Montag, 6. Mai 2013

Galapagos - Marquesas, 21. Seetag

Sonntag, 05. Mai 2013, Galapagos - Marquesas, 21. Seetag, 83 sm, noch 238 sm, Fischer in der Nacht und ein Bad im Pazifik, Delfine

Die Zeilen, die diesen Tag beschreiben, entstehen etwas später, als gewöhnlich, denn Christine hat mich nicht geweckt und ich bin erst um 0200 aufgewacht. Wenn das Schiff halbwegs ruhig liegt, ist der Schlaf offenbar doch tiefer und außerdem war ich gestern tagsüber keine Minute im Bett.

Der Tag beginnt damit, dass der Echomax piept und damit also ein fremdes Radar irgendwo in unserer Umgebung anzeigt. Um 0230 bekomme ich dann ein rotes Licht zu Gesicht und nehme deshalb an, das könne wegen der hohen Position nur die Dreifarbenlaterne eines Seglers sein. Mit Hilfe des Radars stelle ich aber fest, dass dieses Fahrzeug still im Wasser liegt, außerdem sehe ich etwas später ein paar dünne Lichter an Deck. Also ein Fischer mit einer Beleuchtung, die es laut Seestraßenordnung gar nicht gibt, denn dann müsste er unter dem roten noch ein weißes Rundumlicht führen. Wir fahren in 1,7 sm Abstand an ihm vorbei. Auf CH 16 antwortet niemand.

Während der Funkrunde am Morgen taucht eine große Gruppe von Delfinen auf, die uns ausgesprochen lange begleiten. Eine Stunde später tollen immer noch einige (oder schon wieder?) dieser flinken Meeressäuger neben uns oder vor unserem Schiff durchs Wasser.

Der Wind nimmt weiter ab auf 6 bis 8 kn und bleibt auf ENE. Um kurz nach sieben beenden wir unseren Halbwindkurs nach Nordwest, weil uns der nun doch zu sehr in die falsche Richtung führt und gehen vor den Wind. Wir büßen durch die Kursänderung deutlich an speed ein, doch dafür fahren wir nun in die korrekte Richtung. Spi Baum in die Genua, Groß bergen, Kutter über Großbaum ausspreizen. Das geht nun schon etwas schneller, als beim letzten mal. Außerdem kann ich die Arbeit auf dem Vorschiff bei dem nachlassenden Schwell (Wellenhöhen nur noch etwa 1,3 m) ohne Sicherheitsgurt machen, was die Bewegungsfreiheit deutlich erhöht. Unsere Fahrt durchs Wasser geht auf 2 kn zurück, manchmal darunter. Plötzlich zeigt unser Log Null Knoten an. Mist, das Laufrad unterm Schiff, das den Speedometer mit Daten versorgt, muss zugewachsen sein. Jedenfalls so weit, dass es sich bei langsamen Geschwindigkeiten nicht mehr dreht. Das gefällt uns gar nicht. Also: Segel bergen, Schiff aufstoppen, Maske und Flossen an, Angelschnur einnehmen, und ab ins Wasser.

Der Blick ins tiefe blaue Nichts unter mir ist beeindruckend und die Sicht auf das Unterwasserschiff so klar, als stünde das Boot an Land. Die Farbenwelt der Blau-Nuancen des von der Sonne hell erleuchteten Pazifikwassers hat was. Das Log ist schnell gereinigt, so sehr ist es nicht einmal zugewachsen, aber die paar dünnen Algen reichen eben aus, damit sich das kleine Zahnrädchen bei wenig Fahrt nicht mehr dreht. Das Unterwasserschiff ist teilweise bewachsen, aber weniger schlimm, als befürchtet. Dafür sehen die Schiffswände grauenhaft aus. Überall dort, wo das Wasser beim Segeln häufiger hinspritzt, sind die Bordwände braun bis grün mit Algen bewachsen. Und zwar etwas mehr, als einen halben Meter hoch, also die Hälfte der Bordwand. Am Wasserpass etwas stärker, oben etwas weniger. Sieht fast aus, wie eine Efeuwand. Versuchsweise scheuer ich mal kurz daran herum, denn die Handbürste habe ich ohnehin dabei. Sehr hartnäckig. Das wird eine Heidenarbeit am Ankerplatz. Ich würde sagen, mindestens ein Ganztagsjob zu zweit. Wenn uns dieses Risiko deutlicher bewusst gewesen wäre, hätten wir mehr On and Off eingekauft. Das werden wir zum Entfernen wohl brauchen. Allerdings ist unser Bestand an diesem speziellen Lösungsmittel nicht sehr groß.

Wir kommen nicht sehr schnell voran heute. Bisher kleinstes etmal von 83 sm, davon 20 aus der Strömung. Dafür scheint die Sonne heute fast ununterbrochen und die Schiffsbewegungen sind in ein gemächliches Dümpeln übergegangen, was den Wohnkomfort deutlich steigert, auch wenn die Temperaturen unter Deck auf 34 Grad steigen (nachts bleiben sie bei 30 Grad). Weil ohnehin kaum Wind weht und wir das bisschen auch noch von achtern haben, hat man leicht das Gefühl, dass die Luft steht. Die Wassertemperatur dürfte mittlerweile bei 28 Grad liegen. Wenn der Wind nicht bald mal wieder auffrischt (ist zumindest für die nächsten 24 h nicht angesagt), werden wir wohl noch 3 Tage für die 238 Restmeilen brauchen. Haben heute den letzten Kohlkopf als Salat verarbeitet. Unser Bestand im Gemüsenetz ist auf Kartoffeln, Zwiebeln und einen Apfel geschrumpft.

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