Freitag, 7. August 2015

Lamap Art and Cultural Festival

Freitag, 07. August 2015, Port Sandwich, Malekula, Vanuatu. Lamap Art and Cultural Festival

Um 9 Uhr holt uns (und die anderen Yachties) ein Truck ab. Die Fahrt geht nach Penap, einem Village oder Sektor von Lamap, in dem dieses Jahr das Cultural Festival stattfindet (die Veranstaltung wandert von Dorf zu Dorf, findet aber nur einmal jährlich statt). Dort werden wir mit einem Tanz begrüßt und zum Dorfplatz geführt, wo sich auch das Gemeindehaus befindet. Damit den hiesigen Formalitäten Genüge getan ist, übergibt ein Speaker der Touristen (keine Ahnung, wer den als Sprecher der etwa 40 zahlenden Gäste auserkoren hat) dem Chef des Dorfes ein Schwein als Gastgeschenk, das selbstredend vom Dorf zur Verfügung gestellt wurde. Es handelt sich um ein Ferkel, dessen Fesseln zusammengebunden sind und das man nun praktischerweise wie eine Henkeltasche tragen kann (wobei das Schweinchen kopfüber hängt, natürlich). Das arme Viech muss aber nur diese Prozedur ertragen und wird heute nicht umgebracht.

Anschließend werden alle Gäste mit Handschlag von allen erwachsenen Dorfbewohnern begrüßt und dann wird eine Village-Tour angeboten, wobei jede Kleingruppe einen eigenen Führer erhält. Unsere Führerin heißt Maigali und spricht ganz gutes Englisch, auch wenn Malekula während der Kolonialzeit zu Frankreich gehörte und deshalb die meisten Menschen hier außer ihrem Inseldialekt und Bislama eben französisch sprechen. Das Dorf ist einfach, aber schön gelegen und Sturmschäden sind kaum noch sichtbar. Überall laufen Schweine zwischen den Häusern herum. Abgesehen von den Unannehmlichkeiten, die das Wetter bringen kann, leben die Menschen hier wie im Paradies, denn die Landschaft ist schön und fruchtbar, so dass zumindest, was Lebensmittel angeht, kein Mangel herrscht.

Dass dem so ist, wird uns eindrucksvoll bewusst, als wir zum Morning Tea gebeten werden, denn der Tisch ist reichlich gedeckt. Außer einem gesüßten Zitronengrastee gibt es ein großes Buffet mit Marmeladenbroten und vielen Früchten sowie kleinen Leckereien, die für uns etwas vollkommen Neues sind. Kleine runde Bällchen, die aussehen wir Hackfleisch, entpuppen sich als eine Art Kokosmakronen. Und etwas, das wie geröstete Mandeln ausschaut, ist tatsächlich eine Baumfrucht namens Navel und schmeckt nussig und knackig. Wir hätten uns das Frühstück an Bord glatt sparen können.

Danach sieht das Programm einen traditionellen Tanz der Männer vor, bei dem einige der Tänzer Masken tragen und alle halbseitig mit einer hellen gelben Farbe bemalt sind. Dieser Tanz wird anlässlich von Beerdigungen aufgeführt (aber nur, wenn Männer gestorben sind). Nach dem Tod wird der Leichnam 5 Tage lang aufbewahrt und erst anschließend begraben. Und zwar an einer Stelle, die die nächsten Angehörigen nicht erfahren. Die Menschen hier glauben, dass der Tote nach diesen 5 Tagen den wichtigsten Abschnitt seines Daseins durchläuft, nämlich den Übergang ins Jenseits. Nach einem Jahr wird das Skelett dann wieder ausgegraben. Was anschließend damit passiert, haben wir aber leider nicht mehr verstanden.

Auch zu Mittag gibt es dann wieder ein reichhaltiges Buffet mit Schweinefleisch, Fisch und Gemüsevariationen ohne Ende. Gegessen wird von geflochtenen Schalen, in die große Blätter gelegt sind. Bevor man den Raum betritt, in dem das Essen aufgebaut ist, soll man sich die Hände in eigens dafür aufgestellten Schüsseln waschen. Seife gibt es auch. Wir fragen uns, was hygienischer ist: Die Hände in Wasser zu waschen, in dem das vor einem schon zig andere gemacht haben, oder lieber auf die Handwäsche zu verzichten. Egal, wir machen mal das, was vorgeschlagen wird. Das Essen schmeckt jedenfalls gut und es ist mehr als genug vorhanden. Für die Reste vom Schwein, die man nicht essen mag (z.B. Knorpel und Fett) finden sich in den Hunden, die herumlaufen, gleich dankbare Abnehmer. Auch der kleine Fischkopf verschwindet in einer Hundeschnauze.

