Dienstag, 22. Juli 2014

Bavatu Harbour

Dienstag, 22. Juli 2014, Bavatu Harbour, Vanua Balavu, Northern Lau, Fiji. Benny aus dem Plantagendorf vermittel uns wunderbare Eindrücke

Um 0910 gehen wir ankerauf und motoren aus der Bay of Islands hinaus. Es geht einmal um die Nordwestecke innerhalb der Lagune auf die andere Seite. Nach 7 sm Fahrt bei fast Null Wind liegen wir nicht einmal 1 sm Luftlinie entfernt von unserem vorherigen Ankerplatz auf der anderen Seite des Berges an einer Mooring. Als wir in Bavatu Harbour ankommen, verlässt gerade die Monkey Fist eine der Bojen. Wir stoppen auf und sie kommen in unsere Nähe, um uns zu versichern, dass sie schon nichts gegen uns haben, sondern uns wirklich mögen. Immerhin ist es das dritte Mal, dass Paul und Francis mit unserem Schwesterschiff gerade aufbrechen, als wir ankommen. Auch die beiden anderen Boote, die hier sind, kennen wir schon. Die Darramy mit Sue und Brian (die vertschüssen sich dann allerdings auch nach einer Stunde) und die Corvidae mit Steve und Frau, die wir in Daliconi Village kennengelernt hatten.

Wir wissen, dass der Yachtclub hier (derzeit nur ein leerstehendes Haus und ein perfektes Dinghydock) und das Gelände rundherum dem Mann gehört, der auch Eigentümer der Copra Shed Marina und der großen Buda Point Marina in Viti Levu ist. Vom Dock führt ein steiler Weg den Berg hinauf. Nach 15 Minuten kommen wir auf einem Plateau an und entdecken zwei große, schöne Häuser, von denen man eine traumhafte Aussicht auf die umliegende Inselwelt hat. Beide Häuser sind derzeit unbewohnt. Zwei junge Männer kommen auf uns zu und wir fragen die beiden nach Biu, dem Manager der Plantage, die sich hier auf der Hochebene, etwa 100 Meter über dem Meer befindet. Einer der beiden, Benny, stellt sich als der Sohn Bius vor und bringt uns zu seinem Vater ins Dorf. Von Dolly, der Managerin der Copra Shed Marina haben wir ein Empfehlungsschreiben mitbekommen, das wir vorweisen. Wir können gratis die Moorings benutzen, Wasser bekommen und Müll abgeben. Womit wir aber gar nicht gerechnet hatten, ist die ausgesprochen persönliche und intensive Betreuung von Benny, der sich gut 3 Stunden Zeit für uns nimmt. Seit sein Vater einen Schlaganfall hatte, leitet Benny den gesamten Plantagenbetrieb mit seinen 23 Jahren, auch wenn Biu nach wie vor formal der Manager ist.

Wir werden zu zwei wunderbaren Aussichtspunkten geführt, von denen man die Bay of Islands und Bavutu Harbour überblicken kann. Für den ersten brauchen wir etwa eine Stunde, für den zweiten zwei Stunden, u.a. auch deswegen, weil Benny oft stehen bleibt, um uns die Natur und Lebensweise hier zu erklären oder Episoden aus seinem eigenen Leben zu erzählen. Er berichtet z.B. darüber, wie schwierig es war, seinen Vater von diesem abgelegen Ort ins Krankenhaus zu bringen und dass er wegen des verbliebenen Handicaps von Biu nun verpflichtet sei, zunächst hier zu bleiben und sein Mechanik Studium in Suva unterbrechen zu müssen. Als er dieses in der Hauptstadt von Fiji aufgenommen hatte, ist er morgens zur Schule gegangen, hat nachmittags mit Gelegenheitsjobs Geld verdient und nachts auf der Straße geschlafen. Das ging so lange, bis eine Familie, bei der er Babysitter gespielt und alle möglichen Arbeiten erledigt hatte, dieses mitbekam und ihm fortan eine Unterkunft geboten hat.

Auch andere Stories klingen abenteuerlich. Wie er unterwegs von einer anderen Insel mit dem Kanu plötzlich feststellen musste, dass dieses leckt und schließlich abgesoffen ist. Von 19 Uhr bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr ist er geschwommen.

