Donnerstag, 9. Mai 2013

Galapagos - Marquesas, 23. Seetag

Dienstag, 08. Mai 2013, Galapagos - Marquesas, 23. Seetag, 107 sm, noch 26 sm, Fatu Hiva in Sicht, Törnstatistik

In der Nacht frischt der Wind auf Bft 4 auf und wir rauschen plötzlich wieder mit 5 bis 6 Knoten durchs Wasser. Selbst wenn dieser Wind so bleiben sollte, würden wir es kaum vor Mitternacht zum Ankerplatz schaffen.

Wir haben schönstes Wetter, blauer Himmel mit ein paar hingetupften Passatwölkchen. Ich rechne mir aus, dass wir Fatu Hiva als hohe, gebirgige Insel bei der guten Sicht vielleicht schon bei 40 Meilen Abstand sehen können müssten und schaue häufiger durchs Fernglas. Bei 36 Seemeilen Abstand (70 km) kann ich dann um 1645 die ersten schwachen Umrisse erkennen. Bei Sonnenuntergang, etwa 2 h später und bei 30 sm Entfernung, kann man die dunkle Silhouette auch mit freiem Auge klar und deutlich erkennen.

Als die Insel in Sicht kommt, reduzieren wir drastisch unsere Segelfläche, damit wir die Endansteuerung, um die Südspitze der Insel herum, bei Tageslicht machen können. Wir reduzieren die Genua zunächst auf etwa 8, drei Stunden später dann auf 3 qm, womit wir bei 13 Knoten Wind dann nur noch mit schlappen 1,5 kn durchs Wasser dümpeln. Da die See wieder 2 m hoch ist, schaukelt es ohne nennenswerten Druck im Segel halt wieder etwas stärker.

Wir planen, etwa gegen 9 Uhr am Ankerplatz zu sein. Wenn wir das berücksichtigen, lassen sich folgende zusammenfassende Bemerkungen zu diesem langen Törn machen:

Wir haben insgesamt 3104 Seemeilen über Grund zurückgelegt. Das sind ziemlich genau 100 Meilen mehr, als wenn wir den optimalen, direkten Kurs von der Wreck Bay nach Fatu Hiva hätten nehmen können (vielleicht kämen noch ein paar weniger raus, wenn man den Großkreis als kürzeste Entfernung berechnen würde, aber das schenke ich mir). Durchs Wasser haben wir nur 2691 sm gesegelt, d.h. 413 Meilen sind wir allein durch die Strömung bewegt worden. Insgesamt haben wir 22 Tage und 22 Stunden auf See verbracht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit über Grund ergibt sich mit 5,7 Knoten (4,9 dW) und damit sind wir genau gleich schnell unterwegs gewesen, wie bei der Atlantiküberquerung. Das Durchschnittsetmal ohne Start- und Ankunftstag beträgt 137 sm.

Das alles ohne Motor. Bis auf die Ankermanöver und die paar Meilen im Windschatten der Inseln bei Abfahrt und Ankunft haben wir die gesamte Strecke gesegelt. Nur zum Laden der Batterien haben wir die Maschine an 5 Tagen für insgesamt 3,9 Stunden laufen lassen. Die Steuerarbeit haben sich die Hydrovane und der Autopilot zu etwa 50/50 geteilt. Im ersten Teil der Strecke, wo wir eher Halbwind hatten, kam die Hydro zum Einsatz. Bei achterlichen Winden und Schmetterlingssegeln steuert der elektrische Autopilot über das Hauptruder aber genauer und deshalb haben wir dessen Stromverbrauch dann doch in Kauf genommen.

Wir verlängern die Tage. Der Zeitunterschied zwischen Galapagos und den Marquesas beträgt 3,5 Stunden, wobei wir erst zwei mal die Uhren um 1 Stunde zurückgedreht haben. Morgen bzw. heute nach der Ankunft werden wir noch einmal 1,5 Stunden nachjustieren, um auf die seltsame Zeit von UTC - 9,5 (d.h. 11,5 Stunden Differenz zur MESZ) umzustellen.