Am Nachmittag werden diverse Arbeiten oder Fertigkeiten vorgeführt, die auch heute noch das Leben der Menschen hier bestimmen oder begleiten. Ein Mann klettert ohne Hilfsmittel eine Palme hinauf. Ein anderer führt vor, wie eine Falle gebaut wird, mit deren Hilfe man wilde Hühner fängt. Dabei handelt es sich um eine Pyramide, die aus Stöcken und einer dünnen Liane gefertigt wird. Das ganze Ding wird gekippt und auf ein Stöckchen gestellt. Als Köder kommt eine halbe Kokusnuss unter den Käfig und wenn das Huhn dann zum Köder läuft, stolpert es über einen Mechanismus, der die Pyramide runterfallen lässt und schon sitzt das Huhn in der Falle. Es gibt auch noch eine einfachere Methode, Hühner zu fangen, nämlich mit einer Schlinge, die an einer biegsamen Rute befestigt ist, die auf Spannung gesetzt wird. Hierbei hängt das Huhn dann schließlich kopfüber mit den Füßen in der Schlinge.

Weiters werden uns die Erstellung von Pfeilen und das Schießen mit Pfeil und Bogen gezeigt sowie das Flechten von Häuserwänden aus Bambusstreifen, die gewonnen werden, indem man Bambusrohre flachschlägt. Zu guter Letzt kommt natürlich noch die Kava-Produktion zur Vorführung, inclusive Verkostung. Die meisten Gäste verzichten, aber ich probiere heute mal wieder einen Schluck. Etwas stärker als in Fiji, und die Zubereitungsart ist komplett anders. Während in Fiji die Kavawurzeln knochentrocken sein müssen und dann zu Pulver zermörsert werden, was anschließend in Wasser aufgelöst wird, nimmt man hier frische Wurzeln (die übrigens, je nach Alter und Größe des Baumes bis zu 100 kg wiegen können) und quetscht mit verschiedenen Methoden (z.B. mit einem Fleischwolf) den Saft aus diesen Wurzeln heraus.

Auch am Nachmittag gibt es noch einmal Tea-time, diesmal mit Kuchen. Zum Abschluss des Tages tritt eine Gitarrenband auf, und Einheimische und Touris tanzen ausgelassen zusammen. Eine einfache und wirkunsvolle Art der Völkerverständigung.

Leider regnet es auch heute hin und wieder. Der stärkste Guss geht glücklicherweise erst nieder, als wir gerade auf der Ladefläche unseres planengedeckten Trucks sitzen und wieder zu unseren Booten gefahren werden. Um 17 Uhr sind wir wieder an Bord. Im Vergleich zum Festival in Ambrym ist die Preis/Leistungs-Relation hier deutlich besser. In Ambrym hatten wir 8000 Vatu bezahlt, hier kosten die zwei Tage 5000 und darin ist der Transport, immerhin 4 mal ein ziemlicher langer Weg von sicher 6 oder 7 Kilometern, sowie die sehr umfangreiche Verpflegung enthalten. Außerdem verstehen es die Leute hier besser, intensiver mit den Gästen zu kommunizieren.

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Begrüßungstanz. Wir folgen den tanzenden Männern zum Gemeindeplatz

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Alle Gäste werden mit Handschlag begrüßt und jeder bekommt einen Blumenschmuck umgehängt

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Der Touri-Sprecher übergibt ein Schwein an den Chief. Alle Männer des Dorfes defilieren nun an dem Ferkel vorbei, bücken sich und berühren es kurz. Anschließend gibt es shake-hands zunächst mit dem Sprecher, dann mit allen anderen Gästen

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Im Dorf Penap laufen überall Schweine herum, …

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… und vielfach sieht man kleinere Solarpanele, mit denen Handies oder die Akkus von Lampen geladen werden

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Hier werden Kava-Wurzeln durch einen Fleischwolf gedreht

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Maigali führt uns durch ihr Dorf

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Tea-time im Gemeindehaus

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Dieser Mann erklärt den Custom-Dance, leider nur in Bislama und Französisch. Die englische Übersetzung ist auch nicht so leicht verständlich

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Wie fange ich eine wildes Huhn?

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Oder wie erlege ich es gegebenenfalls?

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Rauf auf die Palme

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Hier wird gezeigt, wie eine Häuserwand aus Bambusstreifen entsteht

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Hier wird frische Kava “gebraut”

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Rückfahrt im Regen auf der Ladefläche eines Trucks. Mit einer Fuhre werden 20 Leute transportiert

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