Sonntag, 26. Mai 2013

Von Hiva Oa nach Nuku Hiva

Freitag, 24. Mai 2013, von Hiva Oa nach Nuku Hiva, Ankerauf mit Heckanker gut gelungen

Das Wetter ist immer noch äußerst durchwachsen mit vielen Regenschauern; außerdem schlägt sich Christine mit leichten Kopf- und Halsschmerzen herum. Deshalb diskutieren wir mehr oder weniger den ganzen Tag, ob wir heute wirklich den Nachtschlag nach Nuku Hiva machen oder in Hiva Oa bleiben oder wieder nach Tahuata in die Hanamoenoa Bucht fahren sollen.

Am Ankerplatz ist es deutlich leerer geworden und so beginne wir irgendwann doch mit den Seeklarvorbereitungen. Ich rudere den Müll an Land und will in der Tankstelle noch Baguette kaufen, was ich mir dann doch wieder anders überlege, weil das Dinghy immer gegen die Felsen schlägt und mir der Weg zur Tanke zu weit erscheint. Aber heute sind zwei Obstverkäufer direkt am Dinghy Dock, die sehr gut aussehende Grapefruit, Papayas, Mangos und Bananen anbieten. Gute Gelegenheit, das schwere Kleingeld loszuwerden. Die Münzen sind so groß, dass sie in kein Portemonnaie passen. Schwer bepackt mit einer halben Bananenstaude, 2 Pampelmusen, 6 Mangos und einer Papaya mache ich mich wieder auf den Weg. Viel Obst gegen das gesamte Kleingeld.

Am Vormittag tausche ich auch noch das Ankerrelais gegen dasjenige aus, dass der neuen Ankerwinsch, die noch verpackt ist, beiliegt. Zuvor hatten wir noch mal eine Spannungsmessung an der Winsch unter Last vorgenommen. 7 ganze Volt sind noch vorhanden. Vorm Relais immerhin noch 2,5 Volt mehr. Also denke ich, dass es vielleicht doch das Relais sein könnte. Auch auf anderen Booten wird gearbeitet. Auf der Voyageur kämpft Michael mit seinem Generator, die Always Saturdays nähen Seitenteile für eine Kuchenbude.

Um 1415 beginnen wir unser Ankeraufmanöver, das alles in allem eine ganze Stunde dauern wird. Zunächst werfen wir das gesamte Gurtband, dessen an Bord befindlichen Rest wir aufgeschossen und an einen Fender gebunden haben, über Bord und haben uns somit vom Heckanker gelöst. Dann nehmen wir den Hauptanker ein, was wieder sehr mühsam ist, trotz des neuen Relais (daran hat es also definitiv nicht gelegen). Hinzu kommt, dass sich gestern Nacht ein Italiener mit seinem Schiff über unseren Anker gelegt hat, bzw. seine Kette die unsere kreuzt. Wir können aber den Anker, als er kurzstag ist, mit der Maschine rückwärts aus dem Grund und unter der anderen Kette wegziehen. Dabei kommen wir dem Italiener bis auf einen halben Meter nahe. So was geht dann, wenn wenig Wind ist, und das ist heute am Ankerplatz der Fall. Am Anker kleben mindestens 10 kg Lehm, in den dicke Steine eingebettet sind. Das Säubern mit dem Bootshaken dauert eine ganze Weile, bevor wir uns dem Bergen des Heckankers widmen können. Christine steuert uns auf den im Wasser treibenden Fender zu, den ich dann samt 20 Meter Gurtband mit dem Bootshaken an Bord hole. Als der Kettenvorlauf kommt, wird es mühsamer und ich bin froh, dass ich diese nun über die zweite Rolle am Bug einholen kann. Als ich nicht mehr weiterholen kann, hänge ich die Kette in den Fanghaken und Christine geht mit der Maschine so lange retour, bis der Anker ausgebrochen ist. Auch an diesem klebt reichlich Lehm, wieder mit dicken Steinen darin. Irgendwann ist auch der Aluanker so weit sauber, dass ich ihn an Deck nehmen kann. Alles übrigens immer begleitet von Regenschauern. Nun muss ich den ganzen Krempel auf dem schaukelnden Boot noch nach achtern schaffen und aufklaren. Dann können wir aus dem kleinen Hafenbecken auslaufen.

