Montag, 31. Dezember 2012

Selbst genähtes Sonnensegel

Samstag, 29. Dezember 2012, Curacao Marine, Einkaufsradtour

Mache eine ausgedehnte Einkaufsradtour, bei dem einige Geschäfte auf dem Programm stehen, u.a. die drei Chandleries ABC, Budget Marine und Island Water World, die alle dicht beieinander am Caracasbaiweg liegen. Kaufe noch ein paar Doppelblöcke und sehe mir etwas ausführlicher das professionelle Angelequipment an. Ein Abstecher zu Napa, einem Autozubehörladen, in dem ich nach einem Schaumgummiluftfilter frage, bleibt erfolglos. Dann klappere ich noch ein Haushaltsgeschäft und zwei Baumärkte ab. Auf den Straßen liegen überall riesige Mengen dieser MG-Kracher. Rote Pappfetzen in unvorstellbarem Ausmaß. Dabei ist Silvester doch erst in 2 Tagen!

Etwas verspäteter Mittagssalat an Bord. Dann mache ich mich an den Zuschnitt des Sonnen-/Regenschutzes für das Salon-Luk. Da es an Deck zu windig ist, muss ich das Trapez unter Deck auf den Stoff zeichnen. Bei der großen Fläche von fast 2 x 2 m gar nicht so einfach. Es funktioniert dann schließlich auf dem großen Doppelbett. Genäht wird morgen.

Sonntag, 30. Dezember 2012, Curacao Marine, Sonnensegel wird genäht

Nach dem Frühstück im Cockpit – das Wetter ist weiter schön, es hat schon seit bestimmt 5 Tagen nicht mehr geregnet – packe ich die Nähmaschine aus und gehe das Sonnensegel an. Mein Maschinchen bewältigt den schweren Stoff ganz gut, auch an den Stellen, wo die Nadel 4 Lagen zu durchdringen hat. Nachdem das ordentlich klappt, denke ich kurz mal, ich hätte ja auch das Bimini und die Sprayhood selbst nachnähen können; komme dann aber schnell drauf, dass sobald etwas nicht am Rand, sondern in der Mitte von diesen großen Planen zu nähen ist, die große Stoffmenge einfach nicht unter den Arm der Maschine passen würde. Dieses Problem hätte man auch, wenn man versuchen würde, die Segel selbst zu nähen. Aber das ginge auch schon deshalb nicht, weil das Segeltuch nun wirklich zu dicht gewebt ist, als dass eine Haushaltsmaschine damit klar käme.

Mit der 6-Punkt-Aufhängung lässt sich das Sonnen-/Regensegel in verschiedenen Stellungen über dem Luk platzieren. Meistens wird das ja vor Anker der Fall sein, und da kommt der Wind schließlich in der Regel von vorn. Aber hier im Hafen ist es genau umgekehrt. So lange ich an diesem Liegeplatz liege, bläst es von achtern, und wenn man den Regen abhalten will, braucht es dafür eine andere Plazierung.

Weil die Nähmaschine schon ausgepackt ist, kürze ich auch gleich meine Lieblings-Bordhose. Diese Bermuda ist so lang, dass beim Knien oder Bücken immer die unteren Beinsäume unter dem Knie hängen bleiben. Das ist lästig, ganz abgesehen davon, dass nach einigen Wäschen irgendwann die Hosenbeine quer einreißen, wie beim letzten Modell geschehen.

Ruck zuck sind wieder 4 Stunden platt und nach einem griechischen Salat beschäftige ich mich wieder etwas mit der chinesischen Weltumsegelung von 1421. Nelly und Peter, die mir das Buch geliehen haben, tauchen kurz darauf auf. Sie kommen vom Albert Hejn (Supermarkt), der 7 Tage die Woche von 8 bis 8 geöffnet hat. Wir plaudern eine Stunde über unsere diversen handwerklichen Aktivitäten (das bin ich nämlich nicht allein; nee nee, das gehört zum Blauwassersegeln wie die Knallerei zu Silvester), bevor die beiden sich wieder von dannen trollen. Sie müssen ihren Großeinkauf schließlich noch ins Dinghy und dann ins Boot verstauen.

