Freitag, 28. Juni 2013

Von Toau nach Tahiti

Dienstag, 25. Juni 2013, von Toau nach Tahiti, 1. Seetag, Segeln unter Kutterfock, 79 Seemeilen

Die Skimpy ist schon gestern abend unmittelbar im Anschluss ans Abendessen aufgebrochen. Sie haben einen relativ engen Zeitplan, weil sie zusätzliche Gäste aufnehmen in Tahiti. Also liegen wir heute morgen nur noch mit der KaPai in der schönen Anse Amyot. Und das auch nicht mehr lange, denn um 10 Uhr werfen wir die Leinen von der Mooringboje los. Von Richy werden mit „Alphornklängen“ verabschiedet, die aus einer großen Muschel kommen, in die er gekonnt hineinbläst. Damit verlassen wir also die Tuamotus, dieses abgelegene Paradies am Ende der Welt, in dem wir den Aufenthalt sehr genossen haben. Die Menschen sind anders, als auf den Marquesas, aber ebenfalls sehr aufgeschlossen und freundlich. Die Siedlungen sind teilweise extrem klein und deshalb hat es die Bevölkerung dort ungleich schwerer, als auf den nördlicheren Inseln. Ob wir jemals wieder hierher kommen werden? Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen.

Es gibt ein paar Passatwolken und der Wind bläst mittlerweile mit 16 Knoten aus Südost. Im Lee des Atolls haben wir zunächst traumhaftes Halbwind-Segeln unter Genua und kaum Welle, nur langgezogenen, 2,5 m hohen Schwell. Das ändert sich dann aber, als wir den Schutz der Motus verlassen und sich aus dem 5er Südost und dem Schwell aus Süd, der weit aus dem Süden von den dort seit einigen Tagen herrschenden Stürmen kommt, eine unangenehme Kreuzsee bildet, die uns ganz schön hin und her schleudert. Mit der Genua sind wir viel zu schnell, also tauschen wir sie gegen die Kutterfock. Fünfeinhalb Knoten reichen uns aus, damit wir nicht vor Tagesanbruch am 27. in Tahiti ankommen. Kurz nach Mittag fahren wir zwischen den Atollen Kaukura und Niau hindurch, wovon das letztere in gut 8 Meilen Entfernung auch eine Weile zu sehen ist. Danach setzt Seeroutine ein, die uns beiden bei dem Gewackel heute etwas schwer fällt. In der Nacht frischt der Wind zweitweilig auf über 20 Knoten auf, so dass wir mit der kleinen Fock 7 Knoten laufen. Aber das ist nicht von langer Dauer. Der Mond geht um 2018 malerisch hinter einer Wolkenbank auf. Er ist fast noch voll und beschert uns bei wenig Bewölkung eine helle Nacht.

Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Lobster (ein paar Mini-Stückchen) aus dem Plastikbecher, aufgegossen mit heißem Wasser. Nicht besonders vitaminhaltig (tatsächlich sind laut Packungsaufschrift überhaupt keine drin!), aber doch relativ schmackhaft und vor allem schnell zubereitet.

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Ausfahrt aus der engen Anse Amyot. Links und rechts von uns bricht sich der Schwell auf den Riffen

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Letzter Blick auf die Motus von Toau und damit insgesamt auf die Tuamotus, die als etwas ganz Besonderes in unserer Erinnerung bleiben werden

 

Mittwoch, 26. Juni, 2013, von Toau nach Tahiti, 2. Seetag, 131 sm

Die Kreuzsee bleibt uns den ganzen Tag erhalten, ebenso wie der Wind, der sich um die 20 Knoten eingependelt hat und aus 110 Grad kommt. Mittags brutzele ich in der Schaukelei die Hälfte unseres Parrotfishfilets, das wir von Valentine bekommen hatten, zusammen mit Zwiebeln in der Pfanne. Christine bekommt die Seefahrt wieder einmal gar nicht. Entweder es liegt an der Kreuzsee oder daran, dass sie die Pericephal zu spät eingenommen hat. Sie hält sich den ganzen Tag an Deck auf. Überwiegend sonnig, zwei oder drei kurze Regenschauer gibt es tagsüber.

Am Nachmittag um 17 Uhr reduzieren wir die Segelfläche, weil wir zu schnell sind. Nun steht noch die Hälfte der Kutterfock und damit machen wir durchschnittlich 4,5 Kn dW. Um 2115 bekommt Christine ein grünes Licht an Bb in Sicht, das sich kontinuierlich nähert. Könnte Flapjack oder Spruce sein. Von beiden wissen wir aus dem Magellan Netz, dass sie ebenfalls gestern um 10 Uhr Richtung Tahiti aufgebrochen sind, allerdings von Fakarava Süd aus. Meine Mitternachtsschicht beginnt um 0130, Tahiti liegt 5 sm entfernt an Steuerbord. Die Silhuette ist im Mondschein bereits zu erkennen, auch wenn kein einziges Licht auf der Insel zu sehen ist.

