Freitag, 19. Juli 2013

Von Mo'orea nach Huahine

noch Mittwoch, 17. Juli, Fortsetzung

Die Spruce ist schon vor 16 Uhr ankerauf gegangen. Also machen wir uns auch langsam klar, hängen das Dinghy in unseren Einarm-Davit (Motor auf die Reling) und werfen um 1615 die Maschine an. Das Ankeraufmanöver ist eine Wucht in Tüten. Christine am Steuer, ich am Anker. Wir haben 10 Knoten Wind und es ist überhaupt kein Problem, mit der Winsch das Boot an den Anker zu ziehen und diesen aus dem Grund zu brechen, obwohl der wirklich gut und tief im Sand eingebuddelt war. So schnell sind wir noch nie zuvor up anchor gegangen. Bin ich froh, dass ich die neue Winsch in Tahiti eingebaut habe. Hätte ich ruhig schon früher machen sollen. Wäre letztlich auch an einem Ankerplatz möglich gewesen, allerdings doch deutlich umständlicher (weil ich dann etwa 40 m Kette und 20 m angespleißte Leine durch die Winsch hätte ziehen müssen. Vielleicht wäre mir dann auch nicht gleich klar geworden, dass das Deck oben und unten nicht parallel verläuft. Wie auch immer: Nun ist es super!

Diesen Ankerplatz zu verlassen, fällt uns verdammt schwer. So schwer, wie eigentlich kaum jemals zuvor. Mo'orea kommt für Fahrtensegler dem Paradies schon sehr sehr nahe. Aber wir wollen ja noch andere Paradiese kennenlernen und ein paar liegen ja wohl hoffentlich noch vor uns. Außerdem haben wir einen Zeitplan, den wir wegen der Wetter- und Windverhältnisse im Jahresablauf einhalten müssen.

Das Segeln in der ersten Nachthälfte ist ein Traum. Wind aus Süd zwischen 8 und 12 Knoten. Dabei ist der Seegang viel geringer, als angekündigt. Statt 2,5 m haben wir vielleicht einen Meter Welle bzw. Schwell, d.h. wir fahren ziemlich ruhig zur See. Etwas mehr als Halbmond, keine Wolken, deshalb ist es sehr hell an Deck. Die dunkle Silhouette von Moorea kann ich auch in 20 Meilen Entfernung noch vor dem etwas helleren Himmel erkennen. Die Spruce, die einmal zweieinhalb Meilen vor uns war, haben wir um Mitternacht an Bb querab. Ein sehr stimmungsvolles Bild, die HR 42 unter vollen Segeln im Gegenlicht des sich auf dem Wasser kristallglitzernd spiegelnden Mondlichts zu sehen. Weil mich das so begeistert, verlängere ich meine 18-21 Wache bis nach Mitternacht. Ich bin ausnahmsweise mal die ganze Zeit an Deck, habe die Ohrhörer drin und lausche polynesischen Klängen, die wir gestern noch von 2 von den Aluas geliehenen CDs kopiert hatten. So könnte Segeln immer sein!!


Donnerstag, 18. Juli 2013, von Mo'orea nach Huahini, schöne Nachtfahrt mit 2 h Flaute, auffrischender Wind und Wetterverschlechterung am Vormittag, Sundowner auf Spruce

In Christines Wache von halb Eins bis halb Sieben (heute haben wir einen willkürlichen Wachrythmus) schläft der Wind ein und wir fahren zwei Stunden unter Maschine. Im Laufe des Vormittags wird der Wind dann kontinuierlich stärker und dreht von Süd auf Südost. Auch die Wellenhöhe nimmt schnell zu bis auf 3 m. Um 0925 sind wir im südlichen Pass von Fare, dem Hauptort auf Huahine.

