Dienstag, 27. Mai 2014

Von Suwarrow nach Samoa, 4. Seetag

Sonntag, 25. März 2014, von Suwarrow nach Samoa, 4. Seetag, Wetterbesserung, 126 sm dW, 122 üG

Nach Mitternacht geht es zunächst so weiter. Blitze im Minutentakt bis zur Dämmerung, 3 Stunden lang Dauerregen, aber am schlimmsten sind die Winddrehungen, die permanentes Nachjustieren erfordern, jedenfalls, so weit das geht. Plötzlich kommt der Wind aus Norden, was einer Drehung von über 100 Grad entspricht! Ich muss 2 mal Halsen, und da beim ersten mal wegen des flach fliegenden Regens T-Hirt und Hose klatschnass werden, gehe ich beim zweiten mal nackt ans Werk. Dann braucht es nur ein Handtuch und es sind nicht weitere Klamotten zum Trocknen aufzuhängen.

Ab etwa 4 Uhr wird der Wind stetiger und ich überlege, Christine zu wecken. Aber da sie so schön schläft, lasse ich das für heute und fahre die Nacht allein durch. Ungefähr ab dieser Uhrzeit lege ich mich im Salon immer mal für 15 Minuten querschiffs auf die Bank, schließe auch mal die Augen, gehe aber dann regelmäßig an Deck, um nach Schiffen Ausschau zu halten und den Kurs zu kontrollieren. Christine wird um 7 Uhr wach.

Um 0715 gibt es den vorerst letzten Squall mit 30 Kn und Regen, dann ist der Wind ganz plötzlich weg. Nur noch 5 Knoten, bei 3 m Welle. Das ist wie Flaute. Die Genua schlägt und die Speed geht auf 1 sm/h runter. Also: Das geht gar nicht. Genua einrollen und Maschine an für etwa 2 Stunden, dann kommt der Wind langsam zurück, allerdings nur mit um die 12 Knoten, was uns nur etwa 4 Kn Speed ermöglicht. Den ganzen Tag über haben wir stark bewölkten Himmel ohne einen einzigen Sonnenstrahl. In dieser Phase befürchten wir, morgen gar nicht mehr im Hellen anzukommen, sondern eventuell noch eine Nacht dranhängen zu müssen oder im Dunkeln einzulaufen. Aber diese Sorge werden wir mit der Abenddämmerung los, als der Wind wieder anzieht und die Geschwindigkeit auf 6 bis 7 Kn raufgeht. Weder der laue Wind tagsüber, noch der stärkere Wind während der Nacht waren angekündigt. Laut Wetterbericht hätte es tags mit 16, in der Nacht mit 13 Kn wehen sollen. Aber so kommen wir jetzt gut voran und selbst, wenn der Wind nun einschlafen sollte, wie für den Tag angesagt, würden wir die letzten Stunden mit Maschine fahren, um tagsüber in Apia einlaufen zu können.

Am Abend schlägt der Radarwarner (Echomax, unser aktiver Radarreflektor) an, und ich suche während meiner Wache intensiv nach einem Fahrzeug, das diesen Impuls verursacht. Weil ich auch nach 1 h noch nichts gesehen habe, mache ich das Radar an, und tatsächlich sehe ich einen Kontakt, Stb. voraus in 6 sm Entfernung. Mit dem Fernglas sehe ich auch das zugehörige Schiff dazu, offenbar ein mittelgroßes Handelsschiff mit nicht sehr starken Positionsleuchten. Ohne Radarwarner hätten wir dieses Fahrzeug auf Gegenkurs sicher gar nicht bemerkt.

Möglicherweise kommt das Schiff von American Samoa, das 30 Meilen südlich von uns liegt und an dem wir gerade vorbeisegeln. Wir hatten überlegt, ob wir Pago Pago, die Hauptstadt dieser zu den USA gehörigen Insel anlaufen sollten, uns dann aber dagegen entschieden. American Samoa soll nicht besonders sehenswert sein und die meisten Yachten gehen nur deshalb in den dreckigen Industriehafen, um ihre Vorräte aufzufüllen. Man soll relativ gut und günstig einkaufen können. Aber schmutziges Hafenwasser und der ganze Behördenkram für ein paar Tage Einkaufen stehen nicht dafür, dass wir uns das anschauen. West-Samoa, im vorletzten Jahrhundert übrigens 14 Jahre lang eine deutsche Kolonie, soll ganz anders sein. Die Felice ist dort gestern angekommen und liegt mittlerweile gut dort vor Anker. Außerdem gibt es eine Marina, die ganz angenehm sein soll.

Mit der Nacht setzen auch die Blitze im Dauerfeuer wieder ein, aber da sie ohne Donner bleiben und waagerecht am Himmel leuchten, sorgen wir uns nicht allzu sehr. Als Christine um 21 Uhr die Wache übernimmt, bin ich doch ganz schön müde nach der durchgemachten Nacht von gestern auf heute. Jedenfalls werde ich erst um halb Zwei wach, um die Capitana abzulösen, die sich in ihrer Wache wacker geschlagen und zwei Squalls mit 30 Kn Wind und Bootsgeschwindigkeiten von über 8 Knoten abgeritten hat, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hätte. Das ist dann der Grund dafür, warum es diesen Report heute wahrscheinlich etwa 2 h später gibt, als sonst während der Überfahrten.

Um 3 Uhr liegen noch 55 Meilen vor uns.

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