Mittwoch, 22. Mai 2013

72 Bananas

Freitag, 10. Mai 2013, Fatu Hiva, Muskelkater, Pampelmusen und Bananen, Einladung auf Jeloume

Wir wachen mit einem gewaltigen Muskelkater in den Beinen auf. Zum Frühstück gibt es Joghurt mit Müslimischung. Frisches Obst ist keines mehr da. Aber um 8 Uhr sind wir an der Mole mit einem Mann verabredet, der uns Pampelmusen, Mangos und Bananen gegen Wein tauschen will. Wir haben 2 Liter Wein im Rucksack und fahren mit dem Dinghy los. Aber der Typ, auf den wir warten, erscheint nicht. Nach 20 Minuten fragt uns ein junger Mann, der gerade mit seinem offenen, 4 m Aluboot angekommen ist, ob wir auf jemanden warten und ob er uns helfen könne. Wir radebrechen in unserem Marginalfranzösisch, warum wir hier sind. Er meint, dass es heute eine Versammlung beim Bürgermeister gibt, und dass derjenige, auf den wir warten, vielleicht dort anzutreffen wäre. Er will uns hinbringen. Irgendwann sind wir dann in dem ganzen Geplauder so weit, dass er sagt, er könne uns ja schließlich auch die Pampelmusen und Bananen besorgen. Gleich neben seinem Haus – in einem fremden Garten – steht ein großer Pampelmusenbaum. Bevor er hineinsteigt, verdeutlicht er uns die Preise: 6 Pampelmusen 1000 Francs, also etwa 8 Euro. 3 Pampelmusen bekämen wir von ihm als Draufgabe. Bananen gibt es nur als komplette Staude für 1500 Francs. Also gut. Schließlich kriegen wir 10 riesige Grapefruit (so große haben wir noch nie gesehen) direkt vom Baum gepflückt und eine ganze Staude Bananen, die er aus einem anderen Garten holt. Als ich später an Bord nachzähle, sind es genau 72 Stück. Schwer bepackt machen wir uns zum Dinghy zurück und fahren an Bord.

Die Pampelmusen schmecken hervorragend. Riesig groß, keine Kerne, und eher süß als bitter. Grandios. Die Bananen sind noch nicht ganz reif. Bin gespannt, wie groß das Zeitfenster ist, in dem wir uns durch diese Riesenmenge durchfuttern müssen. Angenommen, wir haben 7 Tage Zeit dafür. Dann müssen wir jeden Tag 10 Bananen essen. Ganz interessant übrigens: Die Bananen wachsen ja in Bunden um die Staude herum. Jeder Bund zählt genau 12 Bananen.

Da wir mit unserem Muskelkater heute sicher nicht die Tour zum Wasserfall machen wollen, bleiben wir an Bord und entschließen uns dann, ins Wasser zu gehen und uns der Reinigung unserer Bordwände hinzugeben. Der Job ist wirklich anstrengend. Das wegschrubben der Algen geht umso schneller, je härter die Bürste ist und je mehr Druck man ausübt. Um das zu erleichtern, haben wir Leinen gespannt, an denen wir uns mit einer Hand festhalten. Mit der anderen wird gebürstet. Nach ein paar Stunden ist es geschafft. Zwar war ich noch nicht unterm Schiff, aber die Seitenwände sehen wieder halbwegs manierlich aus. Wir sind fix und alle. Morgen haben wir nicht nur in den Beinen, sondern auch in Armen und Schultern Muskelkater.

Am Nachmittag läuft die Nirwana ein, eine amerikanische Ketsch, die wir am 20. April auf See in ziemlicher Entfernung gesehen hatten. Ich fahre mit dem Dinghy rüber und plaudere etwas mit ihnen. Es stellt sich heraus, dass auch sie versucht hatten, uns zu erreichen, aber offensichtlich zu Zeiten, an denen wir unser VHF ausgeschaltet hatten. 3 Leute an Bord, die in 2 Jahren um die Welt wollen.

Zum Abendessen gibt es Brot mit Spiegeleiern. Von den 10 Eiern, die noch vorhanden sind – mittlerweile fast 4 Wochen alt – sind 4 schlecht. Der Rest reicht doch gerade noch für eine gute Mahlzeit. Glücklicherweise hatte Christine jedes Ei einzeln in einem tiefen Teller aufgeschlagen.

Um 18 Uhr sind wir auf der Jeloume eingeladen, dem Boot, dass wir vor ein paar Tagen überholt hatten. Ein Aluschiff, 33 Fuß. Ein französisches Paar und der Bruder des Skippers sind an Bord. Gilles, ein französischer Einhandsegler vom Kat Samana II (Lagoon 38) ist auch eingeladen. Wir trinken Rum mit Zitronensaft und Zucker aus großen Zinnbechern und verbringen einen interessanten Abend, wobei Gilles einen guten Job als Übersetzer macht, denn die Franzosen sprechen nicht gut Englisch und unser Französisch ist auch nicht vom besten. Gilles lebt seit 15 Jahren auf seinem Boot und arbeitet zwischendurch immer mal wieder als Projektleiter und Erschließer von Erdölquellen überall auf der Welt. Der Typ ist höchst eloquent und ein äußerst angenehmer Gesprächspartner. Er war schon auf Hiva Oa und so erfahren wir einiges über unseren nächsten geplanten Ankerplatz.

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Bananen nur als Staude, speziell für uns frisch geschnitten.  Wenn die alle gleichzeitig reif werden, können wir uns tagelang nur von Bananen ernähren

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Diese Pampelmusen sind eine Wucht. Riesig groß, süß und ohne Kerne. Wir sind vollkommen begeistert. Wir waren dabei, als sie vom Baum gepflückt wurden

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