Montag, 11. März 2013

Panama-Galapagos, 8. Seetag, Äquator

Sonntag, 10. März 2013, von Panama nach Galapagos, 8. Seetag, 144 Meilen, Äquatorüberquerung, Fisch an der Angel, San Cristobal in Sicht

Dieser Tag beginnt traumhaft, entwickelt sich traumhaft und endet traumhaft. Wir beide sind der Meinung, heute unseren schönsten Segeltag, wenn nicht sogar den schönsten Tag der ganzen Reise überhaupt erlebt zu haben.

Das meiste hängt vom Wind ab. Den ganzen Tag begleitet uns ein Südost- bis Ostwind mit Windstärke drei. Die Windwellen sind 20 oder 30 Zentimeter, der Schwell ist langgezogen und vielleicht noch einen guten Meter hoch. Den ganzen Tag scheint die Sonne, es ist warm, aber nicht zu heiß. Da wir den relativen Wind von der Seite haben, fährt die Gipsy wie auf Schienen. Kaum Bewegung im Schiff und dennoch machen wir zwischen 5 und 7,5 Knoten über Grund, wobei uns der Strom mit ca. 1,5 Knoten schiebt. Wir erleben an diesem Tag Glücksmomente des Segelns. Einfach unglaublich, dass Ozeansegeln so schön sein kann. Auch die Capitana ist hochgradig zufrieden und erfreut. Mit ihrer Erlaubnis zitiere ich hier einige Sätze aus ihrem persönlichen Tagebuch:

"Um 9 Uhr zusammen gefrühstückt, beißt doch gerade ein Fisch an. Nicht sehr groß,, ca. 20 Zentimeter. Ronald verarbeitet ihn gleich. Danach bereiten wir uns für die Äquatorüberschreitung vor. Kuchen backen und weil wir so ruhig dahinsegeln, lässt sich alles gut machen im Schiff. Ich kann heute schreiben, lesen, kochen, …. Der Vormittag geht wie im Flug vorbei und es ist nun 13 Uhr und der Pazifik einfach traumhaft ruhig. Ich mag das sehr, obwohl wir jetzt gerade nur mit 3 Kn durchs Wasser segeln.

Wir trinken Kaffee und genießen diese wunderbare Stille und die Ruhe auf See. Wenn das Wetter und die Bedingungen auf See so sind wie heute, möchte ich gar nicht ankommen. Da könnte ich gleich weiter segeln. Aber vor allem wünsche ich mir all die Menschen dabei zu haben, die mir sehr am Herzen liegen, um diesen Augenblick mit ihnen zu teilen. Leider wäre dafür die Gipsy etwas zu klein. Eigentlich bin ich gar nicht in der Lage zu beschreiben, was für ein schönes Gefühl dies ist - allein auf hoher See - rundum nicht ein Schiff - ruhiges Dahingleiten, und ich kann dabei auch noch alles machen, ohne dass mir schlecht wird. Ganz toll finde ich es, dass wir die Äquatorüberquerung so bewusst genießen können unter diesen Wetterbedingungen. Dieses Abenteuer heute werde ich mir in meine "Speicherplatte" einbrennen. Norbert von der Santina würde sagen:"Uschi, mei, wo mir san!" Nun sind wir auf der Südhalbkugel - was für ein Moment."

Soweit das Tagebuch von Christine. Wie schon angeklungen, zelebrieren wir den Äquator gebührend. Das geht so prima, weil es am Nachmittag stattfindet, und zwar um 14 Uhr 55 Bordzeit, auf 88 Grad und 41,7 Minuten westlicher Länge. Damit wir nicht zu schnell rüberrauschen und die Digitalanzeige des GPS für das Foto auch bei den drei Nachkommastellen (eine Tausendstel Meile sind halt nur 1,85 Meter) alles Nullen anzeigt, ändern wir kurz vorher den Kurs um 40 Grad nach Steuerbord, damit wir den Gürtel um die Erde in einem spitzeren Winkel schneiden. Auch sonst betreiben wir allerhand "Zirkus" um dieses Event mit reichlich Fotos und Film. Schon vor dem großen Moment gibt es frisch gebackenen Kuchen zum Kaffee, der hervorragend schmeckt. Anlässlich des Wechsels in die südliche Hemisphäre köpfen und lenzen wir eine gut gekühlte Flasche Sekt. Das ist heute die berühmte Ausnahme von der Regel, dass wir auf See keinen Alkohol trinken. Die eigentliche Taufe mit südlichem Pazifikwasser verpasse ich mir dann persönlich mit Hilfe des großen Eimers. Christine reicht die innerliche Taufe mit Champus.

Zur Feier des Tages beißt heute auch endlich mal ein Fisch, wenn auch ein kleiner. Wir müssen dafür zwar das Frühstück unterbrechen, aber dafür bekommen wir ein tolles Abendessen. Weil der Fisch so klein war, hat die Ratsche der Angelrolle gar nicht angesprochen. Aufmerksam auf unseren Fang wurden wir, weil eine Möwe über unserem Köder kreiste.

Um 18 Uhr liegt die Alua in 041 Grad, 185 Seemeilen. Sie haben deutlich weniger Glück mit dem Wind und fahren nun unter Maschine. Um 1850 sind wir ganz überrascht, als wir den Zuckerberg von San Cristobal entdecken. Wir sind noch 30 Seemeilen, also etwas weniger als 60 Kilometer davon entfernt. Um 2130 nehmen wir speed raus und bergen das Großsegel, um nicht im Dunkeln anzukommen. Mittlerweile ist auch der Schwell deutlich zurückgegangen und 4 kn Wind reichen uns für 2 kn FdW. Es ist, wie auf einem Binnensee. Um Mitternacht sind wir 8 sm von der Insel entfernt. Es ist nicht ein einziges Licht zu sehen und der Sternenhimmel reicht nicht aus, um eine Silhuette von San Cristobal zu erkennen. Da unser Ziel ganz im Südwesten, von uns aus gesehen also am Ende liegt, müssen wir noch längs an der Insel vorbeifahren. Heutiges etmal: 105 sm dW, 144 sm üG. Noch 28 Meilen bis zum Ankerplatz

Heute haben wir einen schier unvergesslichen Tag erlebt. Man weiß gar nicht, wem man dafür alles danken sollte.

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