Dienstag, 14. Juli 2015

Doch keine Außenborderreparatur

Dienstag, 14. Juli 2015, Ranon, Ambrym, Vanuatu. Kleine Wanderung und keine Außenborderreparatur

Ich packe genug Werkzeug in den Rucksack und dann machen wir uns auf den Weg, um David und seinen Vater aufzusuchen. Die Hana Itis holen uns mit dem Dinghy ab und gemeinsam tragen wir dieses dann den schwarzen Sandstrand hinauf. Zu viert lassen sich die Beiboote ganz gut tragen, wenn die Mädels vorn anfassen und die Jungs am Heck, wo das Gefährt nicht nur wegen des Außenborders deutlich schwerer ist. Unser eigenes Dinghy mit Aluboden wiegt mit vollem Tank und Motor etwa 60 kg, das der Hana Iti (Kunststoffboden) hat sicher 20 kg mehr.

Wir wissen in etwa, wo wir nach David suchen müssen. Glauben wir jedenfalls. Ein schöner, schattiger Weg führt uns durch bewaldetes Gelände an Häusern, der Schule, Copra Sheds und immer wieder am schwarzen Sandstrand entlang. Irgendwann treffen wir auf Jeffrey in Begleitung von Courage (und zwei seiner Kinder) vom kalifornischen Katamaran Lil’ Explorers, die den Rest der Familie (die Frau mit den vier größeren Kindern) ein Stück begleitet haben auf dem Weg zum Vulkan, wo die Gruppe über Nacht bleiben und morgen zurückkehren will. Ich ärgere mich schon, dass ich nicht doch mitgegangen bin, trotz mangelhafter Ausrüstung für so eine Expedition. Die Familie ist immerhin mit Zelt und Schlafsäcken ausgerüstet, was wir nicht an Bord haben. In 1200 Meter Höhe und bei den derzeitigen Temperaturen schon auf Meereslevel, befürchte ich doch, dass mir die Nacht dort oben zu kalt würde (Weichei? Ja, vielleicht ...wie gesagt, ich ärgere mich ja schon ...). Außerdem haben sie sich neben dem Führer auch einen Porter angeheuert, der zumindest einen Teil ihres Gepäcks trägt. Gestern Nacht hatten wir schon vom Schiff aus eine eindrucksvolle Vorstellung vom Vulkan bekommen, in dessen Krater es einen großen, rot glühenden Lavasee geben muss, denn über den Bergen konnten wir in der Dunkelheit deutlich eine feuerrot erleuchtete Wolke erkennen, die vom Schein der Lavaglut angestrahlt wurde. Das ist hier besonders beeindruckend, weil in der mondlosen Nacht keinerlei Streulichter den Blick trüben. Auch wenn wir hier (oder bei anderen Inseln) direkt vor einer kleinen Ortschaft ankern. In der Nacht sieht man dort kein einziges Licht. Nur pechschwarze Gegend, als wenn niemand dort wohnen würde.

Jedenfalls fragen wir Jeffrey gleich mal danach, wo wir David finden können und kriegen mitgeteilt, dass wir längst an seinem Haus vorbeigegangen sind. John, ein anderer Einheimischer, der auch bei der kleinen Gruppe ist, bietet sich an, uns hinzuführen. Als wir dann schließlich in dem kleinen Village ankommen, das westlich von Ranon liegt, erfahren wir, dass David und auch sein Vater unterwegs nach West-Ambrym sind. Und den Außenborder will uns auch niemand zeigen. Habe ich also das Werkzeug vergeblich durch die Gegend getragen.

Den Nachmittag verbringen wir an Bord, um 1630 sind wir zum Sundowner auf der Hana Iti eingeladen und genau wie gestern, gibt es auch heute einen schönen Sonnenuntergang. Das Wetter, das wir in den letzten Wochen erleben, ist übrigens nicht typisch. Es ist kälter und der Wind stärker, als für diese Jahreszeit üblich. Das wird wohl damit zusammenhängen, dass wir uns in einem El Nino Jahr befinden, das in vielerlei Hinsicht Besonderheiten bereit hält. Insofern trifft es sich gut, dass wir heuer keine sehr großen Strecken zu bewältigen haben, auch wenn das letzte Stück Weg von Noumea bis Brisbane mit 830 Meilen oder 6 Tagen immer noch lang genug ist.

Auch wenn das Internet hier furchtbar langsam ist, sind wir doch froh, dass wir zumindest Wetterdaten relativ gut downloaden können und uns somit auch größere Wetterkarten zur Verfügung stehen, als wir sie über Kurzwelle abrufen könnten. In unmittelbarer Nähe von uns steht leicht erhöht ein Sendemast mit Antennen für Mobiltelefonie und Mobiles Internet. Das Hochladen von Fotos ist aber auf GPRS-Niveau unmöglich. Mit Nachrichten sind wir zwar versorgt (das Griechenland-Thema verfolgen wir relativ intensiv), es dauert aber manchmal mehrere Minuten, bis sich eine Seite von Spiegel online öffnet. Apps anderer Zeitungen, wie die der österreichischen Presse und des Standard, sind noch langsamer und der Seitendownload wird oftmals abgebrochen, weil die Zeit für die Anforderung überschritten wurde. Hier wünscht man sich eine App ohne Bilder und Werbeschnickschnack. Einfach nur Nachrichtentext, der weniger Daten enthält und schneller geladen werden könnte. „Ihr habt doch Zeit und könnt also warten ...“, werden jetzt vielleicht einige denken. Das ist zwar richtig, aber da man ja die Wartezeit nicht sinnvoll anders nutzen kann, ist es trotzdem nervig.

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Hier wird Kopra getrocknet. Unten in dem großen Rohr wird Holz verfeuert. Darüber liegt die Kopra auf einem feinen Eisendrahtgeflecht (siehe Bild unten)

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In Französisch Polynesien haben wir viele Copra-Sheds gesehen. Dort wurde das Kokosnussfleisch aber immer nur an der Luft getrocknet, ohne zusätzliche Zufuhr von Wärme.

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Hier steht die Kopra, versandfertig verpackt, in einem Lagerhaus. Die Säcke müssen mit kleinen Booten zum größeren Versorgungsschiff gebracht werden

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Ein ganzer Haufen Holzköpfe

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Die Banion-Trees mit ihren gewaltigen Luftwurzeln faszinieren uns immer wieder

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Sundowner auf der Hana Iti, sogar mit (sichtbarem) Sonnenuntergang

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