Donnerstag, 30. April 2015

Zwei Yellow Fin Tunas

Donnerstag, 30. April 2015, von Vunaniu Bay nach Natadola Harbour, 38 sm. Wir fangen zwei Yellow Fin Tunas

Der Wecker klingelt um halb sechs. Es ist noch dunkel und relativ frisch. Kühle 23 Grad im Boot. Es weht nur ein ganz leichter, ablandiger Wind, mit dem man nicht segeln kann. Nachdem der Anker um 7 Uhr aus dem Grund ist, fahren wir die ersten anderthalb Stunden deshalb unter Maschine. Erst um halb Neun dreht der Wind auf, so dass der Diesel abgeschaltet werden kann und uns nun die Genua mit 5,5 kn durchs Wasser zieht.

Wir haben zwei Angelleinen mit unterschiedlichen Ködern draußen. An der Leine, die von der Rolle abläuft, hängt ein Squid-Köder, also so wabbeliges, fransiges Gummizeug mit einem großen Nirosta Doppelhaken, etwa 50 Meter hinterm Schiff. Die zweite Leine, etwa 20 Meter lang, mit einem Plastikfischköder und doppeltem Dreierhaken, ist nur mit einem Gummizug an der Heckreling befestigt. Es dauert gar nicht lange, nachdem der Motor aus und die Speed wegen des frischen Windes hochgegangen ist, bis die Rolle anfängt zu knarren. Rrratsch, rrrratsch, rrraatsch. So, jetzt wollen wir doch mal alles richtig machen. Als erstes Speed aus dem Boot rausnehmen, sprich die Genua kleinreffen, bis der Kahn nur noch 3 Knoten durchs Wasser macht. Dann die Bremse etwas andrehen und langsam kurbeln. Es dauert eine ganze Weile, bis wir den Fisch am Boot haben. Er ist nicht einmal aus dem Wasser gesprungen, also wissen wir bis dahin nicht, was da angebissen hat. Wahrscheinlich kein Mahi Mahi (Goldmakrele), denn die Viecher katapultieren sich gern aus dem Wasser und kämpfen auch stärker.

Hurra, es ist ein Gelbflossenthun. Für uns das leckerste vom feinsten. So ein exquisites Fischlein hatten wir noch nie am Haken. So wenig Widerstand die Tunas im Wasser bieten, wenn sie Luft zu schnappen kriegen, geht ein richtiger Tanz los. Mit dem Gaff hole ich den Brocken raus, aber dann fängt das Gezappel an. Auch der Stich mit der Lanze ins Gehirn kürzt das offenbar nur wenig ab. Überall Blut, verteilt im ganzen Cockpit. Irgendwann gibt er den Geist auf, ich kann den Haken entfernen, den Fisch und das Boot reinigen. Das dauert eine ganze Weile. Ich muss immer wieder den Eimer über Bord werfen, um frisches Salzwasser zu holen, denn das Süßwasser aus den Tanks ist uns dafür zu kostbar. Ausnehmen werden wir den Fang erst am Ankerplatz, auf dem rolligen Schiff ist mir das zu mühsam. Denn der Seegang hat mitllerweile zugenommen und die Wellenhöhe dürfte bei 1,5 m liegen.

Also gut, noch schnell die zweite Angelleine einnehmen und versorgen, dann können wir wieder „Gas geben“ und die Genua ausrollen. Die Leine lässt sich relativ leicht einholen. Umso erstaunter sind wir, als da auch noch ein Yellow Fin dranhängt. Erst denken wir, der ist schon hinüber, aber mitnichten. Nachdem alles so schön wieder sauber ist, verteilt dieser Brocken, der mit 86 cm noch 6 cm länger ist, als der erste, sein Blut noch weiter in der Gegend als sein Schwarmkollege. Einige Blutspritzer finden wir später noch unter Deck auf dem Niedergang in den Salon. Was sollen wir mit so viel Fisch? Wir hoffen, dass wir einen der Tunas an die Hotelanlage in der Bucht, wo wir heute ankern wollen, abgeben können, vielleicht im Tausch gegen ein Abendessen. Schauen wir mal, wie die dort Yachties gegenüber eingestellt sind und welche Preisklasse das Resort hat.