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Wie kriegt man eine Öse ins Tuch geschlagen, wenn man an die Unterseite nicht mehr drankommt? Man klebt mit Teppichklebeband zunächst die Hülse, später das Gegenstück für das Schlagwerkzeug, auf z.B. einen Zollstock und schiebt das ganze von seitwärts in die Hülle

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Zwei von diversen Möglichkeiten, dieses Segel aufzuspannen. Im längeren Teil steckt übrigens ein Bootshaken, im kürzeren ein Flaggenstock. Ja, hier an Bord müssen selbst die leblosen Dinge multitaskingfähig sein

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Und weil das Nähen so viel Spaß macht, wird auch gleich die Bordhose gekürzt

Samstag, 29. Dezember 2012

Ölwechsel

Donnerstag, 27. Dezember 2012, Curacao Marine, Ölwechsel

Nach dem Frühstück geht es in den Mast. Ich will alle Terminals und Presshülsen der Wanten polieren, um so besser sehen zu können, ob alles noch ok ist und nicht vielleicht dünne Haarrisse vorhanden sind, die man bei leicht ankorrodierten Oberflächen vielleicht nicht sieht. Sieht alles gut aus, nur beim Backbord Vorderwant gibt es in der Hülse eine kleine Vertiefung, bei der ich nicht sicher bin, ob sie bei der Pressung entstanden ist, oder ob das der Anfang eines kleinen Risses ist. Nach der Politur sieht diese Stelle, die ich neulich schon entdeckt hatte, besser aus, als vorher. Das soll sich der Rigger doch noch mal selbst ansehen, bevor ich das Want austausche. Außerdem setze ich die Dampferlaterne in Stand. Bin mal wieder froh, dass ich Sprossen im Mast habe. Sonst wäre die Mastkletterei jedes mal eine riesige Aktion, für die man außerdem eine zweite Hand brauchte.

Großer Ölwechsel (Motor und Getriebe) an der Hauptmaschine steht am Nachmittag auf dem Programm. Volvo schreibt den Wechsel der 10,5 Liter Motoröl alle 500 Stunden oder alle 12 Monate vor. Nun hat dieses Öl erst 80 Stunden auf dem Buckel, aber das Jahr ist rum. Interessanterweise sind die Intervalle für das Getriebeöl kürzer: 200 Stunden oder 1 Jahr, was immer eher rum ist. Die ganze Aktion dauert drei Stunden und geht heute mit etwas weniger Schmiererei ab, als bei den letzen malen. Bei der Gelegenheit entdecke ich, dass es den Luftfilter zerlegt hat. Das Ding besteht aus einem Schaumgummi-Strumpf, der über eine Feder gezogen ist. Das Schaumgummi ist brüchig und zerfällt. Glaube kaum, dass ich ein Original Ersatzteil hier bekomme. Werde ich mir was basteln müssen.

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Neue Methode, um den Ölfilter ohne große Schweinerei runterzukriegen. Bisher ist mir beim Abschrauben (weil das Ding waagerecht am senkrechten Motorblock montiert ist) nämlich immer das Öl unter den Motor und an diesem entlang gelaufen. Also, die Lösung lautet: Schiff etwas nach Stb. krängen (Spi-Fall am Nachbarsteg festmachen und dichtholen), ein Loch in den Ölfilter “pieksen” bzw. auch noch ein zweites, damit die Suppe besser rausläuft. Dann läuft alles schön gesittet in den darunter stehenden Behälter

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Diesen Luftfilter hat es nun ziemlich zerbröselt

 

Freitag, 28. Dezember 2012, Curacao Marine, Luftfilter gebastelt

Den ganzen Tag über hört man schon die vorgezogene Silvesterknallerei. Überwiegend sind das Maschinengewehrböller, also Stakkato-Kracher in einer ungeheuren Lautstärke. Die Salven dauern bestimmt eine halbe Minute und sind laut zu hören, obwohl die Quelle bestimmt Kilometer weit entfernt ist.

Einige Zeit bin ich mit der Herstellung eines Luftfilters aus Schaumgummi beschäftigt, dann Motorspülung mit Süßwasser. Über Mittag lese ich in dem von der Alua geliehenen Sachbuch „1421“, in dem ziemlich stichfest belegt wird, dass die Chinesen längst vor Columbus und Co, nämlich zwischen 1421 und 1423, Amerika und Australien entdeckt hatten und den Europäern in Schiffbau und Navigation um Jahrhunderte voraus waren. Um 16 Uhr radle ich in die Stadt und kaufe 2 m Sunbrella (-Stoff). Daraus soll in den nächsten Tagen noch ein Sonnensegel (und gleichzeitig Regenschutz) für die große Salonluke entstehen.