Wir hatten nicht damit gerechnet, so "vielen" anderen Fahrzeugen zu begegnen (bzw. zu überholen). Insgesamt sehen wir 2 Segler, 3 Fischer (davon 2 im "Doppelpack") und einen großen Frachter, also insgesamt 5 Sichtungen. Auf der Atlantiküberquerung waren es in 16 Tagen immerhin doppelt so viele.

Auf See brauchen wir deutlich weniger Wasser, als vor Anker. Insgesamt haben wir etwa 400 Liter Frischwasser benötigt, also durchschnittlich 17 Liter pro Tag. Davon ca. 2,5 Liter zum Trinken, 4,5 Liter zum Abwaschen und den Rest zur Körperpflege bei täglichem bis zweitäglichem Duschen.

Die Verpflegung war sehr abwechslungsreich. Wir haben lange von unseren Frischbeständen gezehrt und davon ist sehr wenig verdorben. Dank unseres großen Kühlschranks konnten wir uns auch gut mit Joghurt und Käse bevorraten. In der Regel haben wir morgens Joghurt mit Früchten und Müslimischung, mittags warm und am Abend frisches Brot mit Aufschnitt gegessen. Auch ein paar Tafeln Schokolade haben das zeitliche gesegnet (die Ritter Sport sind nun leider alle (Milka gab es keine), jetzt müssen wir auf Lindt umsteigen). Fisch stand leider nicht einmal auf dem Speiseplan. Wir haben sicher an 10 oder 12 Tagen die Angel draußen gehabt. Ein paar mal hatten wir auch kurz was am Haken, aber wir haben nicht einen Fisch an Deck holen können. Da wir keine Fasten-Fans sind, ist es auch ziemlich lange her, dass wir mal 23 Tage am Stück ohne einen Tropfen Alkohol verbracht haben. Geht auch. Diese Phase werden wir aber unmittelbar nach der Ankunft beenden.

Womit haben wir uns beschäftigt? Erstaunlicherweise ist uns nie langweilig geworden. In der "Freizeit", also alles außerhalb von schlafen, Essen zubereiten, essen, Körperpflege, putzen, Segelmanövern, funken und sonstigen kleinen Dingen des Alltags, haben wir viel gelesen, geplaudert, Musik gehört oder einfach die Umwelt beobachtet. In den Nachtwachen habe ich insgesamt 4 oder 5 Videos angeschaut. Die Funkrunden von zwei mal 45 Minuten pro Tag waren unsere news des Tages und gaben immer etwas Gesprächsstoff. Außerdem wußten wir immer, wo sich unsere Freunde von der Alua und Lupa herumtreiben und wie es ihnen geht. Da das Feld der 25 teilnehmenden Boote sich auf eine Fläche von etwa einer Million Quadratseemeilen verteilt, gab es auch immer interessante Wetterunterschiede zu konstatieren. Die Fläche ist u.a. so groß, weil die Boote von Galapagos im Abstand von mehr als einer Woche gestartet sind und weil es mehrere Ziele gibt. Der größte Teil der Boote ist zu den Marquesas unterwegs, eine kleine Gruppe aber auch nach Hawai (die haben etwa 4000 Meilen zu segeln) und eine andere Richtung Süden zu den Osterinseln, Pitcairns oder Gambiers (kürzere Strecke von etwas mehr als 2000 Meilen). Die Südgruppe muss sich derzeit mit Windstärke 8 herumschlagen.

Ganz erfreulich ist es, dass Christine ihr Problem mit der Seekrankheit nach den ersten Tagen sehr gut in den Griff bekommen hat. In den letzten 4 Tagen hat sie die Tabletten komplett abgesetzt und konnte dennoch alles tun, was sonst die Seekrankheit fördert, wie lesen oder längerer Aufenthalt unter Deck. Ich hatte leider mit Ohrenschmerzen, Fieber, Erkältung und Husten zu kämpfen, wobei letzterer nun langsam abklingt, aber immer noch nicht vollständig verschwunden ist. Unterm Strich hat mich das aber nicht wesentlich beeinträchtigt und so können wir auf einen sehr schönen, und letztlich doch relativ schnellen, Törn zurückblicken.

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