Der Wind frischt weiter auf und erreicht schließlich 25 Knoten, als wir nach Natadola Harbour einlaufen. In der Zwischenzeit haben wir im Internet recherchiert und herausgefunden, dass es zwei Hotelanlagen gibt. Ein Interconti und das Natadola Beach Resort mit einem Stern weniger. Die Einfahrt ist breit und wir finden einen guten Ankerplatz auf 8 m Wassertiefe. Wir sind das einzige Boot hier. Es gibt einen schönen Strand, aber es läuft leider auch etwas Schwell in die Bucht, was zwei Nachteile hat: Erstens taumelt die Gipsy ziemlich und macht es leicht ungemütlich. Zweitens verursacht die Dünung kleine Brandungswellen am beach, und da es keine Anlegestelle gibt, möchte Christine auf das Anlanden heute unbedingt verzichten.

Damit ist die Idee mit dem Dinner an Land im Tausch gegen einen schönen Thunfisch gestorben, was wiederum bedeutet, dass wir beide Fänge ausnehmen und zerlegen müssen. Doch bevor die Köpfe und die Eingeweide wegkommen, wird noch mit der Kofferwaage gewogen. Der kleinere wiegt 6 kg, der größere 7 kg. Da wir die Schweinerei nicht im Cockpit haben wollen, mache ich die Arbeit wieder auf der kleinen Badeplattform am Heck. Dort ist aber wenig Platz und es geht nur im Knien. Sieht gar nicht so aus, aber es ist ein schwerer und anstrengender Job. Kopf weg, Gedärme raus, Finnen abschneiden, dann in Scheiben tranchieren. Die Mittelgräte mit Machete und Gummihammer durchschlagen. Zweimal setze ich die Machete falsch an, d.h. mit der stumpfen Seite auf die Gräte und der scharfen zum Hammer. Bemerke ich erst ziemlich spät, als die Gummifläche schon einige Schnitte aufweist. Man muss ganz schön draufballern, um das 1 bis 1,5 cm dicke Rückgrat zu durchtrennen (auch mit der scharfen Seite). Das feine Filetieren macht überwiegend Christine in der Küche unter Deck und anschließend kommt erstmals auch unsere neue Kühlbox zum Einsatz. Sie soll ja bis minus 18 Grad schaffen, aber ob es gelingt, so viel Fisch auf einmal zu gefrieren, weiß ich nicht. Dafür muss der Kompressor sicher permanent arbeiten, was viel Strom frisst (heute wegen des starken Windes aber kein Problem, denn auch am Ankerplatz bläst es mit 20 bis 25 kn).

Zu Abend macht die Chefin dann feinstes Thunfisch Sashimi. Wir könnten im Prinzip so viel essen, bis wir platzen, aber das wollen wir ja nicht, zumal es im zweiten Gang schließlich auch noch gebratene Filets (rare) aus der Pfanne gibt. Dazu Gemüsereis. Hervorragend.

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Nr. 1 an der Angel. Ein schöner Gelbflossenthunfisch, 80 cm lang

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Zappelt ganz schön am Gaff

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Das freut den Skipper. Noch nie hatten wir einen Yellow Fin Tuna an der Angel

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Nr. 1 ist schon “versorgt”, Nr. 2 hängt noch an der Angel

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Neben der Einfahrt nach Natadola Harbour knallen die Brecher aufs Riff

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Da darf man nicht lange fackeln mit der Kamera, sonst gibt es müde Arme

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Vermessen und gewogen: Nr.1 ist  80 cm lang und 6 kg schwer, Nr. 2 86 cm und 7 kg, unser bisher schwerster Fisch

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Natadola Harbour ist natürlich kein Hafen, sondern eine schöne Bucht mit langem Sandstrand und zwei Hotelanlagen. Leider läuft etwas Schwell rein, so dass unser “zu Hause” ziemlich wackelt

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Blick auf das Natadola Beach Resort. Das Interconti liegt weiter rechts

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Vorspeise

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