Kaum draußen, kommt uns die Sweet Surrender mit stark gerefftem Großsegel entgegen. Wir chatten kurz und erfahren, dass sie 20 kn Wind und Böen mit 30 kn hatten. Noch einmal kommen wir in Versuchung, nur bis zur nächsten Bucht zu fahren, entscheiden uns dann aber doch für Fatu Hiva. Wir funken auf dem Weg noch kurz mit der Elonnisa und Seluna, die beide in Hanamoenoa liegen, wo es derzeit mit 20 Booten ziemlich voll ist und bereiten uns dann auf die Nacht vor. Da Christine das Aufstehen in der Nacht immer so schwer fällt, biete ich ihr an, von 22 Uhr bis zum Morgen Wache zu gehen, so dass sie durchschlafen kann. Tatsächlich lässt sie mich dann bis Mitternacht schlafen. Wir kommen gut voran, nachdem im Windschatten der Insel die Genua eine Zeit lang heftig geschlagen hat. Die meiste Zeit haben wir einen Raumschotswind aus Ost mit 15 bis 20 kn und fahren unter Genua um die 6 Knoten durchs Wasser. Die Regenfälle werden weniger und zwischen den Wolken scheint hin und wieder der Vollmond hindurch.

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Training für das Auslegerbootrennen. Sie fahren einmal im Kreis um die Ankerlieger herum. Die Bucht erschallt von den Kommandos der Schlagleute

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Dieses Dinghydock hat seine Tücken. Die Boote können leicht auf die Felsen geraten, wenn sie nicht mit Heckanker gesichert sind. Bei einem guten Meter Tidenhub sind auch schon viele Dinghies unter die Betonsohle gekommen und dabei beschädigt worden. Auch den einen oder anderen Außenborder soll es schon zerstört haben. Aus diesem Grund hatten wir unseren Motor gar nicht montiert und das Dinghy lieber an Land gezogen.

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Im Canal du Bordelais, der Enge zwischen Hiva Oa (im Bild) und Tahuata, hat es immer etwas mehr Wind und Strömung. Beides haben wir heute mit uns

 

Samstag, 25. Mai 2013, Ankunft in Nuku Hiva

Kurz nach Mitternacht taucht die Paul Gauguin wieder auf, das Kreuzfahrtschiff, das wir schon in Hiva Oa und gestern nachmittag vor Tahuata gesehen hatten. Sie fahren mit wechselnden nördlichen Kursen und 9 Kn Fahrt mehr oder weniger hinter uns her. Zwischenzeitlich verlieren wir sie aus dem Blick, aber schließlich laufen sie kurz nach uns in Nuku Hiva (Baie de Taiohae) ein. Wahrscheinlich müssen die mindestens 9 kn fahren, damit die Stabilisatoren wirksam arbeiten können. Ansonsten wären nämlich 5 kn auch genug gewesen.

Um halb Sechs wird es hell und die Insel liegt deutlich vor uns. Während der letzten 6 Stunden hat es keinen Tropfen geregnet, aber Nuku Hiva liegt unter dichten Wolken und man kann schon aus 10 km Entfernung sehen, wo es schüttet. Drei Meilen vor der Insel kommen wir in den Windschatten und unsere Speed geht auf 1,5 kn runter. Unter Motor laufen wir schließlich in die 3 km tiefe Bucht ein. Wir fahren an Martin auf der Lupa vorbei und finden schließlich einen guten Ankerplatz vor einem Strand in der Nähe des Ortes. Wie könnte es anders sein: Während des Ankermanövers fängt es wieder an zu regnen. Die Bucht ist sehr groß und zur Zeit haben wir wenig Schwell, aber die Boote, die mit Heckanker versehen sind, zeugen davon, dass es doch ganz schön rollig werden kann. Sie bringen den zweiten Anker hier aus, um sich mit der Nase in die Dünung zu legen, denn hier ist reichlich Platz, um frei am Anker schwojen zu können. An bekannten Yachten sehen wir die Nirvana und die Divided Sky.

Es dauert eine ganze Weile, bis wir Seeklar zurück sind und das Dinghy im Wasser haben. Christine möchte an Bord bleiben, aber ich bin um 11 mit Martin am Dinghy Dock verabredet. Die große Ortsführung fällt aber aus wegen Regen. Anschließend zwei kühle Bier auf der Lupa und dann zurück an Bord zum Mittagessen. Es dauert eine Weile, bis ich eine Internetverbindung aktiviert habe, aber dann funktioniert sie doch ganz gut. Auch wenn es nicht ganz billig ist, schätzen wir doch die Möglichkeit, von Bord aus ins Netz einsteigen zu können und nicht immer den Laptop an Land bringen zu müssen. Den Nachmittag verbringen wir mit faulenzen und schlafen an Bord. Nach dem bisschen Schlaf und den zwei Bier zu Mittag gelingt das jedenfalls ganz gut.

 

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Sieben Uhr am Morgen, Einfahrt in die Baie de Taiohae, Nuku Hiva. Wir werden nicht gerade mit freundlichem Wetter empfangen

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