Um 20 Uhr erfolgt ein grandioses, 20 minütiges Feuerwerk (Seebühne Mörbisch oder Steinbruch St. Margareten ist nix dagegen) auf der anderen Seite des Hafens, sicher einige Kilometer entfernt. Weil kaum Gebäude davorstehen, kann ich alles sehr gut sehen und da sich das ganze in Luv abspielt, trägt der Wind auch den Lärm sehr gut hier herüber. Ich habe quasi einen Logenplatz im Cockpit. Gleichzeitig gibt es ein zweites Feuerwerk 30 Grad weiter links, aber davon kann ich nur den Lichtschein sehen und die Geräusche hören. Muss also noch weiter weg sein. Weil heute Freitag ist, nehme ich an, dass es sich bei den Veranstaltern um Firmen handelt, die zum Jahresausklang für ihre Mitarbeiter diese Spektakel veranstalten.

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Luftfilter Marke Eigenbau, mit Uhu Kraft Gel zusammengeklebt. Bin gespannt, wie lange das hält

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Zweiter Weihnachtsschmaus

Mittwoch, 26. Dezember 2012, Curacao Marine, Curryklemmen und Weihnachtsmenu

Heute bestätigt sich wieder einmal, dass auch die kleinsten Arbeiten an Bord oft länger dauern, als gedacht. Zwei neue Curryklemmen für Bullentalje bzw. Achterholer für den Spibaum sollen montiert werden. Eigentlich kein Problem: Jeweils zwei Löcher ins Deck, Schraube durch und von unten Unterlegscheibe und Mutter drunter. Schon deswegen ganz einfach, weil die Unterseite in den Backskisten leicht zugängig ist. Schrauben hatte ich extra in verschiedenen Längen eingekauft, denn wer weiß, wie dick das Deck ist. Aber die längsten M5 Schrauben, die ich kriegen konnte, immerhin 60 mm, werden ja wohl reichen. Denkste! Mit 4 cm Decksstärke (Sandwich) hatte ich an dieser Stelle nicht gerechnet. Da mussten halt die Bohrlöcher von unten noch aufgefräst werden.

Zwischendurch erscheint Gijs, der Rigger, bei dem ich ein neues Want in Auftrag gegeben habe, zum exakten Messen der Studs. Wenn Wanten brechen, dann am ehesten über der Pressung am Wantenspanner. Nun gibt es von Stalok extended Studs zum Schrauben. Das sind verlängerte Gewindestücke, die per schraubbarer Presshülse die Verbindung von Wantenspanner und Draht herstellen. Da sie eben länger als die Originale sind, lässt sich damit an Bord eine Reparatur durchführen, wenn ein derartiges Problem auftauchen sollte. Da wir 3 verschiedene Wantendurchmesser haben, brauchen wir leider auch gleich drei von diesen schönen Ersatzteilen.

Am Nachmittag kurzes Steggeplauder mit dem Amerikaner Horst, der gerade mit seiner Frau hier angekommen ist. Sind seit 6 Jahren auf Weltumsegelung und haben schon 85% der Tour hinter sich. Horst ist gebürtiger Deutscher und spricht perfekt deutsch. Die beiden bleiben bis Mitte Januar hier, bevor sie nach Hause fliegen.

Am Abend bin ich mit den Aluas noch einmal zu einem Weihnachtsessen verabredet, diesmal in Spanish Water in „De kleine Wereld“. Weil ich mich nicht auf die Busse verlassen will, fahre ich die 10 km mit dem Rad. Auf dem Hinweg habe ich den Wind gegenan und weil ich nicht verschwitzt ankomme möchte, fahre ich ganz gemütlich und bin in 40 Minuten dort. Die meiste Zeit geht es über ziemlich befahrene Straßen ohne Radweg. Man merkt deutlich, dass es hier so gut wie keine Radfahrer gibt. Die Autofahrer verhalten sich deshalb teilweise sehr merkwürdig. Manche hupen ohne jeden Grund und andere haben Angst zu überholen und fahren sekundenlang neben einem her. Am schlimmsten sind diejenigen, die mit extrem geringem Abstand überholen, obwohl zur Mitte der Straße hin genug Platz wäre. De kleine Wereld liegt in einer Ferienanlage mit eigener Marina. Wir sitzen direkt an der Lagune und bekommen ein phantastisches Essen. Die Auswahl ist diesmal einfach, denn es gibt nur das fünfgängige Weihnachtsmenu: Tunfischcarpaccio, klare Gemüsesuppe, Erdbeersorbet, Kaninchen und Truthahn, Süßspeise. Um kurz vor zehn begeben sich Nelly und Peter wieder in ihr Dinghy, ich setze mich aufs Fahrrad. Diesmal habe ich Rückenwind und trete fester in die Pedalen. Ziemlich verschwitzt komme ich 30 Minuten später wieder am Boot an.

