Dienstag, 16. April 2013

Galapagos-Marquesas, 1. Seetag

Montag, 15. April 2013, Aufbruch zu den Marquesas, 1. Seetag, 50 sm, noch 3005 sm, leichter Segelwind aus Ost

Um Viertel nach Sechs klingelt der Wecker, weil wir schon früh am Markt sein wollen. Tatsächlich sind wir dann zu früh dran und müssen etwas warten, bis die meisten Stände in dem überdachten Betongebäude öffnen. So viel Obst und Gemüse haben wir wohl noch nie auf einen Rutsch gekauft. Schwer beladen mit Rucksäcken und großen Einkaufstaschen machen wir uns auf den Rückweg. Die Arme werden immer länger, aber es gibt eine Zwischenstation auf dem Weg zur Pier: Das aqui si.

Bei Herbert wollen wir noch unser Abschiedsfrühstück einnehmen und bei der Gelegenheit auch Kay und den Aluas tschüss sagen. Kay wartet immer noch auf seine Wanten, ist aber guten Mutes, dass diese in der nächsten Woche eintreffen. Nelly und Peter werden wohl erst am Ende der Woche aufbrechen, weil es dann laut forecast etwas stärkeren Wind geben soll. Auch die Voyageur hat sich entschlossen, nicht heute, sondern ebenfalls erst mit dem Wind am 19. oder 20. April auszulaufen. Wir fragen uns natürlich, ob wir die einzigen Dummen sind, die versuchen, mit Flaute zu segeln. Unsere Annahme und Hoffnung ist, dass die angesagten 5 oder 6 oder 7 Knoten Wind sich zu 8 bis 10 Knoten mausern. Mit denen könnten wir dann ganz gut segeln. Haben wir schließlich schon häufiger erlebt, dass die Angaben der Gribfiles von der Realität eher übertroffen werden. Wir wollen nicht auf direktem Weg die Marquesas ansteuern, weil wir dann zu lange in den Schwachwindgebieten unterwegs wären, sondern zunächst mit südwestlichem Kurs segeln, bis wir hoffentlich auf 3 oder 4 Grad Süd den Südost-Passat zu packen kriegen.

Um 10 Uhr sind wir wieder an Bord zurück und haben noch 3 Stunden intensiv zu tun, bis wir startklar sind. Christine kocht einen Bohneneintopf für die ersten zwei Tage auf See und säubert und verstaut die eingekauften Lebensmittel. Bei mir stehen seemännische Vorbereitungen auf dem Plan, von Dinghy festzurren bis Hydrovane (Windselbststeueranlage) betriebsbereit machen (Ruder und Windfahne installieren).

Nachdem um 1310 der Anker aus dem Grund ist, drehen wir noch eine Runde durch die Bucht, vorbei an der Voyageur und der Frieda, von denen wir uns im Vorbeifahren verabschieden. Beide Boote werden wir wohl an irgendeinem Ankerplatz auf dem Coconut Milk Run, wie die Barfußroute im englischen genannt wird, wiedersehen.

Wir motoren aus der Bucht heraus und fahren eine halbe Stunde unter Maschine, bis wir aus dem Lee der Insel heraus sind. Der Wind bläst mit 10 Knoten aus Ost und unter Genua und Groß fahren wir zwischen 4 und 6 Knoten durchs Wasser. Der Strom läuft zunächst quer und versetzt uns 20 Grad nach Steuerbord, aber das ist uns im Augenblick noch ziemlich wurscht, bei der riesigen Strecke, die vor uns liegt. Es wird hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis uns die Strömung kräftig schiebt. Wir rechnen mit 10 bis 20 Meilen pro Tag. Tatsächlich bleibt uns der 10 Knoten Ostwind den ganzen Tag erhalten und so schaffen wir an unserem ersten Seetag 45 sm durchs Wasser und 50 über Grund. Wir haben damit ideale Startbedingungen erwischt, denn die Windwellen sind niedrig und der langgezogene 2 m Schwell lässt die Segel nur sehr selten schlagen. Das Boot liegt relativ ruhig und niemand an Bord ist seekrank. Um 1730 bekommen wir die unbewohnte Insel Espanola bei 15 Meilen Abstand in Sicht. Wenig später kreuzen zwei Schiffe unseren Bug 2 sm voraus. Ob das die letzten sein werden, die wir in den nächsten Wochen zu Gesicht bekommen? Um 21 Uhr sind wir zwischen Espanola und Floreana hindurch und verlassen damit das Galapagos Archipel.

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