Für den zweiten Aussichtspunkt müssen wir richtig klettern. Die letzten 100 Meter geht es steil bergauf, von Weg keine Rede. Festhalten kann man sich an Wurzeln und den scharfkantigen Lavasteinen. Wir haben unsere festen Sandalen an, Benny macht das barfuß. Unglaublich, wie seine Fußsohlen das aushalten. Dabei ist er deutlich schneller, als wir. Es ist eine Ehre für uns, dass wir erst die dritten Segler sind, die er auf diesen Aussichtspunkt bringt.

Das Dorf ist klein. Es leben 3 Familien dort, insgesamt 15 Menschen, die überwiegend Kokosnüsse ernten und verarbeiten. Da das Land Mr. Philipps gehört und nicht den Dorfbewohnern, ist hier kein Sevusevu erforderlich. Die Dorfbewohner können nicht selbst die Genehmigung oder Verweigerung des Zutrittsrechts erteilen. Die ist allen Seglern durch den Eigentümer generell gestattet worden. Wäre interessant, diesen Menschen einmal kennenzulernen. Im letzten Jahr hat er dafür gesorgt, dass Vanua Balvu, speziell Bavatu Harbour für die Yachten der Oyster Rallye als Einklarierungshafen (port of entry) fungieren konnte. Er hat dafür sämtliche Behördenvertreter hierher geschafft, so dass die Oysters nicht erst nach Savusavu und später wieder zurück nach Osten segeln mussten.

Um 16 Uhr sind wir wieder an Bord zurück, trinken Kaffee, anschließend den obligatorischen Sundowner und essen dann zu Abend.

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Liegeplatz an einer Mooring vor dem Yachclub (Royal Exploring Isles Yacht Squadron, so steht es hier auf einer Holztafel). Derzeit ist diese Anlage aber nicht bewirtschaftet

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Dies ist der Blick von der genau anderen Seite

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Einhundert Meter höher, auf dem Hochplateau, werden wir von Benny begrüßt, der die Plantage leitet und uns 3 Stunden lang zu wunderschönen Aussichtspunkten führt

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Zunächst bringt er uns aber zu Biu, seinem Vater, dem wir das Empfehlungsschreiben von Dolly übergeben

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Das Dorf. Hier leben 3 Familien mit insgesamt 15 Personen

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Am ersten Aussichtspunkt …

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… mit Blick auf die Bay of Islands

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Benny erklärt uns viele Dinge hinsichtlich der Natur und des Lebens hier. Diese roten Blätter z.B. werden in einiger Zeit grün

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Blick auf Bavatu Harbour. Unser derzeitiger Liegeplatz ist von der Bergkante im Vordergrund verdeckt

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Die Veranda des Hauses von Mr. Philipps, der dieses Domizil allerdings nur selten selbst bewohnt, weshalb es derzeit leer steht

Ankerplatz Bay of Islands

Vom zweiten Aussichtspunkt können wir die Bay of Islands und Bavatu Harbour (unten) sehen. Auf dem Bild oben sind unsere beiden Ankerplätze markiert. Von gestern auf heute haben wir beim rechten Stern gelegen

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Der “Teich” in Bildmitte wäre ein perfektes Hurricane Hole, wenn es davor nicht zu flach wäre für Yachten. Benny erzählt, dass geplant ist, eine Rinne dorthin zu baggern, so dass Yachten sich auch in der Cyclone Season hertrauen können und bei Bedarf hier guten Schutz finden würden

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Während wir eigentlich am liebsten in Bergschuhen unterwegs wären, läuft Benny über diese pickeligen Lavasteine barfuß

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Zu diesem Aussichtspunkt geht es relativ steil bergauf und dann auch wieder runter

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Benny entdeckt eine kleine Kokoskrabbe. Als ich sie angreife, werde ich von den spitzen Füßen gleich furchtbar in den Finger gezwickt. Gleichzeitig beißt mich eine Kampfameise in den Fuß. Kokoskrabben sind eine Delikatesse. Man fängt sie nachts. Wenn sie angeleuchtet werden, erstarren sie und das ist der Moment, in dem man sie erwischen kann

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