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Neue Curryklemmen für Bullentalje oder Spibaumachterholer. Seit der Installation des Kuttersegels ist der zweite Klemmblock, der bisher für solche Dinge herhalten musste, durch dessen Schot belegt.

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Nelly und Peter kommen mit ihrem neuen Dinghy zum Treffpunkt

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Weihnachtliche Stimmung (jedenfalls versuchsweise) in “De kleine Wereld”

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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Produktiver Weihnachtstag

Dienstag, 25. Dezember 2012, Curacao Marine, Gemüsenetz, Gaff und Sprayhood-Bimini-Verbindung

Einem Feiertag entsprechend, soll es heute ruhig zugehen. Es gibt kein Programm, kein Arbeitspensum. Dennoch entwickelt sich dieser 1. Weihnachtstag (neben einigen schönen Skype-Gesprächen) zu einem höchst produktiven Arbeitstag. Ich beginne mit Kleinigkeiten, wie dem schon länger geplanten Aufräumen der Steuerbord Backskiste. Dabei stolpere ich über verschiedene Dinge, z.B. 2 m Relingsnetz, das ich gleich einmal zu einem zweiten Gemüse- und Obstnetz im Salon umarbeite und installiere. Als nächstes fällt mir unser mickriges Gaff in die Hände, an dem ich mir erstmal die Hände schmutzig mache, weil das Teil so viel Rost angesetzt hat. Also, erstmal entrosten. Dann wird das Ding an einen unserer drei Bootshaken fabriziert und schon haben wir ein stabiles, handlebares Gaff mit langem Griff. Damit müsste man auch mal einen 30 oder 40 Kilo Fisch an Deck holen können (wenn denn einer anbeißt).

Am Nachmittag fällt mir ein, dass ich eigentlich das Stück Bimini-Verlängerung, was seit Monatage des Geräteträgers achtern nicht mehr einsetzbar ist, als Verbindungsstück zwischen Sprayhood und Bimini verwenden könnte. Das müsste von der Breite und Länge wunderbar passen, sogar die Farbe würde stimmen. Also mache ich erstmal eine Anprobe. Ja, das sieht gut aus. Also werde ich mal die Nähmaschine auspacken. Dieses Auspacken ist hier an Bord übrigens das Lästigste an der ganzen Näherei, denn das Maschinchen hat seinen Platz dort, wo man zunächst ganz viel anderes Zeug wegräumen muss, um dranzukommen. Ich nähe zwei Leinen in das „Vor- und Achterliek“ und bin mit dem Ergebnis höchst zufrieden. Bislang hat es in Regenschauern am Anker nämlich immer das Wasser zwischen Sprayhood und Bimini hineingeblasen, so dass es im Cockpit immer von oben nass wurde. Das sollte damit jetzt verhindert werden können.

Am Abend haue ich mir den Lachs in die Pfanne. Ganz schön große Portion. Als Gemüse mache ich mir eine Mischung aus Rote Beete (ja, tatsächlich), Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer. Gelingt super. Lisa hatte 4 Knollen Rote Beete eingekauft und mich damit allein gelassen. Die habe ich dann neulich schon mal gekocht und bisher häppchenweise im Salat verarbeitet. Schmeckt aber aus der Pfanne auch gut! Dazu köpfe ich eine Flasche Schampus. Ist ja schließlich Weihnachten. Prost.

Wer sich irgendwann einmal in Südseestimmung versetzen lassen möchte, der sollte sich Waikiki Tamouré von den Hornettes von youtube runterladen. Während ich hier am Laptop im Cockpit sitze und schreibe, dudelt die Scheibe gerade zum 32. Mal. Schön, dass es in iTunes eine Wiederholen-Taste gibt.

