Mittwoch, 22. Mai 2013

Mantas und Hiva Oa

Dienstag, 21. Mai 2013, von Tahuata nach Hiva Oa, Schwimmen mit Mantas

Manta hinterm Heck, vielleicht in 4 m Tiefe. So schnell es geht, ziehe ich Badehose, Flosssen, Brille und Schnorchel an. Das Frühstück steht noch gar nicht auf dem Tisch. Aber als ich im Wasser bin und einige Kreise drehe, kann ich nichts mehr entdecken. Wir sind schon um 0545 aufgestanden, weil wir früh ankerauf gehen wollen. Als wir gerade die erste Tasse Tee getrunken und unsere Marmeladenbrote zur Hälfte gegessen haben, sehen wir Flügelspitzen an der Wasseroberfläche, vielleicht 80 m entfernt. Also unterbreche ich das Frühstück und kraule, so schnell ich kann, in die entsprechende Richtung. Von einem Nachbarboot, das dichter dabei liegt, ist auch schon jemand ins Wasser gehüpft. Dann sehe ich einen Manta unter mir durchschimmen, vielleicht 1,5 bis 2 m Spannweite. Als ich ihm näherkomme, dreht er auf mich zu und legt sich dann auf den Rücken um mir seine weiße Unterseite zu zeigen. Phantastisch. Christine ruft mir vom Boot aus zu, wohin ich mich bewegen soll. 30 Meter weiter begegne ich dann einem riesigen Exemplar. Sicher 3 m Spannweite. Auch dieses Tier kommt ganz nah, bis auf Armlänge, an mich heran. Ich kann deutlich die großen Schaufeln und das sich öffnende Maul sehen, wie auch die Kiemen an der Unterseite, die sich öffnen und schließen. Ein Traum.

Als wir kurz nach dem Ankerauf (das Drama ist nur deshalb kleiner, weil die Wassertiefe nur 6 m beträgt) die Bucht verlassen, sehen wir größere Gruppen von Mantas. Ein Schwarm schwimmt dicht an der Oberfläche direkt neben unserem Boot und besteht aus vielleicht 12 Tieren. Wir machen ein paar Fotos, aber eigentlich ist es noch gar nicht hell genug dafür um 0730.

Wir fahren unter Maschine durch den Kanal zwischen Tahuata und Hiva Oa. Der Wind steht gegenan, ist glücklicherweise aber schwach (13 kn) und auch die Strömung ist positiverweise mit uns. Bei 20 kn Wind brauchte man gar nicht zu versuchen, durch diese Enge gegenan zu gehen. Als wir dann nach Norden Richtung Ankerplatz abbiegen können, setzen wir noch mal für eine halbe Stunde die Genua und laufen schließlich unter Motor in den Hafen von Atuona ein. Die Elonnisa, die Voyageur und die Full Monty sind schon vor uns losgefahren und liegen bereits vor Anker. Hinter dem Wellenbrecher, den es hier dringend braucht, denn die Bucht wäre sonst zur vorherrschenden Windrichtung nach Südosten hin völlig offen, ist nicht sehr viel Platz. Es drängen sich aber trotzdem viele Yachten hier hinein, denn dies ist einer der wenigen Einklarierungshäften für die Marquesas. Weil es entsprechend eng zugeht, liegen die meisten Boote deshalb vor Bug- und Heckanker.

Ein Manöver mit Heckanker ist nicht so ganz einfach, weil man das am zweckmäßigsten so macht, dass zunächst der normale Anker geworfen und festgefahren, und erst anschließend der Heckanker mit dem Dinghy ausgebracht wird. Nun hängt nach so einer Überfahrt aber das Dinghy in den Davits oder liegt an Deck, ganz zu schweigen davon, dass der Außenborder schon drauf wäre. Weil es eng ist, kann es natürlich sein, dass man auf die anderen, neben einem liegenden Boote zutreibt. Das will man ja gerade mit dem Heckanker verhindern. Nun, heute hat es erstens wenig Wind und zweitens bitten wir die Elonnisa um Hilfe, die ihr Dinghy schon im Wasser hat und schnell angebraust kommt. So können wir unseren Alu-Fortress-Anker, an den ich schon vor dem losfahren in Tahuata 8 m Kette und das 50 m Gurtband angeschäkelt hatte, nun mit Hilfe des Elonnisa Dinghies relativ schnell ausbringen. Unser Hauptanker liegt jetzt auf 7 m, die Gipsy auf 5 m und der Heckanker auf 3,5 m Wassertiefe. Um 0930 sind wir fest.

In der Bucht hat es wenig Wind und wir kommen reichlich ins Schwitzen. Um Elf sind wir dann soweit, dass wir das Boot verlassen können. Wichtig ist die Wäsche, die Laundry-Lady, die wir auf Kanal 72 schon kontaktiert hatten, wartet schon auf uns am Dinghy Dock. Eben dieses hat es ganz schön in sich, besonders für Christine, die sich immer etwas schwer tut, vom wackeligen Dinghy, das vom Schwell auf und nieder bewegt wird, auf höher gelegene Betonmauern oder Holzstege zu krabbeln. Schließlich kriegt sie es aber dann doch irgendwie hin. Wir geben unsere Wäsche ab und wandern anschließend ins Dorf, das 4 km entfernt liegt. Auf dem Weg dahin kommen wir an zahlreichen Mangobäumen vorbei. An den gepflegteren Gärten stehen Schilder, man solle die Finger vom Obst lassen, aber später am Straßenrand liegen die heruntergefallenen Mangos am Boden und verfaulen. Davon sammeln wir 10 ein, die gut aussehen und keine matschige Unterseite haben.

