Sonntag, 15. Februar 2015

Sheep World

Samstag, 14. Februar 2015, NZ. Von Sandspit über Matakana (Bauernmarkt) und Warkworth (Sheep World) nach Whangarei, 124 km. Wiedersehen mit Christian (Samuri)

Ein Morgen mit viel Sonne. Wir frühstücken auf der Terrasse des Küchenblocks gemeinsam mit Ines und Jean und machen uns anschließend, etwas früher, als üblich, schon um halb Zehn, auf den kurzen Weg nach Matakana. Dass hier heute was los ist, lässt sich schon daran erkennen, dass die Seitenränder der Einfallstraßen mit Autos vollgeparkt sind. Dabei findet hier am Samstag nur der wöchentliche Bauernmarkt statt, der allerdings weit über die Ortsgrenze hinaus bekannt zu sein scheint. Jedenfalls finden sich entsprechende Bemerkungen sogar im Reiseführer.

Tatsächlich strahlt der Markt eine besonders nette Atmosphäre aus und es gibt hervorragende lokale Produkte zu probieren und zu kaufen. Wir schlagen bei Brot und Käse zu, lassen uns eine ganze Weile in der Menge der Besucher treiben und setzen uns anschließend in ein nettes Café, wo wir einen Teil der Zeit vertreiben, die uns bis zum nächsten Event des Tages, der Show im Sheep World, die um 14 Uhr startet, verbleibt. Kleine 13 km bis ins Dome Valley, das zu Warkworth gehört.

Wir sind pünktlich dort und versammeln uns mit etwa 50 anderen Zuschauern auf der Tribüne vor der Bühne. Eigentlich sind wir gekommen, um einmal zu sehen, wie ein Schaf geschoren wird. Aber hier und heute lernen wir deutlich mehr, als wir erwartet hatten. Der Bursche, der die Show bestreitet, erläutert zunächst einmal in aller Ausführlichkeit, welcher Qualifikation und Ausbildung der Hirtenhunde es bedarf, um eine Herde Schafe zusammenzutreiben. Grundsätzlich kommen zwei Arten von Hunden zum Einsatz, die unterschiedlicher Rasse sind, und unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Einer hat die Aufgabe, die Schafe mit viel Gebell zu jagen (Huntaway, eine Mischung aus Labrador und zwei anderen Rassen), ein anderer (Bordercollie in spezieller Kurzhaarzüchtung), die Herde zum „Boss“ zu „dirigieren“. Ein einziger Bordercollie kann bis zu 300 Schafe manövrieren. Jedem Hund werden in etwa einjähriger Ausbildung 7 Befehle beigebracht, wie links, rechts, treiben, stop, zurück zum Boss, usw., die per voice oder Pfeife übermittelt werden können. Dabei sind die Befehle für jeden Hund individuell, d.h. der Boss muss, wenn 5 Hunde im Einsatz sind, 7 mal 5 Befehle, also 35 verschiedene, so pfeifen können, dass jeweils nur derjenige Hund, der gemeint ist, mit der richtigen Reaktion reagiert. Dass das perfekt funktoniert, wird uns live vorgeführt. Der Collie treibt eine Schafherde ins Gehege.

Unser Schafscherer ist Engländer, in London aufgewachsen und ursprünglich Krankenpfleger gewesen, bis er mit seiner Kiwi-Frau nach Neuseeland und schließlich nicht wieder davon los kam. Mit Schafen und Hunden bekam er erst später zu tun, scheint es aber mittlerweile zu ziemlicher Perfektion darin gebracht zu haben. Außerdem ist er Conferencier-Talent. Schließlich erleben wir, wie eines der Schafe geschoren wird. Uns wird genau erläutert, wobei darauf zu achten ist (z.B., dass männliche Schafe dabei nicht entmannt werden).

Wir lernen auch, dass Schafscheren als Wettbewerb betrieben wird und die besten Scherer 700 Schafe am Tag scheren, d.h. ein Schaf in 45 Sekunden, und das stundenlang. Der Weltrekord liegt bei 15 Sekunden pro Schaf. Unglaublich. Nach der etwa anderthalbstündigen Show haben wir noch reichlich Fragen und lassen uns eine weitere Stunde lang, sozusagen in privater Audienz, überwiegend in die Geheimnisse der Hundedressur einweisen. Es ist frappierend, wie viele Führungstechniken dabei zum Einsatz kommen, die auch in der Mitarbeiterführung erfolgreich sind. Wir sind jedenfalls alle total begeistert von diesem tollen Nachmittag, der unsere Erwartungen bei weitem übertroffen hat.

Als wir auf dem Top 10 Holiday Park in Whangarei ankommen, ist es schon halb Sieben. Wir stehen wieder neben dem Mercedes von unseren Schweizer Freunden und beschließen, zum Essen zur Marina zu gehen. Also rufen wir Christian an, der mit der Samuri hier liegt und verabreden uns mit ihm für 1930 im Restaurant. Als wir an den Booten vorbeilaufen, entdecken wir auch die Chessie, allerdings nicht deren Crew. Vielleicht treffen wir sie ja Morgen noch. Bei Pizza und Rotwein sitzen wir auf der Veranda des Revas und sind schließlich die letzten Gäste. Vielleicht wären wir noch länger geblieben, wenn uns nicht das Stühlerücken darauf aufmerksam gemacht hätte, dass hier die Mitarbeiter langsam an ihren Feierabend denken. Um halb Zwölf sind wir zurück auf dem Campingplatz.

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Am Wochenmarkt in Matakana

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Kunst am Bau: Eingang zu den öffentlichen Toiletten im Ortskern von Matakana

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Leckere Sachen gibt es hier zu kaufen, …

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… von denen dieser Junior wohl schon zu viel bekommen hat. Oder wurde der so pummelig geboren?

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Messer-, Scheren- und Spatenschleifer

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Am Nachmittag erleben wir eine tolle Vorführung in der Sheep World. wo wir einiges über Schafe, aber noch mehr über Hundedressur lernen

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Der Bordercollie treibt die Herde in den Pferch

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Um die Schafe zu sortieren. werden sie aus dem rechten corral in den linken getrieben, und zwar durch einen Hund mitten unter den Schafen, der bellt

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Diese Zuschauerin bekommt die Aufgabe des sortierens. Durch schwenken zweier Türen kann sie die Schafe in drei verschiedene Gatter leiten. Rosa Markierung nach links, blaue Markierung nach rechts, Blond in die Mitte. Die Geschwindigkeit der Schafkolonne ist nicht einmal sehr hoch, aber trotzdem kann die Lady ihrer Aufgabe auch nicht annähernd gerecht werden. Die Schafe landen bunt gemischt in den drei Abteilen

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Das Viech wird zwischen den Beinen eingeklemmt, und los geht es

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Alles in gebückter Haltung. Nicht besonders rückenfreundlich, die Arbeit

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Man muss offenbar ziemlich aufpassen, dass man mit den sehr scharfen Rasierern nicht die Haut der Schafe verletzt. Das alles bei einem ziemlichen Tempo

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Der Kleine darf auch mal

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Fertig. 4 kg Wolle sind heruntergeschoren. Pro kg gibt es zwei Dollar. Die kurze Wolle wird in Asien zu Teppichen verarbeitet. Die Schafe werden hier des Fleisches wegen gezüchtet. Geschoren werden sie aus Gesundheitsgründen. Die Wolle wäre erst profitabel, wenn der Erlös bei 3 Dollar pro kg läge.

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Wir sind wieder einmal die letzten, die die Anlage verlassen

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Am Abend treffen wir uns mit Christian im Revas an der Marina von Whangarei

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