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Für die geplanten, längeren Törns auf See können wir ein zweites Obst- und Gemüsenetz gut gebrauchen. Wird bei Nichtgebrauch abgehängt

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Jetzt haben wir auch ein “richtiges” Gaff

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Verbindung zwischen Sprayhood und Bimini, damit vor Anker kein Regen mehr ins Cockpit fliegt. Dies ist noch die Anprobe. Im finalen Zustand lassen sich die Falten noch etwas besser wegbringen

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Weil so schönes Wetter ist, findet das Nähen heute im Cockpit statt

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So sieht das ganze von der Innenseite aus

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Tatsächlich, rote Beete kann man auch in der Pfanne braten, hier mit anderem Gemüse, wie Paprika, Zucchini (die natürlich auch rot werden, ist ja klar), Knoblauch, Zwiebeln

Dienstag, 25. Dezember 2012

Hl. Abend

Sonntag, 23. Dezember 2012, Curacao Marine, Kleinkram

Heute steht nichts besonderes auf dem Programm. Ich beschäftige mich mit diversen Kleinigkeiten wie der Optimierung des Sonnensegels über dem Vorschiffsluk, dem Anbringen einer Leitöse für die Kutterfock-Reffleine, dem gründlichen Saubermachen des Herdes, dem Lüften der Betten (heute ist wieder schönes Wetter), usw. Außerdem studiere ich ausgiebig den „Bauhaus“, das ist die Panama-Bibel für Segler. Alles in allem ist dieser Tag nicht besonders ereignisreich.

Montag, 24. Dezember 2012, Curacao Marine, Hl. Abend

Einkaufen sollte ich. Also wird das Fahrrad frisch aufgepumpt und los geht es, zunächst zu Island Water World und Budget Marine, wo ich mir mit ein paar Curryklemmen, Klappschäkeln und Blöcken meine „Weihnachtsgeschenke“ einkaufe. Dann geht es zum Albert Hejn, insbesondere, weil ich frisches Gemüse brauche, aber ich entdecke dann doch noch ein paar andere Leckereien, wie diese tolle Ferrero Sortimentsbox mit Rocher, Mon Cherie und Pocket Coffee. Wie ich später feststelle, ist alles top-frisch, nicht so alt wie die Ritter-Sport Marzipan, die ich neulich gekauft hatte, ohne auf das MHD zu schauen.

Heute ist nach dem Einkaufen arbeitsfreier Tag. Am Nachmittag setze ich mich mit dem Bauhaus und dem neuen Angel-Guide für Cruisers ins Cockpit und lasse mir die italienischen Pralinen zum Kaffee schmecken. Zwischendurch freue ich mich über die immer noch eingehenden emails mit Weihnachtsgrüßen. Vielen Dank an alle, die mir geschrieben haben.

Am Abend bin ich mit Nelly und Peter zum Essen in Punda verabredet. Erstmals seit 6 Wochen ziehe ich geschlossene Schuhe, Strümpfe, lange Hose und langärmeliges Hemd an und mache mich auf den Weg zum Bus-Terminal. Die Aluas haben Pech, denn der Bus fährt heute nicht. So müssen sie 20 Dollar fürs Taxi ausgeben. Wir entscheiden uns für eines der Restaurants am Meer und haben eine gute Wahl getroffen. Das Essen ist ausgezeichnet, auch wenn mein Tunfisch nicht rare, sondern fast well-done ist. Musikalische Untermalung gibt es durch einen Trompeter, der neben der weihnachtlichen Beleuchtung für entsprechende Stimmung sorgt. Gegen halb elf brechen wir auf, doch wie es aussieht, haben Nelly und Peter auch jetzt Pech, was einen Bus angeht. Auch Taxis finden wir zunächst nicht.

Ich mache mich zu Fuß auf den Weg zur Marina und hoffe, dass die beiden schnell einmal fündig werden. Auf dem Rückweg schaue ich noch kurz in eine Kirche hinein, in der bereits einige Menschen sitzen und Musik vom Band läuft. Offenbar findet hier eine Mitternachtsmesse statt, die sogar von Kameras aufgezeichnet wird, aber eine ganze Stunde warten mag ich nicht. Die Christmessen sollen stark besucht sein. Die Bescherung findet hier übrigens wie in den angelsächsischen Ländern am Morgen des ersten Weihnachtstages statt.

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Meine Nachmittags-Lektüre: Die Panama-Bibel und das Angel-Kompendium

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Weihnachtliche Deko im Restaurant direkt am Meer

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Abendessen mit Nelly und Peter im Scampi’s

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Das gute Essen wird stimmungsvoll unterstrichen durch dezente Trompetenklänge

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Um 23 Uhr sind schon einige Menschen in der Kirche. Ob hier um 24 Uhr die Sitzplätze knapp werden?

