Mittwoch, 22. Mai 2013

17 km Fußmarsch

Donnerstag, 09. Mai 2013, Fatu Hiva, Marsch von Omoa nach Hanavave

Wir sind schon sehr früh auf den Beinen, frühstücken an Bord und fahren mit dem Dinghy hinter den Wellenbrecher an die kleine Mole. Wir wollen über die Straße, die Hanavave, den kleinen Ort an unserem Ankerplatz, mit dem Hauptort Omoa verbindet, auf Schusters Rappen erkunden. Einen Weg wollen wir uns per Wassertaxi bringen lassen. Wir fragen ein paar Einheimische am Strand und gleich ist ein Bootsfahrer dabei, der uns gerne hinbringt oder auch wieder abholt. Er empfiehlt uns aber, uns hinbringen zu lassen, denn dann haben die Geschäfte dort noch offen. Eigentlich wollten wir das andersherum, aber irgendwie lassen wir uns breitschlagen.

Bis der Bursche seinen Tank für den Außenborder seines Alu-Boots geholt hat, gesellen wir uns zu den Leuten, die vor der Kirche am Gottesdienst teilnehmen. Wir wundern uns schon, dass am Donnerstag um 8 in der Früh eine Messe gelesen wird, bis uns dann später mal jemand mitteilt, dass ja Feiertag ist. Die Musik, die aus den offenen Fenstern der Kirche dringt, nimmt uns mit. Polynesische Klänge, unverkennbar. Traumhaft schön. Wir können das eine ganze Zeit genießen, denn unser Captain lässt sich Zeit.

Mit dem Boot sind wir in 15 Minuten in Omoa. Bei der Frage nach dem Preis für den Transfer hatte ich gesagt, dass wir nur in Dollars zahlen können und verstanden, dass es dann 6 Dollar koste. Wäre ja billig. Nun gibt es aber auf der ganzen Insel keine Bank und eigentlich auch sonst niemanden, der Dollars will. Schließlich lässt sich der Besitzer einer der zwei klitzekleinen Supermärkte breitschlagen, zu wechseln. Nun stellt sich aber heraus, dass die Tour nicht 6 Dollar, sondern 6000 „Insel-Francs“ kostet, was umgerechnet 67 Dollar sind. Erst können wir es nicht glauben, aber nach Abgleich zum Euro-Wechselkurs und der Versicherung des Ladenbestitzers, dass die 6000 der reguläre Tarif für die Bootstour sei, zahlen wir dann also für diesen Ritt ziemlich viel Geld. Nun haben wir wieder kein Geld, um uns vor unserem Marsch noch etwas zu trinken zu kaufen. Jaque, unser Pilot, schlägt uns vor, er könne uns ja die Hälfte wieder zurück geben, wenn wir ihm dafür eine Flasche Rum anbieten würden. Die sei hier 3000 Francs wert. Darauf schlagen wir ein, denn für den Pussers Rum haben wir in der Karibik 5 Dollar bezahlt und wir trinken ihn doch nicht.

Wir wissen, dass wir 17 Kilometer vor uns haben und ziemlich bergrauf müssen. Mittlerweile ist es Viertel vor Zehn und die Sonne steht schon hoch. Die steilen Stücke aus dem Dorf heraus sind noch betoniert, aber 14 Kilometer der Strecke bestehen aus lehmigem Erdboden. Wir sind allein auf weiter Flur und es geht 3 Stunden lang bergauf, bergauf, bergauf, wenn auch nicht besonders steil. Der Blick in ein Kaleidoskop aus Grünfarben ist wunderschön und außer ein paar Vögeln, die zwitschern, hört man nichts als Stille. Auf dem ganzen Weg begegnen uns 3 Autos. Mehr nicht. Auch keine anderen Wanderer. Hin und wieder haben wir einen schönen Blick aufs Meer, aber meistens sehen wir nur die Vegetation und die Berggipfel im Osten unseres Weges. Es geht bis auf 700 Meter rauf und am obersten Punkt der Strecke machen wir Rast, essen die mitgebrachten Müsliriegel und die am Boden aufgelesenen Mangos. Wir haben noch nirgendwo eine solche Unmenge von Mangobäumen mitten in der Wildnis gesehen. Wahrscheinlich werden höchstens 10 Prozent der Mangos auf der Insel geerntet. Die 250 Einwohner hier können die weder ernten, noch schon gar nicht essen. Beim Weg abwärts bekommen wir dann irgendwann auch unsere Jungfrauenbucht vor Hanavave zu Gesicht. Sieht toll aus von oben. Wir sind überrascht, wie viele Häuser der Ort hat. Da man nur die Kirche von See aus sieht, hatten wir gar nicht mit so einer Menschenansammlung gerechnet. In beiden Orten überraschen uns übrigens die sehr gepflegten Häuser und Gärten. Alles ist picobello. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich.

Endlich wieder an Bord zurück, sind wir rechtschaffen erledigt. Wir haben 5 Stunden für die Strecke gebraucht und die 17 Kilometer und 700 Höhenmeter waren doch eine ganz schöne Herausforderung für unsere Knochen und Muskeln nach mehr als 3 Wochen auf See. Hat sich aber gelohnt.

Anschließend tauschen wir noch Fotos mit der Besatzung der Jeloume (nicht Geloumy) aus, die wir auf See überholt hatten. Auch einen kurzen Chat mit der Ellonisa, die heute angekommen ist, halten wir ab. Elisabeth und ihren Mann kennen wir von den Funkrunden im Beagle net. Danach Funkgeplauder mit Martin (Lupa) und Peter (Alua). Beide Boote kommen gut voran und haben noch etwa 500 Meilen vor sich.

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Weil wir auf unseren Captain warten müssen, können wir uns den schönen Gesang aus der Kirche anhören. Polynesische Klänge im Gottesdienst, von Gitarren begleitet, klingen toll

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Zweite Inselkirche in Omoa. Diese nette Dame klärt uns auf, dass heute Feiertag ist. Aha, deshalb laufen hier alle so aufgebrezelt herum. Viele der Dorfbewohner hatten wir schon im Gottesdienst in Hanavave gesehen. Die paar Autos, die vor der Kirche standen stellen wahrscheinlich 50 % des Fahrzeugparks der Insel dar. Wahrscheinlich hätten wir per Anhalter auf der Ladepritsche eines Pickups eine Gratisfahrt nach Omoa bekommen und 67 Dollar gespart.

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Kanns nicht lassen und muss mal wieder auf einen Baum

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Die vom Boden aufgelesenen Mangos schmecken toll. Allerdings sind sie ziemlich faserig und das, was zwischen den Zähnen hängenbleibt, fühlt sich anschließend an wie ein Besen im Mund

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Blick auf die Baie des Vierges vor Hanavave. Gipsy IIII ist das am weitesten rechts liegende Boot, das noch komplett sichtbar ist.

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Hanavave und die Baie des Vierges von oben

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Sehr gepflegte Häuser und Gärten

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Sonnenuntergang in der Baie des Vierges

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