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Bis auf die Kreuzsee haben wir zwar überwiegend gutes Wetter. Dennoch gibt es hin und wieder einen Regenschauer mit bis zu 28 kn Wind

 

Donnerstag, 27. Juni 2013, Ankunft in Tahiti, Port Phaeton, Thunfish-night auf Flapjack

Im Lee von Tahiti wird der Schwell länger und die Windsee geht zurück. Das Boot mit dem grünen Steuerbordlicht entpuppt sich als die Spruce, die ihre Maschine früher als wir anstellen und vor uns durch das Riff gehen. Port Phaeton ist eine lange Bucht mit einigen kleinen Seitenbuchten. Die Passage ist gut ausgetonnt, aber auch unsere elektronischen Seekarten sind so genau, dass man auch nachts damit hätte einlaufen können. Dieser „Hafen“ gilt als Hurricane Hole, also als sehr sicherer Ankerplatz, auch bei extrem starken Winden.

Am Ankerplatz liegt schon die Minnie B und die Spruce (Andie und Sue, die wir bisher nur vom Funk kennen), Flapjack kommt eine Stunde später. Unser Anker fällt um 0825 in 10 m Wassertiefe auf schlammigen Grund, den wir nicht sehen können, denn wegen der Länge der Bucht und der Berge ringsherum, die Regenwasser ins Meer leiten, ist das Wasser nicht besonders klar. Wir können schätzungsweise 2 Meter tief hineinsehen. Wir bringen das Dinghy ins Wasser und drehen eine Runde, um Hallo zu sagen. Zu Mittag gibt es die zweite, größere Hälfte des Papageienfischs, heute mit Reis und Karotten. Am Abend werden wir wieder eine große Portion Fisch bekommen, denn wir sind auf der Flapjack eingeladen, die auf dem Weg hierher einen 15 kg Thunfisch gefangen haben. Wir werden Kartoffelsalat beisteuern. Gibt eine große Runde, denn Spruce und Minnie B kommen auch, d.h. zusammen mit der Flapjack Crew (Pauline, Robin, Karin und Miles) sind wir dann zu zehnt.

Am Nachmittag fahren wir an Land. Am Ende der Bucht, die übrigens den südlichen Einschnitt zum Isthmus zwischen den beiden „Halbinseln“ von Tahiti bildet, gibt es ein kleines Dinghydock, zu dem wir 800 m fahren müssen. Hier sind wir am Stadtrand von Tavarao und bis zu dem Carrefour Einkaufszentrum sind es nur wenige hundert Meter. So etwas haben wir seit Panama City nicht mehr gesehen. Shopping Center nach europäischem Stil mit einem etwa 2000 qm großen Carrefour Verbrauchermarkt als Herzstück. Dieser Laden spielt alle Stückerln und ist super sortiert. Heute sind wir besonders auf Obst und Gemüse aus und das gibt es endlich mal wieder in großer Auswahl. Gegen 16 Uhr sind wir an Bord zurück und während Christine den Kartoffelsalat zubereitet, gönne ich mir noch eine Stunde Schlaf, damit ich auf der Flap Jack nicht sitzend einschlafe (schließlich bin ich seit etwa 1 Uhr auf den Beinen).

Der Abend auf der 55 Fuß Eigenbau-Ketsch von Robin und Pauline ist mal wieder bemerkenswert. Große Runde. Neben den Thunfischsteaks gibt es unseren Kartoffelsalat (ein Baguette aus dem Supermarkt haben wir auch noch mitgebracht), Reis-, Kohl- und griechischen Salat. Als Snacks vorneweg verschiedene Nüsse, Chips, Nachos, Saucen, etc. Dazu Bier oder Wein. Viele interessante Gespräche über Gott und die Welt, Vergangenheiten und Zukünfte der verschiedenen Crews, die sich hier treffen (Flapjack, Minnie B, Spruche, Gipsy IIII). Vor allem können wir heute einmal wieder den englischen Humor genießen, denn alle anderen kommen aus England (wir hören die Story, dass Phil von der Minnie B die Flapjacks verladen hat, als diese in Hiva Oa einliefen und Phil (der schon dort war) via VHF den Harbormaster gespielt und jede Menge nasty questions gestell hat, wie u.a.: „Flop Jok? Can you spell that please?“) . Um halb Zehn tuckern wir zurück zu unserem Mutterschiff.

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Halb Acht Ortszeit. Wir nähern uns dem Teputa Pass, der nach Port Phaeton führt. Tahiti erwacht

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Im Lee von Tahiti gibt es kaum noch Windwellen. Der Schwell ist aber immer noch 1,5 Meter hoch und verursacht heftige Brandung auf den Riffen

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Die Einfahrt ist durch Seezeichen gut kenntlich gemacht. Aber auch unsere CM93 und Navionics Karten stimmen hier ganz genau

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Wie könnte es anders sein: Kurz vorm ankern und an der engsten Stelle fängt es an zu regnen

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Carrefour Supermarkt. Tolle Auswahl über das gesamte Sortiment, noch besser,als in Panama City. Manche Dinge sind extrem teuer, andere entsprechen unserem heimischen Niveau.

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In der Nähe des Dinghy Docks am Rande der Bucht gibt es diese tolle Anlage für Mountainbiker. Ein paar Kunststücke werden uns vorgeführt

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