Sonntag, 23. Dezember 2012

Regen

Freitag, 21. Dezember 2012, Curacao Marine, Ausflug nach Punda

Am Vormittag noch ein paar kleinere Bastelarbeiten, u.a. konstruiere ich einen Feststeller für die WC-Tür. Mittags erwarte ich dann die Aluas am Busterminal. Wir gehen gemeinsam in einem Straßenlokal im Zentrum von Punda essen und dann führe ich die beiden zu den m.E. interessantesten „Sehenswürdigkeiten“ beidseits des Kanals. Am Nachmittag gehen Nelly und Peter noch mit zur Marina, um sich einmal diesen Betrieb hier anzusehen. Wir trinken etwas an Bord, tauschen ein paar seglerspezifische Computererfahrungen aus und dann machen sich die beiden wieder auf die Socken, um den 17 Uhr Bus zu erwischen.

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Bisher wurde die Tür von einem Gummistropp aufgehalten, nun ist mir etwas anderes eingefallen. Die klassischen Türfeststeller, wie Haken oder Schnapper lassen sich hier nicht einsetzen, weil die Bad-Tür rückwärtig gegen die Plexiglastür der Dusche schlägt

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Eine bisher noch unentdeckte Kirche in Otrabanda

 

Samstag, 22. Dezember 2012, Curacao Marine, Regen, Regen, Regen

Schon mitten in der Nacht fängt der Regen an, und zwar ziemlich kräftig. Ich werde hin und wieder vom Getrommel der Tropfen auf Heck und Deck geweckt. Außerdem plagen mich ab 3 Uhr irgendwelche Moskitos, die beißen. Die Biester müssen verdammt klein sein, so dass sie durchs Mückengitter hindurchkommen. In den letzten Tagen habe ich etwa 1 Stunde vorm zu Bett gehen eine Anti-Mücken-Kerze im Schlafraum angezündet und dann zum schlafen die Türen geschlossen und die Kerze gelöscht. Frischluft gibt es durch 2 Fenster zum Cockpit, die eben mit diesen Mückengittern versehen sind. Das hat bisher ganz gut funktioniert, um so erstaunter bin ich heute. Also mache ich die Türen wieder auf und schmeiße den elektrischen Gelsenstecker (wird in die 220 V Steckdose gesteckt und verdampft eine mückenfeindliche Flüssigkeit) wieder an, der die Biesterchen wirkungsvoll vertreibt. Aber mit neun juckenden Einstichen kann ich nicht gleich wieder einschlafen.

Der Regen hört und hört nicht auf und so fällt das Einkaufsprogramm in der Chandlery und auf dem schwimmenden Markt in Punda, das eigentlich auf dem Plan steht, aus. Statt dessen zwei kleine Projekte unter Deck: Vormittags werden die Gardinenstangen entrostet (ca. 2,5 – 3 h), am Nachmittag nähe ich einen Bändsel-Beutel aus den restlichen Stoffbeständen und höre währenddessen Pavarotti rauf und runter.  Erst gegen 15 Uhr lässt sich erstmals kurz die Sonne blicken. Auch an so einem Tag wird mir nicht langweilig. Zwischendurch lese ich immer mal wieder ein Kapitel im „Sturz der Titanen“ von Ken Follet.

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Die Gardinenstangen sind leider aus minderwertigem Material gefertigt, so dass sie ständig Rost ansetzen, der alle paar Monate mal beseitigt werden muss

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Am Nachmittag schneidere ich so eine Art Klammerbeutel für das Bändselzeug, was man immer mal schnell zur Hand haben muss

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Freitag, 21. Dezember 2012

Vorsegel-Test

Donnerstag, 20. Dezember 2012, Curacao Marine, Einkauf und Vorsegel-Test

Am Vormittag fahre ich mit dem Gratis-Supermarktbus (das ist bei denen Kundenservice) zum Spar nach Vreugdenhill. Mit mir im Bus sitzt eine Holländerin, deren Bavaria gerade hier auf dem Trockenen steht. Sie und ihr Mann segeln schon seit 16 Jahren Vollzeit und sind seit 2001 in der Karibik. Sie haben schon so einiges erlebt, unter anderem einen Blitzeinschlag hier in Curacao. Sämtliche Elektronik hin. Die Versicherung hat zwar gezahlt, aber es hat ein Jahr gedauert, bis alle Ersatzteile auf der Insel und eingebaut waren. Der Supermarkt ist ganz gut sortiert, aber das meiste Obst und Gemüse gibt es ausschließlich aus dem Kühlregal, was zur Folge hat, dass z.B. die Tomaten gerade mal zwei Tage halten.