Wir kommen um die Mittagszeit an, und – wie könnte es anders sein – die Gendarmerie hat geschlossen. Damit hatten wie eh schon gerechnet und so gehen wir hinauf zum Friedhof um die Gräber von Paul Gauguin und Jacques Brel anzuschauen, die beide ihre letzten Lebensjahre hier auf der Insel verbracht haben. Danach gehen wir zur Bank und sind anschließend erstmals nach 2 Wochen auf den Marquesas in der Lage, etwas zu kaufen und mit lokalem Geld zu bezahlen. Die Nominalbeträge sind jedenfalls hoch, 1 Euro gleich 120 Polynesische Francs. Dazu kommt, dass hier alles tatsächlich deutlich teurer ist, als in Europa. Aber, wie könnte das auch anders sein, bei den Entfernungen, die die meisten Waren, die hier angelandet werden, zurücklegen müssen. Wir haben noch etwas Zeit, bis die Gendarmerie öffnet und so besuchen wir das Gauguin Museum und die Brel-Ausstellung. Beides sehr interessant gemacht, auch wenn es sich bei den Bildern Gauguins, von denen sehr sehr viele ausgestellt sind, um Replikationen und nicht um Originale handelt.

Der Besuch auf der Behörde ist kurz und schmerzlos. Ein kleiner Zettel ist auszufüllen. Dann bekommen wir zwei Durchschläge in die Hand. Einer ist für uns, der andere ist zusammengetackert und soll als Brief nach Tahiti zur Hauptgendarmerie von Französisch Polynesien geschickt werden. Von uns natürlich, die Briefmarke bekämen wir bei der Post. Aber um 1501 ist diese bereits seit einer Minute geschlossen. Morgen wiederkommen. Noch ein Besuch im Supermarkt, wobei von Super keine Rede sein kann. Das Versorgungsschiff kommt erst am Donnerstag und deshalb sieht es etwas mau aus, vor allem mit frischen Lebensmitteln. Es gibt Knoblauch, Tomaten (allerdings matschig, also nicht kaufbar), Gurken (gut, wir nehmen zwei) und Bananen (auch gut, wir nehmen 6), außerdem ein paar Kekse und zwei Glas Oliven plus 2 Tuben Zahnpasta. Macht 6000 Francs gleich 50 Euro.

Den Rückweg erledigen wir auch wieder zu Fuß und fahren dann mit dem Dinghy noch bei der Kokomo vorbei. Diesen Kat kennen wir auch vom Beagle net. Peter sieht wie Sean Connery als 60jähriger aus und ist Deutscher, seine Frau Dana kommt aus Florida. Anschließend paddeln wir (den Motor haben wir gar nicht angehängt) zur Viskus, einem holländischen Boot, das ich in Curaca an Land habe stehen sehen. Wir entdecken mal wieder zahlreiche gemeinsame Bekannte u.a. die kennen sie auch die Crew der Calamaris aus Österreich. Baguette haben wir leider am Nachmittag keines mehr bekommen und so essen wir unser eigenes Brot zu Abend bevor ich das Internet attackiere. Ja, in der Bucht gibt es tatsächlich WLAN, 10 Stunden für 30 Euro. Na, die brauche ich mindestens. Google macht mit dem Hochladen auf den Blog ein paar Probleme, weil die meinen, ich wäre ja nun woanders, als sonst und deshalb ein Hacker. Kostet ein paar Umwege aber dann klappt der upload tatsächlich. Also gibt es jetzt auch Fotos von den letzten 5 Wochen oder so. Wünsche viel Vergnügen

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Leider keine Unterwasserfotos. Die wären viel spektakulärer und gar nicht schwer gewesen, zu schießen. Aber so schnell, wie ich ins Wasser bin, habe ich daran einfach nicht mehr gedacht. Das Schnorcheln mit den Mantas ist jedenfalls ein ganz besonderes Erlebnis. Vielleicht fahren wir noch mal zurück in diese Bucht

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Der Hafen von Atuona liegt vor uns. Eng, viele Boote, Schwell, trübes Wasser. Aber man muss hin zum Einklarieren. Die Insel wird schon was haben, wenn Gauguin und Brel sich hier so lange aufgehalten haben.

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Ankerplatz in Hiva Oa, fast alle Boote mit Heckanker, so auch wir. Die Gipsy IIII ist in der Bildmitte zu sehen

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Auf dem Friedhof in schöner Lage am Berg gibt es die Gräber zweier berühmter Leute zu sehen

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Im Ort sind diesen zwei Berühmtheiten jeweils Museen gewidmet

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Im Hintergrund läuft die Musik von Jacques Brel. Hier ist leider alles nur in französisch angeschrieben

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