Freitag, 23. März 2012

Culebrita

Mittwoch, 21. März 2012, von Punta Arenisca, Culebrita, nach Ensenada Dakity, Culebra
 
Den Vormittag verbringen wir noch mit schnorcheln und lesen vor Culebrita und ärgern uns zwischenzeitlich über zwei Charterkatamarane, die beim Ankern jede Menge Korallen zerstören, die Jahrhunderte gebraucht haben, um zu dieser Größe heranzuwachsen. Dabei gibt es um uns herum jede Menge Sandfläche mit 3 Meter Wassertiefe, allemal genug für die Kats, die meistens nur einen Meter Tiefgang haben. Eine französische Kat-Crew wirft den Anker fünf mal, mehr oder weniger an derselben Stelle und macht dabei alles falsch, was man falsch machen kann. Sie versuchen, den Anker in einen kleinen Sandflecken zu bekommen, der rings von Korallenblöcken umgeben ist. Der Anker selbst richtet damit zwar keinen Schaden an, wohl aber die Kette, die beim Schwojen des Schiffes die Korallen abrasiert wie ein Rasenmäher. Warum diese Idioten, und anders kann man sie wirklich nicht bezeichnen (denn die Bedingungen sind bestens, es herrscht null Seegang und wenig Wind), den Schaden durch das ständige Wiederholen noch vergrößern, erschließt sich uns nicht. Wir überlegen, ob wir uns einmischen sollen, entscheiden uns aber dagegen, denn nach ihnen kommt die nächste Truppe, und wir sind dann eh nicht mehr da.

Wenn die Umweltschutzbehörden ihre Korallen sichern wollten, dann sollten sie insbesondere in dieser Bucht mehr Mooringbojen auslegen und nicht prioritär an Stellen, wie der Dakity anchorage, wo ohnehin geringe Wassertiefen und ausschließlich Sandboden ist, man mithin wunderbar ankern kann und definitiv nichts dabei kaputt gehen kann.

Nach dem Mittagessen fahren wir wieder an unseren alten Ankerplatz hinter dem Riff bei Dakity, Culebra, um mal wieder gut ins Internet zu kommen. Ich will 50 Bilder auf die homepage laden. Nach der Hälfte der Arbeit stürzt mir der Speichervorgang ab und löscht den kompletten März. 15 Stunden Arbeit stecken sicher darin, wobei dort nicht das Schreiben und das Bearbeiten der Fotos eingeschlossen ist, sondern lediglich das Einstellen auf die site, was leider bei npage nur online passieren kann und deshalb etwas mühsam ist. Mit einem Trick und mehrmaligen Versuchen kann ich die Seite dann doch noch retten, gerate zuvor aber nicht unerheblich ins Fluchen. Damit das nicht noch mal passiert, greife ich die März-Seite nicht mehr an und mache eine neue page auf: März II
 
021b kiel u schiffsboden v unten
021a ron unterm kiel 
 
 
 
Dienstag, 20. März 2012, von Bahia Tortuga nach Punta Arenisca, Culebrita
 
Wir verlassen die Traumbucht mit den vielen Turtles um Zehn. Eine halbe Stunde später steuern wir einen Ankerplatz auf der Westseite von Culebrita an, Luftlinie nur wenige hundert Meter von der vorherigen Position entfernt. Es gibt 3 Moorings, aber alle sind belegt. Zum Ankern müssen wir uns zwischen einigen Korallenblöcken hindurchlavieren, um auf das türkisfarbene Wasser zu kommen, dass Sand signalisiert. Diese Flecken sind hier nicht besonders groß, aber bei 3 Meter Wassertiefe brauchen wir auch nicht so viel Kette.

Wir stecken 23 m, also ist auch der Schwojkreis nicht besonders groß. Beim Schnorcheln stellen wir fest, dass der coral patch, der nur eine halbe Bootslänge hinter uns liegt, gerade mal einen Meter (!) Wasser über sich hat. Das kleine Riff 20 Meter vor unserem Anker ist so dicht unter der Wasseroberfläche, dass man gerade noch drüberschnorcheln kann, ohne sich den Bauch aufzukratzen. So dicht haben wir die Korallen noch nie beim Schiff gehabt. Schnorchelparadies nicht nur vor der Haus- sondern schon vor der Etagentür.
 
