Mittwoch, 19. Juni 2013

Kopra und Black Pearls

Dienstag, 18. Juni 2013, Fakarava Nord, Rotoava, mit Leihfahrrädern auf Inseltour, Kopraherstellung und Perlenzucht

In der Nacht dreht der Südost-Wind etwas auf und produziert eine ordentliche Welle innerhalb des Atolls, so dass es bei uns im Schlafzimmer wegen des unter das Heck schlagenden Wassers ziemlich laut zugeht, was bei Christine in der Regel – und auch heute - einen unruhigen Schlaf bewirkt.

Gegen Zehn machen wir uns von Bord und fahren mit dem Dinghy wieder in den kleinen Hafen. Nach einem kurzen Gang durch den Ort fragen wir uns schließlich zu der Pension durch, die Fahrräder verleiht. Eine der Ladies, die uns dabei behilflich ist, verkauft Schmuck. Als sie hört, dass wir nach Tahiti segeln, fragt sie uns, ob sie mitkommen könne. Sie habe kein Geld für die Reise und vorm Fliegen habe sie sowieso Angst. Wir sagen, wir würden aber vorher noch nach Toau wollen. Auch fein, da sei sie schließlich noch nie gewesen. Wir hätten auch keinen Schlafplatz mehr, da das Boot so klein sei, lügen wir. Sie würde gern an Deck schlafen. Ob sie das alles ernst meint, ist schwer zu sagen. Aber auf einen Zweitagestörn nehmen wir sicher niemanden mit, der das noch nie gemacht hat und auch nicht so aussieht, als würde das Ganze schließlich von Erfolg gekrönt sein. Wir werden es uns überlegen, ist unsere schließliche Antwort.

Die Räder kosten 4 Euro pro halben Tag, was in unserem Fall von 11 Uhr bis abends (so lange, wie wir wollen) ist. Wir bezahlen und können losfahren. Kein Papier unterschreiben, keine Personalien, keine Kaution. Die Straße im Ort ist betoniert, außerhalb setzt sie sich als breite Asphaltstraße fort. Wir haben ordentlich Gegenwind und das Fahren strengt an auf den einfachen Rädern mit Rücktrittbremse und ohne Gangschaltung.

Irgendwann sehen wir rechts auf einem Grundstück ein paar Leute bei der Arbeit, Kokosnüsse „auszunehmen“, sprich, Kopra zu produzieren. Wir gehen auf das Gelände und schauen zu. Bereitwillig wird uns allerlei erklärt. Pro Kg Kopra bekommen sie etwa 1,20 Euro. Die Nüsse, die dafür verarbeitet werden, fallen zu Boden und brauchen nur aufgelesen, aber nicht von den Bäumen geholt zu werden. Das ist nur erforderlich, wenn man die Kokosmilch trinken möchte, denn dafür müssen die Nüsse frisch sein. Als wir darüber sprechen, läuft einer der drei Jungs gleich los und besorgt uns zwei frische Coconuts. Der Saft ist köstlich. Anschließend wird eine Nuss aufgeschlagen und wir bekommen Löffel, um die noch weiche Kopra herauslösen zu können. Fast ein komplettes Mittagessen. Die Burschen arbeiten in einem Affentempo und die leeren Kokosnüsse fliegen durch die Gegend auf den großen Haufen. Wir probieren das dann auch mal, aber was bei den Profis mit ihren gebogenen Werkzeugen ruckzuck geht, dauert bei uns doch erheblich länger. Die herausgelöste Kopra liegt drei Tage in der Sonne, bevor sie in 30 Kilo-Säcken verpackt wird für den Verkauf nach Tahiti.

