut voran kommt. Trotzdem sehen wir auch hier immer wieder Kreuze mit Blumengestecken am Seitenstreifen. Die Unfallrate ist ziemlich hoch, angeblich doppelt so viel Tote wie in Frankreich (pro 1000), und dort soll die Zahl schon höher, als im sonstigen Europa sein. Könnte stimmen, den vielen Pseudogräbern am Straßenrand nach zu urteilen. Die Landschaft ist sehr schön und das besonders deshalb, weil wenig sonst das Auge ablenkt. Häuser oder bewohnte Gegenden gibt es über dutzende Kilometer nicht. Nur Natur, bis auf die Straßen und Stromleitungen. Christine fährt heute den ganzen Tag und ich kann mich als Beifahrer ausruhen und hin und wieder rufen: „Halt mal an, das ist ein Photo wert!“. Woraufhin ich meistens hundert oder zweihundert Meter zurücklaufen muss.

Wir würden am Nachmittag noch gern irgendwo auf einen Kaffee einkehren. Aber das stellt sich als unmöglich heraus, wenn man nicht einen Automatenkaffee aus der Tankstelle will. Es gibt nämlich keine Cafés, jedenfalls nicht auf den 150 Kilometern außerhalb von Noumea. Um 17 Uhr sind wir wieder an der Marina. Wir räumen unsere Rucksäcke aus und starten dann noch einmal mit dem Wagen in Richtung Baie des Citrons, das sind etwa 6 km. Dieser südliche Teil von Noumea ist die Touristenecke. Hier sieht es aus wie an der Mittelmeerküste. Promenaden, mehrstöckige Luxushotels, Yachthäften, Boutiquen, Flaniermeilen, Restaurants. Genau deshalb sind wir hergefahren. Wir suchen eine Pizzeria. Nun wissen wir ja nicht genau, wie die Preise an der Cote d’Azur sind, aber wahrscheinlich nicht viel anders, als hier. Die Pizza kostet 25 Euro, das Glas Wein dazu fast 9 Euro. Schmeckt aber beides sehr gut, so dass wir zufrieden zum Boot zurückfahren. Schließlich haben wir eine Übernachtung gespart und die Hotelbuffets der letzten beiden Tage waren noch deutlich teurer (allerdings kostete der Wein nur die Hälfte).

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Auf dem Weg zum Frühstück

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Weil es für Getreideanbau zu trocken ist, sieht man mehr Viehwirtschaft im Westen Neukaledoniens

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Kleine Marina in Koumac

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Von diesen orange blühenden Bäumen sehen wir relativ viel heute

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Bambus

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Fast wie die lange Anna in Helgoland (nur nicht ganz so lang). Steht am Strand von Bourail …

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… wo wir in der Nähe Crèpes zu Mittag essen

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Richtig viel Wind. Hier bläst es mit 6 Beaufort. Wegen der geringen Wassertiefe wühlen die Wellen den rotbraunen Boden auf. Entsprechend farbig sieht das Wasser aus. Da die starken Winde nicht vorausgesagt sind und in der Nacht deutlich abflauen, wird da wohl ein thermischer Effekt mit im Spiel sein

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