Nachdem ich nun den neuen Topnanten eingeschert habe und heute ein ganz passabler, von hinten einfallender Wind weht, beschäftige ich mich am Nachmittag mit dem Austesten verschiedener Varianten, den Spi-Baum zu setzen. Für die Genua sollte der Baum idealerweise eigentlich querab stehen, aber in dem Fall muss er zwischen den Vorderwanten und den Hauptwanten stehen, was ein nach vorne klappen beim Reffen unmöglich macht. Steht der Baum vor dem Vorderwant (was wir bisher immer so gehandhabt hatten), steht die Genua eigentlich zu bauchig und fällt schneller ein. Die gleiche Übung dann auch noch mit der Kutterfock. Testweise versuche ich auch, den Großbaum zum Ausstellen zu verwenden. Bin aber nicht sicher, ob das auf See praktikabel ist.

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Wie steht der Spi-Baum am besten und welche Leinen braucht es? Das kann man im Hafen deutlich besser ausprobieren, als auf See, wenn der Kahn in der Welle taumelt und man sich jedes mal angurten muss, wenn es aufs Vorschiff geht

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Mit dem Austesten verschiedener Varianten bin ich einige Stunden beschäftigt

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Auch für die neue Kutterfock hat der Spi-Baum die richtige Länge

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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Neuer Topnant Beschlag

Mittwoch, 19. Dezember 2012, Curacao Marine, Montage Topnant Beschlag

Vormittag und früher Nachmittag gehen drauf mit der Montage des Topnant-Beschlags; nach einer kleinen Snack-, email- und lese-Pause steige ich dann bei schon tiefer stehender Sonne noch mal in den Mast und mache eine gründliche Rigg-Inspektion. Am Abend kommen die restlichen Süßkartoffeln und fünf Zwiebeln in die Pfanne. Die Tage vergehen wie im Flug. Wie heißt der Hornbach Spruch noch? Es gibt immer was zu tun? Genau.

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Gute Vorbereitung ist alles, besonders, wenn man im Mast arbeitet und nicht alle Nase lang wieder runterkrabbeln will

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Erst kommen 5 mm Löcher in den Mast, dann wird ein M6 Gewinde reingeschnitten. Geht im Bootsmannsstuhl sogar halbwegs komfortabel. Man muss nur aufpassen, dass nichts runterfliegt. Vorsichtshalber habe ich die vorderen Kajütfenster trotzdem mit mit Polstern abgedeckt. Wäre doch zu dumm, wenn da ein Akkuschrauber durchsaust. Die gebogenen Frontfenster sind sicher nicht so leicht zu ersetzen, wenn davon eines kaputt geht

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Es laufen einige Kabel vorne im Mast und ich muss achtgeben, diese nicht anzubohren. Habe ich offensichtlich nicht, denn anschließend funktionieren Lichter, Radar und Windmessanlage immer noch. Ist doch schön

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Ja, der Arm ist lang genug, um nach getaner Arbeit  ein Selbstbildnis im Mast zu schießen

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Das war der Sinn der Übung …

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Free Spirit und Alua

Dienstag, 18. November 2012, Curacao Marine, Weihnachtspost und Happy Hour mit Free Spirit und Alua

Einen großen Teil des Tages verbringe ich mit dem Schreiben von Weihnachtspost. Dabei fällt mir auf, dass mir doch einige email-Adressen fehlen. Freunde und Verwandte, die also keine persönliche Post bekommen, mögen mir das nachsehen und auf diesem Wege die besten Wünsche für das Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr entgegennehmen.

Um halb Fünf mache ich mich auf die Socken zum Busterminal. Diesmal gibt es nur etwa 15 Minuten Verspätung. Um 18 Uhr bin ich dann in Spanish Waters, wo ich die Aluas und die Free Spirits bei der Happy Hour im Fischerhafen treffe. Wir verbringen zwei nette Stunden, plaudern über gemeinsame Bekannte, Curacao (da habe ich den anderen einiges an Erfahrung voraus) und Gott und die Welt. Dann muss ich mich wieder auf den Weg machen, um den Bus zu erwischen.