Ein paar Kilometer weiter ist die Perlenfarm von Günther, einem Deutschen, der schon seit 2002 mit seiner von hier stammenden Frau auf dem Atoll lebt. Er erklärt uns ziemlich viel über die Perlenzucht, was doch mit viel mehr Arbeit verbunden ist, als man glauben sollte. Jeder einzelnen Auster muss in einem relativ aufwendigen Verfahren ein kleines Implantat eingesetzt werden, aus dem sich dann in 18 Monaten eine Perle bildet. Wenn man größere Perlen möchte, müssen die kleineren wieder in eine lebende Auster implantiert werden. Das geht bis zu viermal. Es gibt perfekte Perlen (ganz rund, hochglänzend und ohne Makel auf der Oberfläche) und dann Abstufungen von A bis D. Perfekte Perlen und auch A-Kategorie-Perlen sind so selten, dass sie extrem teuer sind. Günther zeigt uns eine einzelne perfekte Perle von etwa 13 mm Durchmesser, die 2500 Euro kostet. Ohne Fassung, wohlgemerkt. Natürlich gehen wir hier nicht weg, ohne ein Geburtstagsgeschenk für Christine ausgesucht zu haben.

Wir radeln zurück zum Dorf und machen auf dem Weg dahin noch einen Abstecher in ein Hotel-Resort, wo wir hoffen, einen Drink am Strand nehmen zu können. Der Strand und die Anlage wären schon sehr gelungen dafür gewesen, aber die Bar ist leider nicht geöffnet. Pech gehabt. Dann radeln wir auf der anderen Seite zum Ort hinaus, um uns den alten, pyramidenförmigen Leuchtturm (außer Funktion) anzusehen. Als wir schließlich gegen 16 Uhr unsere Räder zurückbringen haben wir fast 30 Kilometer hinter uns und sind relativ geschlaucht von der Radelei (u.a. auch deshalb, weil die Sättel zu niedrig angebracht waren und der Verleiher nichts umschrauben wollte). An Bord erleben wir einen tollen Sonnenuntergang.

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Mit einfachen Fahrrädern erkunden wir einen Teil der Hauptinsel des Fakarava Atolls. Dieses Motu ist langgestreckt und im Mittel wahrscheinlich nicht viel breiter als 500 Meter. Die Straße ist betoniert oder asphaltiert und in gutem Zustand.

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Die Boote der Einheimischen werden hier überall auf die gleiche Art und Weise aus dem Wasser geholt

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Abstecher zum Binnenstrand, seitlich der Hauptstraße

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Hier wird die Kopra aus den Kokosnüssen herausgelöst …

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… was bei den Jungs in einem ziemlichen Tempo vonstatten geht

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Das Spezialwerkzeug ist so eine Art gebogenes Stecheisen mit scharf geschliffenen Seiten

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Drei Tage lang wird die Kopra getrocknet, dann in Säcke verpackt

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Das muss ich doch auch mal probieren. Geht mit dem Spezialwerkzeug natürlich viel besser, als zu Hause mit einem Tafelmesser. Dauert bei mir trotzdem erheblich länger, als bei den Profis

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Frische Kokosmilch schmeckt super. Dafür müssen die Nüsse vom Baum geholt werden. Für die Kopra Erzeugung reicht es, vom Baum gefallene Nüsse zu verwenden

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Auf der Austernfarm von Günther wird uns allerlei über die Perlenzucht erklärt

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Die Farben innerhalb der Muschel geben Auskunft darüber, welche Perlenfarben eine Auster produzieren kann

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Blank geschliffene und polierte Austern

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Der Juwelier bringt die Länge der Halskette auf Maß

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Kann man das Preisschild lesen? Genau, es sind 11.310 Euro. Die teuerste, die am Lager ist. Alles Perlen von Qualität A und B. Eine solche Kette mit ausschließlich perfekten Perlen dieser Größe würde wohl über 50.000 Euro kosten.

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Schönes Hawaiki Resort. Wir würden gern etwas trinken, aber die Bar hat geschlossen

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Kleine Pause auf einem Steg, ziemlich direkt vor unserem Boot. Plötzlich taucht ein großer Hai auf, der dicht vor unserer Nase vorbeischwimmt

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Warnung vor Dengue-Fieber. Hängt an mehreren schwarzen Brettern aus

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Alter Leuchtturm, von Strafgefangenen erbaut. Heute nicht mehr in Betrieb

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Spektakulärer Sonnenuntergang. Ein schöner Tag geht zu Ende

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