Donnerstag, 15. Mai 2014

Ganz allein auf Suwarrow

Mittwoch, 14. Mai 2014, Ankunft in Suwarrow, 6. Seetag, 49 sm dW und üG, Ganz allein auf der Insel

Auch heute wieder eine helle Vollmondnacht, unterbrochen von einem Squall um kurz nach Fünf. Auch zwei Blitze zucken über den Himmel, allerdings ohne Donner. Um 0610 "alter Bora Bora Zeit" zeigen sich die ersten Anzeichen der Morgendämmerung und um 0645 kommen die ersten Motus des Suwarrow Atolls in Sicht. Suwarrow wurde 1814 von der Besatzung des russischen Frachters Suvorov entdeckt, gehört zu den nördlichen Cook Inseln und ist generell unbewohnt. Von Juni bis November werden zwei Ranger entsandt, die für den geregelten Ablauf im Nationalpark sorgen und von den Seglern Gebühren (50 Dollar) einheben sollen. Das Atoll ist 15 mal 13 km groß, hat aber nur 0,4 qkm Landfläche, alles andere ist Lagune zwischen den Riffen und Motus.

Um halb Acht, exakt zur Hochwasserzeit laut Navionics, fahren wir in den Pass ein. Eigentlich sollte Stillwasser herrschen, aber uns kommt zeitweilig ein Strom von 4 Knoten entgegen. Als wir hinter das größte Motu, Anchorage Island, einbiegen, sind wir überrascht, als wir entdecken, dass kein einziges Schiff hier an dem einzigen erlaubten Ankerplatz liegt. Ist ja toll! So können wir uns in aller Ruhe ein schönes Plätzchen aussuchen, was trotzdem nicht so einfach ist, denn der Grund ist mit Korallen gespickt. Während wir also ein paar Kreise drehen, bekommen wir lebendige Begleiter. An die Zehn Schwarzspitzenriffhaie schwimmen um uns herum. Wir ankern zunächst auf 6 m, geben den Platz dann aber zwei Stunden später nach dem ausgiebigen Spiegelei-Frühstück wieder auf, weil wir zu dicht an flachem Wasser mit hoch aus dem Grund aufragenden Korallenköpfen gelandet waren. Nun fällt der Anker in 14 Meter tiefes Wasser. Beim anschließenden Schnorcheln und Tauchen zum Anker sind die Haie wieder unsere Begleiter. Obwohl wir ja wissen, dass die Riffhaie für Menschen ungefährlich sind, ist das Gefühl doch etwas anders, als im flachen Wasser Bora Boras, wo wir umringt von zig Touristen und in der Nähe verfügbarer Krankenhäuser waren. Wenn uns hier so ein Viech beißen würde, hätten wir sicher ein größeres Problem. Aber es passiert natürlich nichts.

Es scheint so zu sein, dass auch die Ranger noch nicht hier sind, zumindest sehen wir niemanden und es liegt auch kein Boot im Wasser. Kann es sein, dass wir wirklich ganz allein in diesem Atoll sind? Wir machen das Dinghy klar und fahren zum Motu mit der kleine Mole. Sieht alles verlassen aus. Wir begeben uns an Land und streunen über das Eiland. Es gibt ein paar einfache Bretterbuden, eine davon zweistöckig, deren obere Etage Wohnraum für die Ranger und unten eine offene Fläche für gesellige Zusammenkünfte bietet. Bunte Flaggen aus aller Herren Länder zeugen von den vielen Feten, die Segler hier mit den Verwaltern gefeiert haben müssen. Jetzt und hier ist aber tatsächlich niemand außer uns auf der Insel. Wenn wir nicht wüssten, dass die Felice heute noch einlaufen wird, wären wir die einzigen Menschen in fast 1000 km Umkreis. Das ist schon ein wahnsinniges Gefühl.

Wir wandern auf die Passseite des Motus, vorbei am Denkmal oder Grabstein von Tom Neal, eines neuseeländischen Schriftstellers, der hier Mitte des vorigen Jahrhunderts einige Jahre als Robinson verbracht und darüber ein Buch geschrieben hat. Eine Hütte beherbergt einen Book Swap. Sogar deutsche Bücher sind vorhanden. Man kann tauschen, Eins gegen Eins. Ansonsten Kokosnüsse satt und Unmengen von Ensiedlerkrebsen. Wir genießen die Einsamkeit, wohl wissend, dass sie in ein paar Stunden vorbei sein wird und in den nächsten Tagen 20 ARC Boote ankommen werden. Wir kommen angezogen auf die Insel und verlassen sie nackt. Ohne Klamotten Dinghyfahren ist auch für uns ein neues Erlebnis.

Um 1520 kommt die Felice an und ankert neben uns, etwas später noch ein weiteres Boot, das wir aber nicht kennen. Sundowner auf dem Kat von Conny und Wolfgang, um halb Fünf etwas früher als gewöhnlich, dazu noch zur Bora Bora Zeit, denn hier wäre es eigentlich erst halb Vier. Wir plaudern über tausend Sachen, insbesondere aber natürlich über die vergangenen fünf Tage auf See.

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