Auf Verdacht hatte ich schon vorher mal die Felice auf 16 gerufen. Conny und Wolfgang waren gerade dabei, auszulaufen. Als sie dann draußen vorm Riff waren, haben sie es sich anders überlegt und sind wieder an den Ankerplatz vor Fare zurückgekehrt. Wir haben gelesen und gehört, dass dieser Ankerplatz einen nicht so sicheren Grund haben soll und da wir in den nächsten Tagen viel Wind erwarten, folgen wir dem Rat der Flapjacks und fahren gemeinsam mit der Spruce in der Lagune auf der Westseite der Insel zwischen Riff, auf dem sich donnernd die 3 m Wellen brechen, und der Insel wieder nach Süden. Das sind etwa 7 Meilen gegen den Wind, aber in geschütztem Gewässer, wieder in die Richtung, aus der wir gerade gekommen sind. Aber zu dieser schmalen, langen Lagune gibt es nur diesen einen Eingang im Norden. Auf dem Weg dorthin drehen wir jeweils eine Runde durch die fast geschlossenen Buchten von Bourayne und Haapu. Die Erste ist sehr groß, aber mit 35 Metern viel zu tief zum ankern. Die Zweite wäre ok und bietet sehr ruhiges Wasser, was allerdings wegen der Größe der Bucht am Ende wieder etwas trüb ist. Außerdem lägen wir dort ganz allein. Wir haben lieber Gesellschaft und deshalb landen wir schließlich in der Baie d'Avea und ankern in der Nähe von Flapjack und Spruce auf 12 m tiefem, glasklaren Wasser ziemlich dicht hinter dem Riff. Hier pfeift uns der Wind voll auf die Nase, aber der Schwell kommt nicht über das Riff. Wir hoffen, das bleibt auch so, wenn sich der Seegang in den nächsten Tagen auf 4,5 Meter erhöht. Jedenfalls haben wir feinen Sandgrund und brauchen keine Bedenken zu haben, dass der Anker nicht tragen könnte.

Das Wetter ist nicht so toll. Starker Wind und kleinere Regenschauer, ansonsten ist es bewölkt. An Deck muss man schon etwas anziehen, sonst ist es zu kalt. Trotzdem gehe ich schnorcheln, um mir anzusehen, wie unser Anker im Grund liegt. Das Wasser ist glasklar und man kann von der Oberfläche den Meeresboden gut erkennen. Ich tauche die 12 m runter und schaue genau hin. Alles fein. Ich schnorchele weiter gegen die Wellen und die Strömung Richtung Riff. Ziemlich plötzlich steigt der Meeresboden steil von 10 auf 2 m an. Dort, wo sich die Farbe von dunkelblau auf türkis ändert, sieht es unter Wasser auf, als sei ein steiler Deich aufgeschüttet worden. Habe ich in diser Form noch nie gesehen. Es gibt also ein Unterwasserplateau mit etwa 12 Metern Tiefe, an das sich zum Riff hin ein Plateau mit 1,5 bis 2 m Tiefe anschließt. Der Übergang ist wie beschrieben, sehr steil. Alles weißer Sand. Phantastisch.

Was nicht ganz so toll ist: Wir haben hinter einem Katamaran ("Living") geankert, der relativ wenig Ankerkette draußen hat. Jedenfalls hebt sich dessen Kette bis zum Anker vom Grund ab, d.h. es ist wenig federndes Element vorhanden, wenn mehr Wind oder Wellen kommen. Die Gefahr, dass dann der Anker ausbricht, ist relativ groß. Und wenn das passiert, könnte es durchaus sein, dass dieser Kat auf uns zudriftet. Leider war niemand an Bord, den ich hätte bitten können, mehr Kette zu stecken.

Um 17 Uhr sind wir auf der Spruce zum Sundowner eingeladen, auch wenn die Sonne nicht scheint. Im Gegenteil, wir müssen einen Regenschauer abwarten, bevor wir rüberfahren können. Wir verbringen einen sehr netten Abend mit Sue und Andy. Auch heute stellen wir wieder einmal fest, dass wir jede Menge gemeinsame Bekannte haben (z.B. die Felices und die Allegrias). Um Acht sind wir wieder zu Hause.

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