 020a riff vor punta arenisca
Punta Arenisca, eine wunderschöne Ankerbucht zwischen Culebrita und Culebra. Das türkisfarbene Wasser ist etwa 3 Meter tief, über dem Korallenblock sind es vielleicht noch 30 Zentimeter
020b riff hinterm heck
020c ankerlieger vor punta arenisca
Auf dem Riff links neben der Saling steht an der flachsten Stelle noch etwa 1,20 Wasser
020d r im mast
 
020e abgerissene mooringleine
Mit diesen Schraubhaken sind die Mooringbojen im Boden befestigt. Hier ist eine abgerissen
 
 
 
Montag, 19. März 2012, Bahia Tortuga, Isla Culebrita, Leuchtturmbesteigung
 
Ich kann nicht mehr schlafen und sitze schon um 7 Uhr an Deck. Die Bucht und der Strand strahlen eine tiefe Ruhe und unendlichen Frieden aus. Außer mir ist noch niemand auf den Beinen. Ich genieße den Augenblick.

Nach dem Frühstück steht eine kleine Wanderung zum Leuchtturm, der auf einem 100 Meer hohen Hügel thront, auf dem Programm. Durch bewaldetes, oder besser gesagt, bebuschtes Terrain führt ein schmaler, ausgetretener Pfad zunächst zum Weststrand und dann hinauf. Überall krabbeln Einsiedlerkrebse herum und wir müssen achtgeben, nicht draufzutreten. Das ständige Rascheln auf den trockenen Blättern des Waldbodens kommt von Eidechsen, die zu zehntausenden auf diesem Eiland leben müssen. Unsere Erwartung ist nicht allzuhoch geschraubt, denn in unserem Segelführer ist vermerkt, dass es einen Zaun um den Leuchtturm gibt. Wir rechnen also nicht mit überwältigenden Ausblicken. Aber der Zaun ist mehr als löchrig und meine Begeisterung kennt keine Grenzen, als wir entdecken, dass sogar der Turm über eine zwar mehr als verrostete, aber dennoch gangbare Wendeltreppe zu besteigen ist. Im Kopf des maroden Steingemäuers erkennen wir dann auch, warum das Funkelfeuer, das von hier ausgestrahlt wird, so schwach leuchtet. Im Unterbau des Feuers ist eine der drei Streben wegkorrodiert und die Leuchte, die aus mehreren Lampen und Reflektoren besteht, 30 bis 40 Grad gekippt. Betrieben wird das ganze offenbar über Solarpanele und zwischengeschaltete Batterien. Da muss sich eine Behörde einmal Mühe gegeben haben, das Licht zum Brennen zu kriegen. Warum es dann nicht mehr langt, auch den Sockel zu reparieren, kann ich nicht nachvollziehen. Mit 5 Stunden Arbeit wäre das Ding prima instandzusetzen. So viel zum Thema, inwieweit man sich in der Karibik auf Seezeichen verlassen kann.

Der Ausblick von oben ist herrlich, aber auch das Gemäuer rings um den runden Turm herum lässt uns große Augen machen. Der Bau stammt aus dem Jahre 1880 und wirkt wie ein kleiner Palast. Sehr viele, extrem hohe Räume, Dächer gibt es keine mehr. Alle Böden mit Fliesen gekachelt. Wir kommen uns vor, als stünden wir in einer kleinen Schlossruine. Wieder gibt es Fotomotive ohne Ende. Am Abend rechne ich mal nach: Gestern und heute haben wir 340 Bilder mit der kleinen Olympus verschossen. Da braucht es wieder einige Zeit am Laptop, die besten für die homepage auszuwählen, und beim Rest zu entscheiden, welche auf der Festplatte verbleiben und welche zwecks Speicherplatzersparnis gelöscht werden sollen.

An diesem Abend sind nur noch Segler in der Bucht. Ein deutscher Skipper, der Charter fährt, bringt uns einige deutsche Zeitschriften, die seine Gäste mitgebracht haben. Am Strand erkennen wir Segler wieder, die wir in der Grenada Marine gesehen haben. Das Paar kommt aus Alaska und teilt sich das Jahr halbe halbe auf. 6 Monate in der Karibik, 6 Monate zu Hause. Der Skipper kennt Österreich recht gut. Er habe dort gelernt, wie man Kachelöfen baut. Dieses Wissen setzt er jetzt ein, um in seiner Heimat solche Wärmequellen zu verkaufen und herzustellen.
019a fast echter leguan
Dieses Palmenblatt haben wir von Bord aus zunächst für einen Leguan gehalten. Wie man sich täuschen kann