Da der Busfahrplan nur die Abfahrtszeiten in Punda enthält, kann man nur grob schätzen, wann er hier in Spanish Waters ankommt. Wenn er pünktlich in Punda losfährt und es keine Staus gibt, könnte er schon um kurz vor 20 Uhr da sein. Falls er aber schon mit Verspätung in Punda startet und viel traffic auf der Strecke ist, könnte er auch erst um halb Neun kommen. Zu allem Überfluss fängt es an zu regnen, als ich an der Haltestelle warte. Glücklicherweise habe ich meine leichte Regenjacke eingepackt und bin deshalb nur halbnass, als mich der Bus nach einer Viertelstunde Warten aufsammelt. Jetzt ist deutlich weniger Verkehr als auf der Hinfahrt und der Bus braucht nur die halbe Fahrzeit.

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Nettes Treffen mit Alex und John, Nelly und Peter. So “trocken”, wie es hier aussieht, war es allerdings nicht. Die Bierflaschen wurden gerade abgeräumt. Alex und John hatten wir zuletzt auf den Britisch Virgin Islands gesehen.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Wiedersehen mit den Aluas

Montag, 17. Dezember 2012, Curacao Marine, Treffen mit den Aluas in Punda

Ich mache mir Gedanken zur Installation eines Konterpunkts im Mast für den Spi-Baum-Topnanten. Der bisherige Topnant wurde umfunktioniert als Fall für das Kuttersegel, also muss eine neue Leine in den Mast. Leichter gesagt, als getan. Erstens braucht es einen Block im Mast, den es nicht gibt, und zweitens braucht es dafür eine Aufhängung. Ich werde ein Auge kurz oberhalb der ersten Saling an die Vorderseite des Masts schrauben müssen. Das Teil kann ich hier im Budget Marine Store auf dem Werftgelände kaufen. Drittens muss die Leinenführung überlegt sein, denn es braucht noch eine Umlenkrolle am Mastfuß und eine freie Klemme auf dem Kajütdach. Heute probiere ich mal alles provisorisch aus, um zu sehen, ob meine Gedanken sich umsetzen lassen. Wird schon werden.

Um kurz nach Elf mache ich mich auf die Socken in die Stadt. Gestern abend habe ich per email mit Nelly und Peter vereinbart, dass wir uns in Punda treffen. Wir sitzen zunächst an der Fußgängerbrücke und gehen dann später zum Essen in ein Lokal in der Nähe. Wir haben die nächsten Monate den gleichen Kurs und wollen, so oft es sich anbietet, gemeinsam segeln. Von den beiden erfahre ich, dass auch Alex und John von der Free Spirit in Spanish Water liegen. Die beiden haben wir zuletzt in den British Virgins gesehen.

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Beim Weg in die Stadt hat man von der Anhöhe immer einen schönen Blick auf die Marina. Es geht steil rauf und bis man diese Aussicht genießen kann, ist man schon ganz schön am schwitzen

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Wiedersehen mit Nelly und Peter, diesmal in Curacao. Im Sommer hatten wir uns einmal in Österreich, einmal in der Schweiz getroffen. Hier sitzt man gut, direkt am Schottegat. Fein vernebeltes Wasser aus Düsen unter den Sonnendächern sorgt für eine angenehme Verdunstungskühle

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Jedes mal wieder ein schöner Blick: Der Blick nach Otrabanda über den Kanal

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Auch heute bekommen wir wieder ein Dickschiff zu sehen, das von zwei Schleppern in offenes Gewässer bugsiert wird

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Dieser Mann läuft mit zwei Leguanen durch die Gegend. Man kann sie sich auf die Schultern legen und dann fotografieren lassen

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Der schwimmende Markt in Punda von der Rückseite. Hier kann man tatsächlich am besten frisches Obst, Gemüse und Fisch kaufen. In den Supermärkten gibt es Obst und Gemüse oft nur aus der Kühltheke und das Zeug wird dann extrem schnell matschig, schimmelig oder faulig

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Diese verfallene Farbkomposition steht direkt gegenüber des piekfeinen Archivo Nahonal, siehe oben

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Auf dem Rückweg zur Werft fällt dann der Blick auf das Security Storage Gelände. Hier hat die Gipsy 5 Monate auf dem Trockenen gestanden.

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Große Revision am Trailer. Bis zum 7. Januar werden keine Boote mehr ein- oder ausgewassert