Donnerstag, 23. Mai 2013

Scheiß Wetter

Mittwoch, 22. Mai 2013, Hiva Oa, Scheiß Wetter!

Eine andere Überschrift verdient dieser Tag wirklich nicht. Es regnet schon in der Früh und mit den dicken Wolken frischt auch der Wind auf. Das Versorgungsschiff kommt doch schon heute und beim Anlegen verwenden sie den Anker und ziehen ihre Kette quer durch die Bucht bis zur Pier. Aus diesem Grund ist das Ankern für Yachten im Bereich des Wellenbrechers und dahinter verboten. Die genaue Grenze wird durch eine Richtpeilung an Land, die aus zwei gelben Kreuzen besteht, vorgegeben.

Als der Wind zunimmt, kommt der Katamaran Dreamweaver, den wir nicht kennen, aber für sehr arrogant halten, weil er ohne Heckanker sehr viel Platz zum schwojen beansprucht, ins Driften und schlägt fast auf ein dahinter ankerndes Boot. Auch wir hätten vom Schwingen in unsere Richtung betroffen sein können. Nun sind wir froh, dass die Burschen ankerauf gehen müssen. Sie landen schließlich seewärts vor uns, immer noch ohne Heckanker. Jedenfalls können sie uns so nicht mehr in die Quere kommen, vorausgesetzt, ihr Anker hält dieses Mal.

Als nächstes kommt die Info von Elonnisa, dass auch draußen vorm Wellenbrecher, wo sie liegen, das Chaos herrscht. Dort sind die Wassertiefen größer und die Boote ankern mit ihrem Heckgeschirr in unterschiedlichen Richtungen. Also gehen sie Hals über Kopf ankerauf und kommen in die Bucht. Ich biete an, mit dem Heckanker zu helfen, was dann aber zunächst darin besteht, mit Önni in seinem Dinghy vor den Wellenbrecher zu fahren, und den Heckanker der Elonnisa zu bergen. Die lange Leine schwimmt im Wasser, daran hängen 30 m Kette 8 mm, dann ein Sandforth Anker von 7 kg. Der hat sich aber so im schlammigen Untergrund festgesaugt oder eingegraben, dass wir ihn auch mit vereinten Kräften nicht aus dem Grund brechen können. Auch als wir die Kette am Boot befestigen und mit dem 15 PS Mercury Vollgas geben, tut sich nichts, außer dass das Dinghy unter Wasser gezogen wird. Als ein größeres einheimisches Motorboot mit Innenborder, dass für Versetzdienste zwischen den Inseln eingesetzt wird, in der Nähe vorbeifährt, frage ich die Mannschaft (2 Leute), ob sie uns helfen können. Das machen sie tatsächlich, sind aber dann immerhin auch noch 10 Minuten beschäftigt, bis sie den kurzstag geholten Anker mit ihrer Maschinenkraft aus dem Grund brechen können. Sie holen ihn dann sogar für uns vom Grund an die Wasseroberfläche, vielleicht 8 oder 9 m. Anschließend bringen wir den Anker hinter der Elonnisa aus, die jetzt fast längsseits,15 m neben uns liegt. Hoffentlich haben wir nicht so große Probleme, wenn wir übermorgen unseren Heckanker ausbuddeln müssen.

Anschließend ein kaltes Bier und dann gibt mir Elisabeth noch zwei große Thunfischsteaks mit, die sie vor zwei Tagen von der Full Monty bekommen hat. Die Full Montys hatten nämlich auf der Fahrt von Fatu Hiva nach Tahuata 6 Thunfische gefangen und großzügig verteilt. Irgendwie sind wir dabei untergegangen, wofür wir schon eine persönliche Entschuldigung erhalten haben. „Next time you’re top of the list“. Immerhin haben wir so doch noch von deren Anglerglück profitiert. Zu Mittag gibt es also Gemüsereis mit Fisch. Übrigens hatten wir schon in der Bucht Hanamoenoa gehört, dass sich hinter der Full Monty beim Ausnehmen der Fische, bzw. angelockt durch die über Bord geworfenen Innereien, ruckzuck 4 Haie eingefunden hatten, um sich ihren Teil der Beute zu sichern.

Währenddessen regnet es ununterbrochen und die Wasserfarbe ändert sich von grün auf rotbraun. Wir sehen das erdige Wasser förmlich wie einen Grenzverlauf auf uns zukommen. Land fließt ins Meer. Es dauert nicht lange, dann schwimmen Kokosnüsse, Blätter, Zweige und ganze Bäume durch die Bucht. Kein schöner Anblick. Den Wassermacher können wir definitiv nicht mehr benutzen, wir scheuen uns zunächst sogar, die Toilettenspülung zu verwenden. In der Bucht ist es schaukelig, man muss auf andere Boote achtgeben, es regnet. Echtes Scheißwetter! So was braucht man wirklich nicht jeden Tag. Andererseits genau richtig, um die Möglichkeiten, die das Internet bietet, hier zu nutzen. Wir skypen, beantworten emails und freuen uns über die Post und Gästebucheintragungen, die wir nach langer Zeit wieder einmal anschauen können.  Morgen wollen wir mit Marie Jo, der wir auch unsere Wäsche anvertraut haben, eine Inselrundfahrt machen. Falls das Wetter noch anhält, wird daraus aber wohl nichts werden.

Elisabeth hat einen Kuchen gebacken und lädt uns um halb Vier zum Kaffee ein. Da unser Dinghy noch im Davit hängt, werden wir von Önni sogar abgeholt. Zur Feier des Tages hat der Regen sogar kurz aufgehört. Wir tauschen uns über die weiteren Pläne aus und bekommen von den beiden 6,3 GB Pazifikinformationen neuesten Datums kopiert. Vor allem hinsichtlich der Tuamotus, der weltgrößten Ansammlung von Atollen, und die nächste größere Inselgruppe, die auf unserem Programm steht, ist die Entscheidung schwierig, welche davon man anlaufen sollte. Da das Kopieren so lange dauert, landen wir auch noch beim Wein, bevor wir mit Einbruch der Dunkelheit wieder zurück chauffiert werden.

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Das Versorgungsschiff braucht Platz zum Drehen, deshalb dürfen ab einer gewissen Grenze, die durch eine Deckpeilung markiert wird, keine Boote mehr ankern

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Önni und ich kommen mit dem geborgenen Heckanker der Elonnisa zurück. Hinter uns ein Versetzboot eines Kreuzfahrtschiffes, das heute gekommen ist. Die haben sich nicht gerade das beste Wetter ausgesucht

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Das Wasser färbt sich fast schlagartig von grün auf rotbraun. Die Grenze wandert schnell auf uns zu

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Dreck, Kokosnüsse, Baumstämme. Hier schwimmt plötzlich allerei durch die Gegend, was normalerweise nicht ins Meer gehört

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Da wir den Wassermacher nicht benutzen können, fangen wir auf ganz primitive Art das Regenwasser auf, das von den Rändern des Biminis heruntertropft

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Neben der Elonnisa liegt ein offenbar einheimisches Boot, das nicht besetzt ist und nur am Buganker hängt. Es kommt unseren Nachbarn gefährlich nahe. Wenn die Elonnisa morgen wegfährt, könnte es sogar für uns eng werden

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