 019b mooringball am strand
Auf der Westseite von Culebrita liegt eine abgerissene Mooringboje am Strand. Später finden wir auch die verwaisten Grundhaken
019c conch mit inhalt
Diese Conch lag schon fast außerhalb des Wassers, lebt aber noch. Das Fleisch ist sehr fest. Wir haben sie in tieferes Wasser zurückgebracht
019d kaktus von oben
019e lighthouse ruine u culebra
Blick vom Leuchtturm auf Culebra …
 019f bahia tortuga von oben
… und auf die Bahia Tortuga. Ganz links ist unsere Gipsy IIII
 019g r blick über die kante
019o leuchtturm ohne dach  
 019i gekipptes leuchtfeuer
Solarbetriebenes Leuchtfeuer, dass sogar noch leuchtet, aber  leider nicht mehr in alle Richtungen scheint
 019j verrostete winsch vor tortuga

019k blick auf gipsy durchs schluesselloch

019k zwei straende hinter rost
019l bahia tortuga unter rost
019m blick auf puerto manglar
Blick auf Puerto Manglar, Ankerbucht im Osten Culebras
019n leuchtturm mit mauern

 019p kupferkrone am boden
Ehemaliges Kupferdach des Leuchtfeuers. Das hat wohl ein Hurricane abgeräumt

019q drei fenster u chr
019r chr unter felsen

 
 
Sonntag, 18. März 2012, von Ensenada Dakity nach Culebrita, Bahia Tortuga

Eine traumhaft ruhige Nacht liegt hinter uns als wir nach gemütlichem Frühstück um halb Zehn von Dakity losfahren. Es sind nur 6 Seemeilen, die wir vor uns haben. Es weht ein leichter Wind mit 8 bis 10 Knoten aus Nordost, also genau daher, wo wir hinwollen. Da wir zwischen Culebra und dem Außenriff nicht allzuviel Platz haben, macht Kreuzen unter Segeln keinen Sinn. Bei der Mini-Welle ist das Motoren auch kein Problem. Wir fahren streckenweise über 15 Meter tiefes Wasser und können den Grund unter uns erkennen.

Die Bahia Tortuga oder Turtle Beach hat für uns insofern etwas besonderes, als wir sehr schöne Erinnerungen daran haben. Damals, mit dem Katamaran Jonathan, waren wir die einzige Yacht in der wunderschönen Bucht mit dem hochfeinen Sand, den vielen Meeresschildkröten, den prächtigen Korallen, dem geschwungenen Strand und den Jacuzzis. Die Jacuzzis sind Pools auf der äußeren Luvseite der Bucht, die durch hereinbrandende Brecher gespeist werden. Als wir heute gegen 11 Uhr ankommen, liegen wohl schon etwa 20 Boote vor Anker oder an einer der 10 Moorings, beschriftet mit "daytime use only". Wir nehmen trotzdem erstmal eine dieser Bojen, schnorcheln eine Runde und fahren dann mit dem Dinghy an die beach. Überall stehen dezente Schilder in spanisch und englisch, die darauf hinweisen, dass dieses Naturschutzgebiet tagsüber geöffnet ist, was ja wohl im Umkehrschluss bedeutet: Nachts geschlossen. Diese Maßnahme soll wohl in erster Linie dem Schutz der Schildkröten dienen, die hier nachts zur Eiablage an den Strand kommen. Bis auf den Leuchtturm oben auf dem Berg gibt es an Infrastruktur nichts, wirklich gar nichts, keine Bar, keine Pommesbude, nicht mal ein schwimmender Entertainmentbetrieb.

Wir erwandern den gesamten Strand, wie vor 15 Jahren, bis zu den Felsen und den Jacuzzis im Nordosten der Insel. Wir können uns sehr gut erinnern. Abgesehen von der Tatsache, dass heute Mooringbojen ausliegen und deutlich mehr Boote da sind, hat sich nichts verändert. Diese Landschaft bietet Fotomotive ohne Ende. Wir lassen uns Zeit, erklettern die Felsen, baden in den Pools, machen einige verrückte Selbstauslöserfotos.

Als wir zum Dinghy zurückkommen, hat sich das Ankerfeld schon deutlich gelichtet. Fast alle Motorboote sind verschwunden und schließlich liegen außer uns noch 2 Katamarane, 2 Monos und 1 Powerboat in der Bucht. Es hat etwas Schwell rechtwinklig zur Windrichtung und deshalb gehen wir doch noch an den Anker, wobei wir eine Heckleine zur Boje auslegen, so dass wir nun den Wind von Steuerbord, die Dünung aber auf die Nase haben. Auch dieser Ankerplatz hat ein top ranking verdient.

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