Montag, 28. Januar 2013

Curacao nach San Blas, Ankunft Porvenir

Donnerstag, 17. Januar 2013, von Curacao nach San Blas, 5. Tag auf See, 62 Meilen, Ankunft Porvenir

Um halb zwei in der Nacht haben wir den Dampfertrack erreicht. Ich sitze an Deck und lese im iPad (übrigens sehr praktisch, weil man keine Lampe dafür braucht), als ich vom Piepsen des AIS gewarnt werde). In 8 sm Entfernung sehe ich 20 Grad an Stb zwei weiße und ein rotes Licht. Handelsschiff mit kreuzendem Kurs, stehende Peilung. Bei 6 Meilen Abstand entschließe ich mich, etwas zu tun, obwohl wir nach Seestraßenordnung Vorrang haben. Ich nehme die Kutterfock weg und drehe 30 Grad nach Steuerbord. Um 0145 haben wir das Handelsschiff „HOHERIFF“ (womöglich unter deutscher Flagge fahrend) eine halbe Meile Bb querab. Im Gegensatz zu den Schiffen, die wir um die ABC-Inseln herum gesehen hatten, und die mit etwa 11 Knoten unterwegs waren, scheint diese Reederei noch Geld für Sprit zu haben, denn dieser Frachter läuft 16,4 Seemeilen pro Stunde. Kurz darauf – ich bin schon auf den alten Kurs zurückgegangen - sehe ich an Stb weitere Lichter, diesmal aber neben den zwei weißen Toplichtern das grüne Seitenlicht, also keine Gefahr. Der bleibt auf der Steuerbordseite mit CPA 2,9 Meilen, und so, wie es aussieht, haben wir damit wohl die Route zum Panamakanal gequert. Noch ein weiteres Schiff sehe ich an Stb, allerdings in größerer Entfernung.

Wenn man nicht aufpasst, kann es relativ schnell zu einer Kollision kommen. Bei dem spitzen Winkel, in dem sich hier die Kurse gekreuzt haben, kann man die Schiffs-Speeds einfach addieren, um die Annäherungsgeschwindigkeit zu bekommen, in dem Fall also etwa 21,5 Knoten (unsere 5 plus die 16,5 der HOHERIFF). Wenn man annimmt, ein großes Fahrzeug in 8 Seemeilen Entfernung wahrnehmen zu können, blieben einem also in diesem Fall 22 Minuten bis zur Begegnung. Wenn man die verpennt, knallt es. Bei höheren Geschwindigkeiten eines oder beider Fahrzeuge und schlechterer Sicht reduziert sich diese Zeit u.U. noch drastisch. Wenig tröstlich, wenn man davon ausgeht, dass ein Ozeanriese es wahrscheinlich nicht einmal bemerken würde, wenn er eine Yacht übermangelt. Am Vormittag kreuzen noch zwei Dickschiffe unseren Kurs mit Richtung Kolumbien.

Um 0900 ist die Alua 6 Meilen hinter uns. Wir bereiten uns auf den Landfall vor, lesen im „Bauhaus“ und anderen Cruiser-Infos, die ich mir aus dem Internet vor dem Auslaufen heruntergeladen hatte. Darin erfahre ich von einem Cruisers Net in Panama auf Kurzwelle, 8107 khz. Ganz zufällig lese ich davon um 0830 Panama-Zeit, und das ist genau der Beginn dieses Netzes. Es gibt lokale Wetterberichte und anschließend schalten sich jede Menge Segler in der Gegend in das Netz ein. Sie berichten von Wind, Wellen und anderen Dingen. Eine Familie mit kleinen Kindern sucht z.B. andere Kids-Yachten, eine Yacht sucht eine Klima-Pumpe für den Wassermacher. Ich melde mich auch und wir werden willkommen geheißen.

Um 1020 stellen wir die Uhren eine Stunde zurück und sind jetzt auf Panama-Zeit. Gleichzeitig sehen wir in 6 sm Entfernung an Backbord die ersten Inseln. Flache Eilande mit jeder Menge Palmen drauf. Auch die Alua können wir am Horizont ausmachen. Interessanterweise bekommen wir aber keine VHF Verbindung. Ich vermute, dass unsere Antennenverbindung zum Koax-Kabel im Masttop nicht besonders gut ist. Wahrscheinlich bekommen wir die Dickschiffe deshalb auch erst ab 8 sm ins AIS.

Wie geplant, passieren wir das Außenriff um 12 Uhr, um 1310 fällt der Anker auf 7 m Wassertiefe vor Porvenir, einer Mini-Insel mit Palmen und einem kleinen landing strip für Flugzeuge nach Panama City. Der Grund fällt steil ab, unterm Schiff haben wir schon 16 Meter Wasser. Wir blasen unser Dinghy auf und packen den Außenborder hintendran. Währenddessen läuft auch die Alua ein. Wenig später begeben wir uns gemeinsam zum Einklarieren an Land. Der Immigration Officer trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Stahlratte“. Das wird er wohl von einem deutschen Segler geschenkt bekommen haben. Der Mensch spricht kein Ton Englisch, also müssen Christines Spanisch Kenntnisse herhalten. Für die Stempel im Pass, gültig für 6 Monate, müssen wir 120 Dollar zahlen. Das Cruising Permit bekommen wir heute noch nicht, weil der Port Captain schon um 15 Uhr Feierabend gemacht hat. Morgen früh noch mal. Wir wissen aber schon, dass uns die Segelerlaubnis hier in Panama 193 Dollar plus ein paar zusätzliche Gebühren kosten wird.

Weil hier öfter Cruise Ships ankern, werden von den Indios ihre berühmten Molas angeboten. Das sind handgenähte, ziemlich filigrane Stoffarbeiten mit schönen, bunten Motiven. Die Kunas haben sich ihre Traditionen über die Jahrhunderte bewahrt und sind ihren Bräuchen nach wie vor sehr stark verpflichtet. Wir laden Nelly und Peter noch auf ein Glas Sekt an Bord ein. Schließlich muss die erfolgreiche Bewältigung der gefürchteten kolumbianischen Küste gefeiert werden. Die vielen kleinen, von Palmen übersäten Inseln, geben uns einen ganz neuen Eindruck von der Karibik. Auch wenn man sich die Karibik typischerweise so vorstellt: Alles, was wir bisher gesehen haben, sah jedenfalls anders aus. Erstmal sind wir von dieser neuen Welt begeistert.

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Kreuzfahrtschiff Richtung Panama. Gleich rechts daneben ist die Alua zu erkennen. Abstand 6 Seemeilen

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Erster Blick auf die San Blas Inseln bzw. einige wenige der über 300

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Flaggenwechsel. Tausche Curacao gegen Panama

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Die Einklarierungsinsel Porvenir. Kaum zu glauben, dass es hier eine Landebahn und eine Passbehörde gibt

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Mola Verkaufsstände der Kuna Frauen auf Porvenir

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Die Kunas sind zierliche, eher kleine und gut aussehende Frauen. Sie nähen und verkaufen gleichzeitig

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Nach dem Einklarieren trinken wir im Insel-Restaurant ein Einlaufbier und später an Bord einen Sekt

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